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"Gestorben am heiligen Schabbat"
Pfaffenhausen (is) "Hier ruht der Kohen Menachem, Sohn des Samuels, ein gerechter und offenherziger Mann, der den Frieden liebte und sich dafür auch einsetzte", übersetzt Volker Rieß die hebräischen Schriftzeichen auf einem Grabstein im jüdischen Friedhof von Pfaffenhausen.
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Foto: FOTO IRENE SPIEGEL
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Jüdische Grabsteine haben mehr Text als die unseren. Denn der Verstorbene soll an seinem "ewigen Ort" auch in seiner Größe gewürdigt werden, und so werden auf der Grabstele immer auch seine Werte als Mensch genannt. Staunend lauscht die Hand voll Besucher des jüdischen Friedhofs in Pfaffenhausen den Ausführungen von Volker Rieß. Der Gymnasiallehrer und Kenner der jüdischen Kultur und Religion führte gestern Nachmittag interessierte Besucher durch das "Haus der Gräber", das anlässlich der Jüdischen Kulturtage in Bad Kissingen geöffnet war.

Der jüdische Friedhof in Pfaffenhausen ist mit 1100 Grabsteinen der Größte im Landkreis und auch der Älteste. Seine urkundliche Erwähnung erfolgte erstmals 1586 in der Fuldaer Judenordnung, doch nach Überlieferungen der jüdischen Gemeinde Würzburg ist er wesentlich älter. So soll bereits im 13. Jahrhundert hier ein Kind wohlhabender Juden beerdigt und damit das erste Grab gesetzt worden sein.

Beim Gang durch die Grabreihen in dem malerisch gelegenen Friedhof findet man Grabsteine von Juden aus der gesamten Region. Der Einzugsbereich des Bezirksfriedhofs reichte nämlich von Brückenau bis Bonnland und von Bad Kissingen bis Gemünden. Man geht sogar davon aus, dass ein Teilbereich des Friedhofs doppelt belegt ist. Genau recherchieren lässt sich die Zahl der Grabstellen aber nicht, weil viele der Sandgrabsteine bereits im Boden versunken oder zweckentfremdet worden sind. Für den Amtssitz Hammelburg und später für die Gemeinde Pfaffenhausen war der Friedhof dank seines großen Einzugsgebietes eine lukrative Geldeinnahmequelle. Bis 1801 wurden hier noch die Erthalschen Schutzjuden beerdigt. Ab 1938 durften dann keine Begräbnisse mehr stattfinden. Ein Pfaffenhäuser kann sich daran erinnern, dass das Leichenhaus später als Kindergarten genutzt wurde.

"Gestorben ist Menachem am heiligen Schabbat. Er möge eingebunden sein im Bunde des Lebens", übersetzt Volker Rieß noch die letzte Zeile der Grabinschrift und verteilt an jeden Besucher Waschzettel, auf denen das "Alephbeth", wie das Abc auf Hebräisch heißt, nachzulesen ist.

 
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