Es ist nicht leicht, die Anforderungen an einen guten Fürsten in Worte zu fassen. Als gesichert gilt eigentlich nur ein Kriterium: Wer den Namensgeber des großen Kissinger Heimatfests darstellen soll, sagt Cheforganisator Hubertus Wehner, muss ein gestandenes Mannsbild sein. Ein bisschen längere Haare konnten in den vergangenen Jahren offensichtlich auch nicht schaden. Einen Schnurrbart braucht er dagegen nicht unbedingt. Zumindest nicht privat. Für viele Darsteller kam die Berufung in das hohe Amt im Übrigen ziemlich überraschend. Gespräche mit ehemaligen Fürsten belegen das.
Schnurrbart ist nicht Bedingung
Bernd Faber, der die Aufgabe einmal, nämlich 1970, übernahm, erinnert sich, dass er damals mehr oder weniger zwangsverpflichtet wurde. Oberbürgermeister Hans Weiß habe ihn ins Rathaus beordert und ihm gesagt: „Du machst jetzt den Fürsten.“ Und da habe er eben den Fürsten gemacht.
Sonderlich tiefgründig sei seine Aufgabe damals nicht angelegt gewesen: „Wir wollten einfach Spaß haben und sind mit den Panduren schon am Samstag von Wirtschaft zu Wirtschaft gefahren.“ Auf den Ball habe er sich jedoch schon besonders konzentriert. Denn da habe er seine „erste größere Ansprache“ gehalten.
Georg Friedrich übte das Amt zweimal aus, 1980 und 1981. In den Augen des damaligen Festkoordinators Edi Hahn hatte er sich offenbar unter anderem als Büttenredner der Närrischen Gesellen qualifiziert.
Aus Quellenkönigin wird Ehefrau
Eine Besonderheit des Kapitels Georg Friedrich im Buch der Fürsten ist seine Verbindung zur Quellenkönigin. Edi Hahn habe ihm erlaubt, sich die Quellenkönigin selbst auszusuchen. Und da habe er natürlich seine Verlobte Gabriele Boddenberg erwählt. Als die beiden im Jahr darauf noch einmal als Fürst und Quelle amtierten, waren sie schon verheiratet.
Auch wenn es im einen Jahr sehr heiß und im anderen verregnet gewesen sei, habe die Rolle damals großen Spaß gemacht. Noch heute betrachte er Rakoczy als eine Pflichtveranstaltung.
Viermal, von 1998 bis 2001, verkörperte Fritz Angerer den Gastgeber des großen Kissinger Heimatfestes. Bei der Entscheidung, die Rolle anzunehmen, spielte seine Frau eine große Rolle. Sie riet ihrem Mann anzunehmen, als Cheforganisator Hubertus Wehner ihm die Rolle anbot. Angerer nahm an und kam bei seinen Auftritten in der Uniform Wehners Vorstellung vom gestandenen Mannsbild durchaus nahe.
Er habe die Rolle eher spontan ausgefüllt, ohne auf fürstliches Verhalten abzuzielen. Die Familie habe das aber manchmal anders empfunden. „Jetzt bist Du wieder Fürst“, habe nicht nur seine Frau manchmal gesagt.
Gepflegte Aussprache
Wichtig für einen guten Fürsten sind gepflegte Aussprache und angemessene Kenntnisse für die Schreibweise des eigenen Namens. Den Sprechtest haben die befragten Ex-Darsteller allesamt bestanden. Das in Bad Kissingen nach wie vor gern gebrauchte, aber leider grundfalsche „Rakotschi“ kommt keinem von ihnen über die Lippen. Note eins verdient sich, wer das „a“ im Namen des ungarischen Freiheitshelden glockenhell intoniert und auf der ersten Silbe betont.
Rákóczi oder Rakoczy
Wie man den Fürsten sowie die nach ihm benannte Quelle und das ebenfalls ihm gewidmete bedeutendste Festes der Stadt richtig schreibt, darüber gab es vor wenigen Jahren eine Aufsehen erregende öffentliche Diskussion. In Frage kommen zwei Möglichkeiten: die ungarische, also richtige Schreibweise Rákóczi und das kissingerische Rakoczy. Am Ende schlug die Stadt folgende Regelung vor: Geht es um die historische Person des Fürsten Ferenc Rákóczi, findet die historische Schreibweise Anwendung. Sind die Quelle oder das Fest gemeint, schreibt man Rakoczy. Viele halten sich daran. Aber nicht alle.
ONLINE-TIPP
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