
Rätselhaftes am Rathaus . Ein Gerüst, das die Höhe des Außenbalkons erreicht, steht seit mehreren Tagen vor dem Eingangstor. Was hat es damit auf sich? In Zeiten einstürzender Brücken und verfallender Gebäude macht sich so mancher Bewohner oder Besucher der Stadt seine Gedanken zum (inzwischen abgebauten) Gerüst-Stangenwald vor dem Bürgermeister-Amtssitz, der weder neu getüncht noch gestrichen wird.

Doch nein, das imposante Gebäude, das vor rund 600 Jahren Baumeister Johannes Schoner plante, ist nicht baufällig und fällt auch nicht der Spitzhacke zum Opfer – trotz des nebenstehenden Bürgerhauses und ambitionierter, raumsuchender Grundstücksbesitzer an der Peripherie von Hammelburgs „guter Stube“. Vielmehr soll der imposante Treppengiebelbau noch länger bestehen und muss gewartet und gepflegt werden, um Schäden vorzubeugen.

In diesem Zusammenhang bewährte sich seit Jahren der Steinbildhauer Clemens Muth aus Ebensfeld, der seinen Betrieb inzwischen an seinen Sohn Luciano weitergab. In Erinnerung an des Vaters Arbeiten am Kapellenkreuzweg, die 14 Stationen vom Franziskanerkloster bis hinauf zur Kreuzigungsgruppe unterhalb des Schloss Saalecks und seine kürzlich durchgeführten Reparaturen am Nepomuk vor dem Bürgerspital, ist die Firma aus der Nähe von Staffelstein in der Saalestadt wieder am Werk.
Zahn der Zeit nagt
Der Balkon und die mächtige Steinumrahmung des Frontportals hatten unter dem Zahn der Zeit und dem des Wetters gelitten. Der Austritt, von dem die Granden Hammelburgs sich feiern ließen oder den Bewohnern diktierten, erfuhr zunächst eine gründliche Reinigung, bei der Moose und Flechten entfernt wurden.
Wasser im Balkonboden
Dabei stellte sich heraus, dass auch Wasser in den Balkonboden eingedrungen ist, das sich aufstaute und Risse und Fugen hinterließ. Tauender Schnee und Regen erzeugten Frostschäden , die es zu beheben galt. Muth verfugte und verfestigte die Schäden von der Unterseite des Balkons.
Mit Farbe neu überstrichen
Am Torbogen des Rathauses zeigten sich schwarze Krusten, die die Umrahmung des Portals unansehnlich erscheinen ließen. Auch sie wurden entfernt und mit Sumpfkalkfarbe, ein altes Mittel angereichert mit Erdpigmenten und Eisenoxid, überstrichen. Im Vorfeld hatte die Fachfirma bereits an der Statue des Hl. Nepomuk – von den Heimischen „Johannes“ genannt – Konservierungsarbeiten, besonders an der Balustrade vorgenommen.
Kurioser Unfall
Dies rief auch den kuriosen Unfall ins Gedächtnis, als vor mehreren Jahren ein schweres Entsorgungsfahrzeug ungebremst in das Denkmal hinein rauschte. „Gottlob hat damals der Sockel nichts abgekriegt, sonst wäre es problematisch geworden“, kommentiert Clemens Muth, der seinerzeit den Schaden behob.
Relief repariert
Auch im vergangenen Jahr war der Steinbildhauer mit seinem Team in der Umgebung der Saalestadt unterwegs. So am Kapellenkreuzweg, den er inspizierte und kleinere Schäden behob, und an der „Siebenschläfer-Kapelle“ an der Auffahrt zur Bayerischen Musikakademie, wo er das Relief präparierte.
Im Gefolge hatte der Oberfranke diesmal eine junge Frau, die ihm bei der Arbeit „auf die Finger schaute“. Die 20-jährige Isabell Wagner kommt von der „Jugendbauhütte“ Regensburg und arbeitet in einem Freiwilligen, Sozialen Jahr (FSJ) im Betrieb.
Vorbereitung auf Studium
Hier will sie sich Orientierung und Vorbereitung für einen entsprechenden Studiengang erwerben. Die Steinmetz- und Steinbildhauer-Fachfirma bot dazu die Möglichkeit, denn sie ist auch unter Leitung des Sohnes ein Ausbildungsbetrieb.
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