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Bad Kissingen
Geschwister-Trio gibt besondere Premiere
„Starschülerin“ Nina Schroll kam mit ihren Brüdern. Was die drei, die zum ersten Mal zusammen auf einem Podium standen, darboten, war außerordentlich spannend
Zum ersten Mal spielten die drei Geschwister Schroll bei der Matinee classique des Kissinger Winterzaubers gemeinsam auf einem Podium.       -  Zum ersten Mal spielten die drei Geschwister Schroll bei der Matinee classique des Kissinger Winterzaubers gemeinsam auf einem Podium.
Foto: Thomas Ahnert | Zum ersten Mal spielten die drei Geschwister Schroll bei der Matinee classique des Kissinger Winterzaubers gemeinsam auf einem Podium.
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 27.01.2024 02:47 Uhr

Ein Geheimtipp sind die „Matinées classiques“ des Kissinger Winterzaubers schon lange nicht mehr. Es hat sich herumgesprochen, dass Thomas Friedrich , der Chef der Schlagzeugerausbildung an der Städtischen Musikschule Bad Kissingen , hervorragende Kontakte nicht nur zum eigenen Haus (natürlich!), sondern auch zu den weiträumig umliegenden Musikschulen, Akademien und Hochschulen hat und in den Vormittagskonzerten keineswegs nur angehende Paukisten und Trommlerinnen präsentiert, die kennenzulernen sich lohnt.

Und so ist es kein Wunder, dass trotz der lästig frühen Zeit und der ungemütlichen Witterung sich auch jetzt erstaunlicherweise viele Menschen auf den Weg in den Rossini-Saal gemacht hatten.

Thomas Friedrich hatte es sich dieses Mal geradezu leicht gemacht. Vor etwa einem Jahr hatte er seine „Starschülerin“ Nina Schroll gefragt, ob sie im Winterzauber 2023 eine Solomatinée spielten wolle. Um sie musikalisch einordnen zu können: Sie hatte beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ vorher den 2. Platz erreicht! Damals war sie 14 Jahre alt. Sie sagte zu, aber unter der Bedingung, dass ihre beiden älteren Brüder Philipp und Louis mit ins Boot kommen. Auch sie waren mal Schüler von Thomas Friedrich . Es gab keinen Einwand, und so wurde das Solokonzert zu einem Familientrio. Zum ersten Mal spielten die drei Schrolls gemeinsam auf einem Podium.

Entscheidend war das Wie

Der Effekt war erstaunlich. Es war, wenn man ehrlich ist, vollkommen egal, wie die acht aufgeführten Stücke hießen und sogar, wer sie komponiert hat: ob das Ivan Trevinos „Catche Shadows“ oder Eckhard Kopetzkis „Three Elements“ oder „El Matador“ war, Nils Rohwers „Damals Dance“ oder Paul Smadbecks „Rhythm Song“ oder „Carousel“ von David Friedman und Dave Samuels – alles bekannte Namen in der Szene und alles Stücke im oberen Bereich der Schwierigkeitsskala.

Entscheidend war das Wie. Denn es genügt ja nicht, zwei Marimbas, zwei Drumsets, zwei große Pauken und weiteres Zubehör auf der Bühne aufzubauen und draufzuhauen. Denn schließlich soll ja aus den Geräuschen Musik werden. Und wie wurde das außerordentlich spannend! Das lag zum einen an der großen Virtuosität und extremen Präzision, mit der die Schrolls allein, zu zweit oder zu dritt musizierten, wie sie auch in den turbulentesten Phasen sehr genau aufeinander hörten, wie sie den gleichen Atem hatten und immer genau wussten, was der andere tat – und das mit einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit, die auf jede virtuose Gestik verzichtete.

Gespür für unglaubliche Spannung

Aber vor allem war es natürlich das Gespür der drei für eine spannende Gestaltung, für ein Ausreizen der klanglichen Variationsmöglichkeiten, der Akzentuierungen, des Verschmelzens von Melodie und Rhythmus, für spannende Crescendi und Decrescendi, für überraschende Rhythmus- und Klangfarbenwechsel, die die Zuhörer fesseln konnten. Selbst als eingefleischter Streicher musste man zugeben, dass diese Musik, wenn sie derart substanzreich gespielt wird, spannender ist als so manches Streichquartett, weil sie viel mehr Möglichkeiten für Veränderungen bietet, weil sich bei dieser Art von Percussionmusik jeder Ton in Farbe, Ausdruck, Lautstärke vom vorausgehenden unterscheiden kann, weil die Musik nicht wirklich vorhersehbar ist – außer bei einem Trommelwirbel. Das würde man sich von manchem Streichquartett auch wünschen. Nein, es war ein absolut fesselndes Musizieren.

Plötzlich saß da der Komponist auf der Bühne

Bei zwei Werken waren Gäste mit im Spiel. Bei „Ghanaia“ für Marimbaphon und Schlagwerk setzte sich neben Nina Schroll (für das Publikum überraschenderweise) der Komponist: Matthias Schmitt war spontan aus Würzburg gekommen und grundierte und verdichtete mit einer Handtrommel die Klänge der Marimba.

Bei Kopetzkis dreisätzigem „Three Elements“ für Marimba und Klavier war Fiona Holzapfel sehr kurzfristig eingesprungen und schlug sich ausgezeichnet: Sie reagierte perfekt auf die messerscharf konturierten Marimbaklänge, und sie ließ sich auch von den kompliziertesten Rhythmen bei hohem Tempo nicht aus der Spur bringen.

Drei Virtuosen auf einer Trommel

Das letzte Stück wirkte wie ein Fazit des Ankommens. Der serbische Perkussionist Nebojša Jovan Živković hatte sein Stück „Trio per Uno “ genannt, und das war es auch. Die drei Schrolls versammelten sich um eine große Trommel und hatten alle kleine Zusatzgeräte. Sodann begann eine Auseinandersetzung mit höchster Intensität und Virtuosität, mit der alle drei zwar forciert spielten, sich aber nicht in die Quere kommen durften. Das ging atemberaubend gut. Als Zugabe gaben die drei den Beifall mit einem Stück Minimal Music zurück: „Clapping Music“ von Steve Reich .

 

Das haben wir auch vom Winterzauber berichtet:

 
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