Als vor einem Monat das Telefon bei Gerodas Bürgermeister Alexander Schneider klingelte, ahnte er noch nicht, dass der Fernsehsender TV Mainfranken am anderen Ende der Leitung ihm gleich einen ungewöhnlichen Vorschlag machen würde: Wenn er einverstanden sei, käme die Fernsehcrew mit einer Dorfwette in die Gemeinde, für deren Erfüllung sie 3000 Euro gewinnen könne. Sofort war klar, dass Geroda die Herausforderung annehmen würde und per Mundpropaganda wurde das ganze Dorf für diesen Termin mobilisiert.
Individuelle Wette für jedes Dorf
Bereits seit fünf Jahren fordert TV Mainfranken jährlich etwa fünf Gemeinden auf ihrer Dorfheldentour heraus, um vor Ort den Zusammenhalt zu stärken - jedes Dorf bekommt eine einzigartige Wette auf den Leib geschneidert. In anderen Orten sollte beispielsweise schon der Dorfplatz als Wild-West-Kulisse hergerichtet oder ein Kampf aus Robin Hood nachgestellt werden. Bei der Auswahl der Gemeinden versucht TV Mainfranken, dass möglichst alle Teile ihres Sendegebietes vertreten sind. Das Preisgeld stellt der Sender gemeinsam mit dem Sponsor DM-Drogeriemarkt. Eine Woche vor dem Wetttag hatten die Geröder bereits den Hinweis bekommen, dass ihre Wette etwas mit Wohlfühlen zu tun hat und man vermutete, dass aufgrund der Lage im Bäderdreieck bestimmt Wasser zum Einsatz kommen würde.
Als die Wette schließlich gegen 10 Uhr von den Moderatoren Daniel Pesch und Dany Füg verkündet wurde, war die Überraschung nicht groß als es hieß, der Festplatz solle in eine riesige Wellnessoase verwandelt werden. Um die Wette zu gewinnen, musste bis 15 Uhr auf dem Festplatz Folgendes vorhanden sein: Je vier Aromasaunen und Whirlpools, ein Kneippbecken, ein Dampf- und ein Schlammbad, eine Vitaminbar, ein Massagebereich, je 50 Yogis und Aufgussmeister, sowie 200 Bademantelträger. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, wollte man Bürgermeister Schneider als Buddha verkleidet in einem goldenen Schrein sehen.
Das hörte sich erst einmal unmöglich an, doch nachdem sich die Geröder vom ersten Schock über das Ausmaß der Anforderungen erholt hatten, wurde rasch ein Konzept entworfen und Arbeitsgruppen gegründet. Trotzdem war jetzt Kreativität , Spontanität und Einsatzbereitschaft gefragt.
Einsatz kreativer Tricks bei der Umsetzung
Auf dem Festplatz herrschte in den folgenden Stunden ein geschäftiges Treiben, und aus allen Richtungen wurden Wannen, Pavillons, Hütten, Massage-Liegen und Pflanzen herbeigetragen oder PS-stark transportiert. Nach und nach wuchs auf dem Festplatz eine SPA-Landschaft aus dem Boden, die es mit jeder Therme hätte aufnehmen können. Es entstanden eine Heublumen-Sauna aus Heuballen, eine Panorama-Birkensauna, sowie zwei weitere Saunen, in denen es nach Blumen und ätherischen Ölen duftete. Beim Dampfbad wusste man sich mit einer Nebelmaschine zu helfen und das Schlammbad war schnell mit Blumenerde angerührt. Für das Kneippbecken machte man sich die am Festplatz vorbeilaufende Thulba zunutze, und um die geforderten Whirlpools zum Blubbern zu bringen, blies ein Kompressor über Schläuche Luft in die Wasserwannen. Die Vitaminbar im Zentrum der Wellnesslandschaft bot neben gesunden Snacks auch Fruchtsmoothies an, die man auf den Liegestühlen ringsherum schlürfen konnte.
Da anfangs die Befürchtung bestand, keine 200 Personen im Bademantel zusammenbekommen, bastelten und malten die Kindergartenkinder eifrig mehr als 100 Bademantelträger und nochmals 25 kamen hinzu, indem die Haken eines Feuerwehruniformenständers mit gedruckten Gesichtern des Bürgermeisters beklebt wurde und die Uniformen durch Bademäntel ersetzt wurden. Da bereits nach halber Zeit die Kriterien weitgehend erfüllt waren, bauten die hochmotivierten Wettgegner zusätzlich noch ein Schwimmbad aus Strohballen, in dem später Alt und Jung ausgelassen plantschten.
Wette über Vorgaben hinaus erfüllt
Obwohl anfangs nur etwa 80 Leute der knapp 800 Einwohner zählenden Gemeinde an der Umsetzung arbeiteten, fanden sich im Laufe des Tages immer mehr Menschen auf dem Festplatz ein, und zur Wettabnahme am Nachmittag tummelten sich hier doch tatsächlich mehr als 200 Personen im Bademantel.
Bei der Prüfung des Ergebnisses waren sich die beiden Moderatoren schnell einig: Geroda hatte die Wette weit über den gesetzten Rahmen hinaus erfüllt, denn der Wellnessbereich hatte sogar noch mehr zu bieten, als eigentlich gefordert worden war.
Das Highlight war natürlich der feierliche Einzug des Buddha-Bürgermeisters, der mit Glatze, glitzernder Haut und einem Lächeln auf den Lippen in einer goldenen Sänfte über den Platz getragen und dabei von einer indischen Musikgruppe begleitet wurde - im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild für die Götter.
Obwohl Wettmeisterin Dany Füg auf der Hinfahrt noch befürchtet hatte, die Wettvorgaben seien doch zu schwierig, schwärmte sie am Abend davon, was die Gerodaer so alles geschafft haben. "Es ist jedes Mal eine unglaubliche Freude und Überraschung zu sehen, wie Dörfer sich selbst übertreffen und die Wette weit über den Rahmen hinaus erfüllen. Dabei helfen alle zusammen - Groß und Klein, Alt und Jung - und das unter der Woche."
Mit diesem überraschenden Ergebnis bewiesen die Geröder und Plätzer nicht nur ihren Zusammenhalt, sondern sicherten sich zudem die Wettprämie in Höhe von 3000 Euro, die die Gemeinde für die große Dorfjubiläumsfeier im kommenden Jahr gut gebrauchen kann. "Es gibt nichts schöneres als Bürgermeister einer solchen Gemeinde zu sein. Ich bin stolz auf unsere Gemeinschaft!", sagte Bürgermeister Alexander Schneider unter dem Jubel der Bevölkerung.
Afterparty mit Freibier
Nach getaner Arbeit kam das Vergnügen. Bei Biergartenbetrieb, der vom Rhöncenter Mahlmeister und der Brauerei Distelhäuser gesponsert wurde, machten die Einheimischen noch einige Stunden "Wellnessurlaub" bevor die Anlage wieder abgebaut wurde. Die über den Tag gemachten Filmaufnahmen werden nun zu einer 30-minütigen Sendung zusammengeschnitten und im August auf TV Mainfranken ausgestrahlt, wozu der Sender ein Public Viewing in Geroda veranstalten wird.