Nach drei Jahren Zwangspause hat wieder die vor hunderten Jahren gelobte Prozession zu Ehren des Stadtpatrons St. Georg in Bad Brückenau stattgefunden – sogar genau am Namenstag des heiligen Georg. Bei trockenem Wetter trafen sich die evangelischen und die katholischen Christen am Georgshäuschen in den Sinnauen. Singend und betend ging es von dort über die evangelische Kirche, das Kriegerdenkmal am alten Rathaus durch die Stadt und bis zur katholischen Pfarrkirche.
Meditative Abendstunde
Die Frauen vom gemeinsamen Ausschuss für Ökumene, die Georgibläser unter ihrem Dirigenten Manfred Häberlein, die Ortsgeistlichen beider Konfessionen, Pfarrer Gerd Kirchner und Pfarrer Hans Thurn, die politischen Vertreter der Stadt, angeführt vom 2. Bürgermeister Jürgen Pfister , eine große Abordnung der freiwilligen Feuerwehr und eine überschaubare Zahl Gläubiger verbrachten eine gemeinsame meditative abendliche Stunde im Sinne und im Gedenken an den heiligen Georg.
Vertrauen
Beim Stop in der evangelischen Kirche ging es um das Thema Vertrauen. Kinder haben noch das Urvertrauen, Gläubige später Gottvertrauen.
Der Halt am alten Rathaus zu Füßen des Georgdenkmals, das gleichzeitig an die Opfer der beiden Weltkriege erinnert, stand unter dem Thema Frieden, denn „irgendwo ist immer Krieg“. Die Vorbeterinnen führten aus, dass es für Frieden kein Allheilmittel gibt und dass Gottes Frieden nicht menschengemacht sein kann.
Klassisches Drachenmotiv
In der katholischen Stadtpfarrkirche erklärte Pfarrer Thurn, dass der Kampf und der Sieg über den Drachen ein uraltes klassisches Motiv ist. Dabei stehe der Drache symbolisch für alles, was uns persönlich gefährlich ist, uns zerstört. Drachentöter sind daher aus seiner Sicht Menschen, die im Leben nicht klein beigeben. Jeder Einzelne könne also sein ganz persönlicher Drachentöter sein.
Stellvertretender Bürgermeister Jürgen Pfister bedankte sich zum Abschluss für das Gebet, das auch der Heimatstadt Brückenau gelte, und lud wie in der Vergangenheit auch als Dank alle Anwesenden zu einem kleinen Umtrunk ins Rathaus ein. Dort ließ er alle Interessierten die Amtskette des Bürgermeisters einmal näher betrachten, trägt diese doch als zentrales Emblem eine Darstellung des heiligen Georgs.
Zum Ursprung der Prozession
Am 24. April 1400 überfielen die Ritter Bibra, Ebersberg, Steinruck und Thüngen die kleine Ortschaft Brückenau. Grund war die Verweigerung der Stadt, verschiedene Gläubiger auszuzahlen. Der offene Angriff wurde aber ob der hohen Mauern gescheut.
Mit List schmuggelte man aber Ritter in leeren Weinfässern in die Stadt. Nach der Überlieferung konnte dieser Angriff erfolgreich abgewehrt werden, als die Bürger zum Heiligen Georg um Hilfe flehten, und er in Ritterrüstung hoch zu Ross eingriff. Anlässlich dieser wunderbaren Rettung aus der Notlage des Überfalls gelobten die Bürger Brückenaus eine jährliche Georgi-Prozession und erhoben ihn zum Schutzpatron der Stadt.
Einer von 14 Nothelfern
Sankt Georg gehört als einer der 14 Nothelfer zu den beliebtesten Heiligen. Er war einer der ersten Märtyrer zu Beginn der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian . Zu Zeiten der Kreuzzüge wird Georg dann mit der Drachentöterlegende in Verbindung gebracht, die heute noch populärste Darstellung, so auch auf dem Kriegerdenkmal der Stadt.
Seit den Kreuzzügen gilt Georg als Schlachtenhelfer, was die Brückenauer Legende untermalt. Aus den Kreuzzügen heraus entwickelten sich zahlreiche Ritterorden unter dem Patronat des Heiligen, die später dann karitativ tätig waren.
Georgi-Bläser
Einer dieser Orden führte lange Jahre das Krankenhaus in Bad Brückenau , bevor es in eine weltliche Trägerschaft überging. Auch die Knabenkapelle der katholischen Kirchengemeinde stellte sich unter den Schutz des Heiligen und trägt heute noch als erfolgreiche Konzertkapelle seinen Namen: Die Georgi-Bläser.
Auch interessant: