Was Eva als Mittel der Verführung diente und als Logo eines Computerherstellers, das ist auch in der heimischen Region der Vorrhön gefragt: Der Apfel und das Streuobst.
Eine Rückbesinnung auf die Tradition des alten Obstanbaues gab es bei der Obstbaumversteigerung am Samstag in Untererthal. Erworben wurde nicht der ganze Baum sondern lediglich der Anspruch auf die Jahresernte. Zur Disposition standen rund 15 wohlschmeckende heimische Apfelsorten, die es selten oder gar nicht im Supermarkt gibt.
Ungespritzt und ohne jegliche Chemie genügen die heimischen Äpfel von den Streuobstwiesen höchsten Anforderungen in Sachen „Bio“. Freilich, oft seien die Oberflächen dieser Äpfel nicht so makellos und die Größe nicht so einheitlich wie bei den bilderbuchmäßigen Supermarktäpfeln, schildert Versteigerer Edwin Fella, der Vorsitzende des ansässigen Obst- und Gartenbauvereins.
„Unsere Äpfel sind auf gutem Ackerboden und in geschützten Lagen gewachsen, also von bester Qualität. Sie bieten einen so intensiven Geschmack, an den das Obst aus dem Supermarkt in der Regel nicht heran kommt“, weist Fella auch auf den Vorteil des kurzen Transportweges hin. „Das ist umweltfreundlich und erspart durch kurze Wege viel Kohlendioxid“, meint der Versteigerer. Es sei höchst bedenklich, wenn rund 80 Prozent des verbrauchten Obstes über weite Wege aus dem Ausland auf den Ladentisch kämen.
„Ich esse gerne Äpfel und freue mich schon jetzt auf den Most“, verrät Steigerer Wolfgang Jachmann. Bei einigen Bäumen hat er den Erntezuschlag erhalten. In seinem Hausgarten habe er keine Apfelbäume, deshalb nehme er diese Versteigerung wahr. „Nach der Ernte gibt es dann eigenen Apfelkuchen bei uns daheim“, vertraut Jachmann auf die Backkünste seiner Frau.
Auch werde ein Teil der Äpfel in Gläsern eingemacht oder zu Apfelbrei verarbeitet. Der übrige Teil seiner Apfelernte werde im Keller eingelagert. „Aber nicht neben den Kartoffeln lagern“, warnt Fella vor Kartoffelgasen, die Äpfeln im Laufe der Zeit den Geschmack rauben.
Am Ortsausgang Richtung Hammelburg fängt bei den Obstbäumen die Versteigerung der Ernten an. Kassier Gerhard Beck kennzeichnet diese Bäume mit dem Anfangsbuchstaben der Besitzernamen und dokumentiert in seinen Büchern den Versteigerungsvorgang. Weiter geht es zu den Bäumen am Talfluss, am Stiegel und am Flachsacker. Nach den weiteren Stationen am Weg zum alten Sportplatz und an der dicken Eiche endet der Obststrich.
Rund 50 Euro habe man für die Ernte der 35 Apfelbäume eingenommen, so Fella. „Die Ernte zu ersteigern ist äußerst günstig und entspricht einem Kilopreis von fünf Cent für die Äpfel“, bestätigt er. Birnen seien heuer außen vor, weil sie durch Frost geschädigt wurden und unter Gitterrost leiden, einer Krankheit. Auch Sommerhitze kann das Obst schädigen und führt in manchen Fällen zu winzigen Früchten.
Ob der Apfel erntereif ist und die nötige Süße für das Mostpressen hat, stellen Kundige anhand der Apfelkerne fest. Sind diese schon braun gefärbt, ist es so weit. Eine besonders tolle Süße hat der dunkelrote Apfel der Sorte „Jacob Fischer“, stellen die Teilnehmer der Versteigerungsaktion gemeinsam beim genüsslichen Hineinbeißen fest. Viele der insgesamt 120 Obstbäume sind mit weiteren Sorten veredelt. So tragen manche Apfelbäume mehrere Sorten wie zum Beispiel Boskop, Goldparmäne, Lohrer Rambur oder Ontario zugleich am Stamm. Das Veredeln ist Fellas Steckenpferd. Er gibt es jährlich in Kursen weiter.