Auf eine 100-jährige Geschichte kann der Gesangsverein "Sängerlust" Stralsbach zurückblicken. Der große Höhepunkt des Jubiläums ist die Auszeichnung des Vereins mit der Zelter-Plakette, der höchsten deutschen Auszeichnung für Amateurchöre.
Der Bundespräsident verleiht sie alljährlich an Chöre , die seit mindestens 100 Jahren ununterbrochen musikalisch wirken und sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben. Zusammen mit der Zelter-Plakette wird eine vom Bundespräsidenten unterzeichnete Urkunde überreicht. Diese besondere Ehrung durften Vertreter des Gesangvereins am 18. September in Gersthofen, entgegennehmen. Sie wurde vom Staatsminister Bernd Sibler , dem Präsidenten des Bayerischen Musikrates, Marcel Huber, und dem FSB-Vizepräsidenten Günther Schubert überreicht. Dazu waren die 1.Vorsitzende Nicole Schlereth, der stellvertretende Vorsitzende Ewald Schmück und Schriftführerin Stefanie Grom eigens nach Gersthofen gereist. Begleitet wurde der Vorstand von dem Gruppenvorsitzenden der Sängergruppe Bad Kissingen und stellvertretenden Sängerkreisvorsitzenden, Siegfried Gottwald. "Darauf kann Stralsbach stolz sein", betonte Gottwald im Rahmen der Jahreshauptversammlung.
Bereicherung für das gesellschaftliche Leben
Herzlich gratulierte auch Bürgermeister Daniel Wehner dem Verein für diese Auszeichnung. 100 Jahre Gesangsverein Stralsbach seien ein Grund für Stolz und Freude. Solch ein Jubiläum sei nur zu erreichen, wenn über Generationen hinweg das Herz der Menschen für Musik und Gesang schlage und sie sich über Jahrzehnte im Verein engagieren. Der Gesangsverein sei eine Bereicherung für das gesellschaftliche Leben im Markt Burkardroth und Stralsbach . Der Bürgermeister hofft, dass der Gesangsverein der Gemeinde noch möglichst lange erhalten bleibe.
Verlesen wurden Glückwunschschreiben vom Vorsitzenden des Sängerkreises, Paul Kolb , und von Pfarrer Stephan Hartmann.
19 aktive Sänger , 28 fördernde Mitglieder, darunter sieben Ehrenmitglieder gehören zum Gesangsverein Stralsbach . Aufgrund der Corona-Pandemie haben seit 2020 keine Proben und Auftritte mehr stattfinden können. Chorleiterin Ganna Kravchenko freue sich schon auf einen Neustart, um Sängern und Zuhörern das Herz mit Gesang zu erfreuen. Diesem Wunsch schloss ich auch ihr Stellvertreter Stefan Baron an.
Ehrungen
Christiane Wegemer und Stefanie Grom wurden für zehn Jahre aktive Mitgliedschaft und ihre Tätigkeiten im Vorstand vom Fränkischen Sängerbund mit der Ehrennadel in Bronze geehrt.
Für 10 jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Gabriele Hochrein, Klara Grom, Helene Müller und Anita Stanke. Seit 25 Jahren gehören Heinz Schmück und Waldemar Zellhan zum Verein. Sie sind fördernde Mitglieder. Seit 1956 ist Stefan Schlereth Vereinsmitglied, er ist Ehrenmitglied des Gesangsvereins . Mit allen Ehrungen des Fränkischen Sängerbundes wurde er im Laufe der 65 Jahre bedacht. Heuer galt es, ihm für die lange Mitgliedschaft Danke zu sagen.
Chronik
Das 100-jährige Vereinsjubiläum des Gesangsvereins Sängerlust Stralsbach war für den stellvertretenden Vorsitzenden Ewald Schmück Anlass, einen Blick in die Chronik zu werfen: Am 28. Januar 1921 wurde die "Sängerlust Stralsbach " ins Leben gerufen. Der Anstoß dazu ging von einer kleinen Gruppe junger, sangesfreudiger Stralsbacher Männer aus, die gelegentlich mit Theateraufführungen vor die Öffentlichkeit trat. Hauptlehrer Fries ließ sich zur Übernahme der Chorleitung bewegen. Zum Vorsitzenden wurde Anton Albert gewählt und das Gasthaus "Zum weißen Rössl" zum Vereinslokal erkoren. Heute ist der Gesangsverein in der alten Schule beheimatet.
Im Jahr 1930 erkrankte der Dirigent , so dass sich in den Jahren 1931 und 1932 die Vereinstätigkeit auf je eine Generalversammlung beschränkte. 1933 wurde der Verein wieder aktiv, wobei im Zuge der "Gleichschaltung" am 23. Mai 1934 eine neue Satzung nach dem "Führerprinzip" in Kraft trat. Es wurde eine neue Vereinsfahne beschafft, die bei den Schwestern in Burkardroth in Auftrag gegeben wurde. Am 26. April 1936 wurde die neue Fahne mit kirchlicher Weihe, Festzug und Feierstunde im Vereinslokal ihrer Bestimmung übergeben. Der Betritt des Gesangvereins zum Deutschen Sängerbund erfolgte im Januar 1934.
In der Zeit von 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde nur im Herbst und Winter geprobt, wenn die Feldarbeit ruhte. Der Zweite. Weltkrieg und die nachfolgenden Wirren legten die Vereinstätigkeit auf zehn Jahre still.
Am 6. November 1949 lebte der Verein wieder auf. Den Anstoß dazu gab der frühere Vereinsführer Albin Schmück, der wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Mit 36 Sängern wurde die "Sängerlust" sozusagen neu gegründet und meldete sich 1950 zum Wiedereintritt in den Deutschen Sängerbund . Als Chorleiter fungierte Hauptlehrer Diflo, der bereits vor dem Krieg als solcher für den Verein tätig war.
Goldene Jahre
Die 1950er Jahre waren goldene Jahre für den Männergesangsverein, der seine Sangesleistungen bei mehreren Wertungssingen unter Beweis stellte. 1954 wurden sie bei Sängerwettstreit in Bad Bocklet Erste. Im Juni 1955 wurde ein Volksliederabend veranstaltet. Das Theaterspiel wurde schon 1949 wieder aufgenommen und bis Ende 1961 fortgeführt. Von den Einnahmen konnten 1958 1000 Mark für die neue Orgel in der Ortskirche St. Oswald gespendet werden.
Aufgrund von Unstimmigkeiten kam es Mitte der 1960er Jahre zu einen Wechsel in der Chorleitung , die schließlich von Lehrer Hubert Wolf übernommen wurde, der 1967 von Oswald Straub abgelöst wurde. Im März 1968 übernahm Rudolf Dutz die Chorleitung . Unter seiner Leitung wurden fünf Liederabende veranstaltet. Im übrigen wurde die Probenarbeit über das ganze Jahr ausgeweitet.
Den 50. Geburtstag der "Sängerlust" feierte der Verein am 17. und 18. Juli 1971 auf dem Gelände der DJK Stralsbach mit Hunderten von Sängern und Sängerinnen aus 30 Gastvereinen. Die folgenden Jahre blühte das Vereinsleben wie nie zuvor auf.
Die Niederschrift spricht von 1975 als einem Rekordjahr hinsichtlich der vielen Festbesuche, Liederabende und sonstigen Veranstaltungen. Die Niederschriften über die Jahreshauptversammlungen der "Sängerlust" geben seit Anfang der 1980er Jahre Auskunft darüber, dass es an Sängernachwuchs mangele. Die Sängerschar reduzierte sich Jahr für Jahr. Doch gezielte Werbeaktionen waren von Erfolg gekrönt.
Als Zeitraum der sängerischen Höhepunkte in jüngerer Vergangenheit können durchaus die 1990er Jahre genannt werden. Neben diversen Auftritten des Gesangvereins im Rahmen der Gruppenkonzerte der Wandelhalle in Bad Kissingen und selbst veranstalteten Liederabenden in Aschach muss das bisher einmalige Chorwochenende im Herbst 1996 in Schney bei Lichtenfels genannt werden, mit einem Auftritt der Sänger im Bamberger Dom. 1999 nahm der Chor am Chorkonzert des Sängerkreises Schweinfurt in Sömmersdorf teil, an dem über 1000 Zuhörer teilnahmen. Seit 1997 finden im zweijährigen Rhythmus Weihnachtskonzerte in der Stralsbacher Kirche statt, die der Gesangverein aktiv mit gestaltet.
Projektchor gegründet
Ein neues Zeitalter des Männergesangvereins begann im Jahr 2008. Es wurde ein gemischter Projektchor gegründet. Von September 1979 bis Ende 2015 übte Walter Stark das Amt des Chorleiters aus. Heute ist er Ehrenchorleiter und Ganna Kravchenko steht dem Chor als musikalische Leiterin vor.
Unter ihrer Regie wurde im März 2016 der Kinderchor "Hügellerchen" gegründet, damit vollzog sich eine völlig neue Ausrichtung des Gesangvereins und die Nachwuchsarbeit rückte in den Vordergrund.
Mit der Übergabe der Zelter-Plakette an den Verein schließt die Chronik im Jahr 2021. Der langjährige Vorsitzende Ewald Schmück wünscht der "Sängerlust Stralsbach 1921", dass es auch weiterhin gelingen möge, den nötigen Idealismus und die Tatkraft aufzubringen, um auch in Zukunft den Bestand des Vereins sicher zu stellen.