LKR Bad Kissingen
Gespräche statt Noten
Am Freitag ist an den Schulen in Bayern der offizielle Tag, die Zwischenzeugnisse auszugeben. Doch nicht jeder Schüler bekommt eines.
"Leise rieselt die Vier, auf das Zeugnispapier ..." - ein Lied, das sicherlich viele kennen und auch gesungen haben. Jedoch vor vielen Jahren. Meistens, kurz bevor es die Zwischenzeugnisse gab, zur Melodie von "Leise rieselt der Schnee". Schließlich war man früher gespannt darauf, welche Note in der Zeile für Mathematik oder Deutsch stand. Heute hingegen ist das ganz anders.
Nur noch relativ wenige Schüler bekommen ein Zwischenzeugnis überreicht, so etwa an der Realschule oder an der Berufsschule Bad Kissingen. An der Grundschule in Bad Bocklet gibt es diese gar nicht mehr. Seit zwei Jahren werden stattdessen sogenannte Lernentwicklungsgespräche geführt. "Wir haben bis jetzt nur gute Erfahrungen damit gemacht", sagt Schulleiterin Ursula Plohnke. Neben einem Elternteil und dem Klassenlehrer nimmt auch das Kind an dem Gespräch teil.
Im Vorfeld bekommen die Jungen und Mädchen individuelle Bewertungsbögen, auf denen sie ihre eigenen schulischen Leistungen und ihr Sozialverhalten einschätzen. "Bei den Schulanfängern werden Symbole angewendet", fügt Plohnke hinzu. Zwangsläufig fragt man sich: Ist nicht so manches Kind mit der Selbsteinschätzung überfordert? Können Grundschüler überhaupt beurteilen, ob sie gut lesen, schreiben, rechnen oder, ob sie ordentlich sind. Doch die Schulleiterin gibt Entwarnung: "Die Kinder können das schon sehr gut", schildert sie ihre Erfahrungen. Vor allem Jungen und Mädchen mit geringem Selbstbewusstsein profitieren von den Lernentwicklungsgesprächen. "Weil man ihnen genau sagen kann, was sie gut machen, und, was noch nicht so gut klappt", sagt die Pädagogin.
Eine Note auf dem Zeugnis hingegen vermittle das nur bedingt. "Schließlich kann eine Drei in Mathematik für manchen Schüler eine gute Leistung sein, für einen anderen nicht", weiß sie. In dem Lernentwicklungsgespräch kann das sowohl den Eltern als auch dem Kind erklärt werden. "Am Ende verabreden wir mit dem Kind eine Lernvereinbarung", erklärt die Schulleiterin. Heißt, dass ein Kind sich verbindlich vornimmt, künftig beispielsweise seine Hausaufgaben ordentlicher zu machen. Oder, dass es sich im Lesen verbessern will und dafür mehr übt. "Ich finde das sehr gut. Die Kinder bekommen so schon früh ein Bild über ihre Leistungen." Zwei Mal pro Schuljahr werden in Bad Bocklet solche Gespräche geführt.
Erst am Ende der zweiten Klasse erhalten die Kinder ein Ganzjahreszeugnis mit Noten - ebenso in der dritten und vierten Klasse. In Letzterer gibt es heute aber noch nicht das Übertrittszeugnis, sondern nur einen Zwischenstand. "Es ist eine Richtschnur, denn es werden ja noch Arbeiten geschrieben", sagt Plohnke. Generell findet sie, habe sich der Stress um den Übertritt an eine weiterführende Schule seit Einführung der Lernentwicklungsgespräche entspannt. Schließlich wüssten alle Beteiligten, wo das Kind steht. "Eltern sollten ihr Kind so annehmen, wie es ist und es begleiten", empfiehlt die Schulleiterin. Nicht jedes sei schon nach der vierten Klasse für das Gymnasium geeignet. Zudem sei das bayerische Schulsystem offen. "Es gibt später noch genügend Gelegenheiten das Abitur zu machen", fügt sie hinzu.
Auch an den weiterführenden Schulen wird es heute kaum Zwischenzeugnisse geben. "Wir haben die schon vor sechs Jahren abgeschafft", sagt Frank Kubitza, der Schulleiter des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen. Stattdessen bekommen die Schüler zwei Mal im Jahr einen detaillierten Notenspiegel. Auch an der Staatlichen Realschule gibt es Änderungen.
Die Schüler dort bekommen eines - und erstmals einen Notenausdruck dazu. "Die Eltern sollen jede Note ihres Kindes genau wissen", erklärt Schulleiter Torsten Stein. Schließlich erkläre der detaillierte Notenspiegel, ob eine Drei im Zeugnis zu Note zwei tendiert oder zu einer Vier. Erst im August hat der Pädagoge das Amt des Realschulrektors übernommen, zuvor war er Leiter der Realschule Bad Brückenau. Dort gab es in den vergangenen Jahren keine Zwischenzeugnisse mehr, sondern "nur" einen Zwischenbericht für die Jungen und Mädchen der fünften bis achten Klasse. "Nun denke ich darüber nach, das auch an der Bad Kissinger Realschule einzuführen", sagt er. Schließlich habe in diesen Jahrgangsstufen das Zwischenzeugnis keine solch starke Gewichtung wie in der neunten und zehnten Klasse. "Diese Schüler brauchen die Halbjahreszeugnisse, um sich zu bewerben - um Ausbildungsplätze oder für den Besuch einer weiterführenden Schule", erklärt Stein.
Auch an der Mittelschule Burkardroth werden heute Zwischenzeugnisse ausgegeben. "Es ist eine Zwischenbilanz der geleisteten Arbeit. Zudem wissen die Schüler, wo ihre Stärken und ihre Schwächen liegen", betont die stellvertretende Schulleiterin Heidrun von Schön.
An der Staatlichen Berufsschule Bad Kissingen werden heute ebenfalls Zeugnisse verteilt. "Aber nur an die Schüler der Vollzeitklassen", erklärt eine Mitarbeiterin der Schulverwaltung. Dazu gehören die angehenden Schreiner, Zimmerer und Hotelfachleute, die das Berufsgrundjahr (BGJ) absolvieren. Parallel dazu erhalten die Flüchtlinge, die an der Schule unterrichtet werden, Leistungsnachweise. "Doch bei ihnen wird eingeschätzt, ob sie beispielsweise einen guten Wortschatz haben", sagt sie.
Nur noch relativ wenige Schüler bekommen ein Zwischenzeugnis überreicht, so etwa an der Realschule oder an der Berufsschule Bad Kissingen. An der Grundschule in Bad Bocklet gibt es diese gar nicht mehr. Seit zwei Jahren werden stattdessen sogenannte Lernentwicklungsgespräche geführt. "Wir haben bis jetzt nur gute Erfahrungen damit gemacht", sagt Schulleiterin Ursula Plohnke. Neben einem Elternteil und dem Klassenlehrer nimmt auch das Kind an dem Gespräch teil.
Im Vorfeld bekommen die Jungen und Mädchen individuelle Bewertungsbögen, auf denen sie ihre eigenen schulischen Leistungen und ihr Sozialverhalten einschätzen. "Bei den Schulanfängern werden Symbole angewendet", fügt Plohnke hinzu. Zwangsläufig fragt man sich: Ist nicht so manches Kind mit der Selbsteinschätzung überfordert? Können Grundschüler überhaupt beurteilen, ob sie gut lesen, schreiben, rechnen oder, ob sie ordentlich sind. Doch die Schulleiterin gibt Entwarnung: "Die Kinder können das schon sehr gut", schildert sie ihre Erfahrungen. Vor allem Jungen und Mädchen mit geringem Selbstbewusstsein profitieren von den Lernentwicklungsgesprächen. "Weil man ihnen genau sagen kann, was sie gut machen, und, was noch nicht so gut klappt", sagt die Pädagogin.
Vereinbarung über das Lernen
Eine Note auf dem Zeugnis hingegen vermittle das nur bedingt. "Schließlich kann eine Drei in Mathematik für manchen Schüler eine gute Leistung sein, für einen anderen nicht", weiß sie. In dem Lernentwicklungsgespräch kann das sowohl den Eltern als auch dem Kind erklärt werden. "Am Ende verabreden wir mit dem Kind eine Lernvereinbarung", erklärt die Schulleiterin. Heißt, dass ein Kind sich verbindlich vornimmt, künftig beispielsweise seine Hausaufgaben ordentlicher zu machen. Oder, dass es sich im Lesen verbessern will und dafür mehr übt. "Ich finde das sehr gut. Die Kinder bekommen so schon früh ein Bild über ihre Leistungen." Zwei Mal pro Schuljahr werden in Bad Bocklet solche Gespräche geführt.
Noch kein Übertrittszeugnis
Erst am Ende der zweiten Klasse erhalten die Kinder ein Ganzjahreszeugnis mit Noten - ebenso in der dritten und vierten Klasse. In Letzterer gibt es heute aber noch nicht das Übertrittszeugnis, sondern nur einen Zwischenstand. "Es ist eine Richtschnur, denn es werden ja noch Arbeiten geschrieben", sagt Plohnke. Generell findet sie, habe sich der Stress um den Übertritt an eine weiterführende Schule seit Einführung der Lernentwicklungsgespräche entspannt. Schließlich wüssten alle Beteiligten, wo das Kind steht. "Eltern sollten ihr Kind so annehmen, wie es ist und es begleiten", empfiehlt die Schulleiterin. Nicht jedes sei schon nach der vierten Klasse für das Gymnasium geeignet. Zudem sei das bayerische Schulsystem offen. "Es gibt später noch genügend Gelegenheiten das Abitur zu machen", fügt sie hinzu.Auch an den weiterführenden Schulen wird es heute kaum Zwischenzeugnisse geben. "Wir haben die schon vor sechs Jahren abgeschafft", sagt Frank Kubitza, der Schulleiter des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen. Stattdessen bekommen die Schüler zwei Mal im Jahr einen detaillierten Notenspiegel. Auch an der Staatlichen Realschule gibt es Änderungen.
Die Schüler dort bekommen eines - und erstmals einen Notenausdruck dazu. "Die Eltern sollen jede Note ihres Kindes genau wissen", erklärt Schulleiter Torsten Stein. Schließlich erkläre der detaillierte Notenspiegel, ob eine Drei im Zeugnis zu Note zwei tendiert oder zu einer Vier. Erst im August hat der Pädagoge das Amt des Realschulrektors übernommen, zuvor war er Leiter der Realschule Bad Brückenau. Dort gab es in den vergangenen Jahren keine Zwischenzeugnisse mehr, sondern "nur" einen Zwischenbericht für die Jungen und Mädchen der fünften bis achten Klasse. "Nun denke ich darüber nach, das auch an der Bad Kissinger Realschule einzuführen", sagt er. Schließlich habe in diesen Jahrgangsstufen das Zwischenzeugnis keine solch starke Gewichtung wie in der neunten und zehnten Klasse. "Diese Schüler brauchen die Halbjahreszeugnisse, um sich zu bewerben - um Ausbildungsplätze oder für den Besuch einer weiterführenden Schule", erklärt Stein.
Auch an der Mittelschule Burkardroth werden heute Zwischenzeugnisse ausgegeben. "Es ist eine Zwischenbilanz der geleisteten Arbeit. Zudem wissen die Schüler, wo ihre Stärken und ihre Schwächen liegen", betont die stellvertretende Schulleiterin Heidrun von Schön.
An der Staatlichen Berufsschule Bad Kissingen werden heute ebenfalls Zeugnisse verteilt. "Aber nur an die Schüler der Vollzeitklassen", erklärt eine Mitarbeiterin der Schulverwaltung. Dazu gehören die angehenden Schreiner, Zimmerer und Hotelfachleute, die das Berufsgrundjahr (BGJ) absolvieren. Parallel dazu erhalten die Flüchtlinge, die an der Schule unterrichtet werden, Leistungsnachweise. "Doch bei ihnen wird eingeschätzt, ob sie beispielsweise einen guten Wortschatz haben", sagt sie.
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