Für viele ist jetzt eine schwierige Zeit mit eingeschränkten Kontakten zu Freunden, Familie und Nachbarn. Der eigene Garten wird dabei noch mehr ein Ort, an dem man sich sinnvoll beschäftigen, aktiv tätig sein und auch Ruhe und Abstand vom Alltag finden kann. Da rückt ein Selbstversorgergarten als Nahrungslieferant für selbst gezogenes Gemüse und Obst verstärkt ins Augenmerk. Aber in Zeiten der Klimaerwärmung mit zunehmender Trockenheit kann bei Neulingen schnell die Ernüchterung im Garten kommen. Hier will der Bund Naturschutz Tipps geben und positive Beispiele vorstellen. Dazu befragt er nun Experten für umweltschonendes Gärtnern.
Seit vielen Jahren versucht Norbert Schmäling in seinem Garten in Oberthulba sich möglichst nachhaltig das ganze Jahr über selbst zu versorgen. Ob im kleinen Kaltgewächshaus, im geschützten Freiland oder aber in den großen Beetflächen - überall fängt es zu grünen an. Jetzt im trockenen April geht alles noch etwas gebremst, aber im Freiland trotzt schon einiges den kühlen Nachttemperaturen. So spitzt unter dicken Mulchschichten Spargel aus der Erde. Im Heubett stehen bereits Rüben, Salat, Kartoffeln und Kohlrabi. Schmäling ist stolz auf seine Vielfalt an Gemüsesorten. So kann er als Permakulturgärtner ganz ohne Plastikplanen grünen, lilafarbenen und weißen Spargel aus eigenem Anbau ernten. Mindestens zehn Sorten an Bohnen und sieben Sorten an Spätkraut plant Schmäling anzubauen. Die Puffbohne ist schon seit Februar angesät. Erbsen sind demnächst an der Reihe. "Mit Hülsenfrüchte haben sich die Menschen in unserer Region schon seit dem Sesshaftwerden ernährt. Sie sind aber etwas aus der Mode gekommen", so der Gartenliebhaber . "Aber da sie an den Wurzeln Stickstoff produzieren, sind sie sehr wichtig für einen gesunden, ertragreichen Garten ."
Vor rund 500 Jahren kamen zu unseren Hülsenfrüchten noch die mittelamerikanischen Bohnen hinzu. Neben der Gartenbohne war die Feuerbohne ein wesentliches Element der Ernährung der ländlichen Bevölkerung - und dies noch bis vor circa 30 Jahren. Momentan geht der Anbau der Feuerbohnen stark zurück. "Stangenbohnen sind dabei, im Landkreis auszusterben", beklagt Schmäling.
Weiterhin hat er auch noch Lagergemüse wie Rote Bete , Rettich und Möhren vom vergangenen Jahr zur Verfügung. Dies lagert in einem kühlen und frostsicheren Schacht, einer Erdmiete. Der Garten ist umrahmt von Komposthaufen. Nachbarn liefern zusätzlichen Rasenschnitt für die Abdeckung der Hügelbeete als Mulchschicht. Schmäling erzeugt auch selber Pflanzenkohle, durch die der Boden aktiviert, die Gesundheit und Wuchsfreudigkeit von Pflanzen gefördert und das Wasserspeichervermögen verbessert wird. Es bildet sich allmählich schwarzer, fruchtbarer Dauerhumus; eben Terra Preta. Das hilft dem Gemüsegarten im Klimastress. Für Feuerbohnen wird es hier bei uns allmählich zu heiß, denn bei Temperaturen über 30 Grad Celsius werfen die Pflanzen ihre Blüten ab. Daher sucht Schmäling eine Versuchsfläche in der Rhön, die über 800 Höhenmeter liegt. Damit er dort aus den Feuerbohnen hitzetolerante Pflanzen selektieren kann. Denn der begeisterte Gärtner zieht als Selbstversorger viele seiner Sorten selbst nach.
Mit den Prinzipien der Permakultur sieht er eine Chance, den immer extremeren Bedingungen zu trotzen. Er versucht, trotz zunehmender Trockenheit den Wassereinsatz minimal zu halten. Das Geheimnis für höhere Fruchtbarkeit im Garten ist konsequentes Mulchen, der Aufbau von Kompost und von Hügelbeeten, Mischkultur und der Anbau von resistenten Sorten. Für August verspricht Schmäling eine Führung durch den Garten , falls das möglich ist. Hierzu wird es rechtzeitig eine Ankündigung geben.
Weitere Infos zu dem vom bayerischen Umweltministerium geförderten Projekt "Das interessiert mich echt die Bohne" mit Tipps zu Anbau und Verarbeitung von heimischen Hülsenfrüchten gibt es auf der Internetseite des Bundes Naturschutzes ( https://bad-kissingen.bund-naturschutz.de .) Saatgut für Ackerbohnen und Körnererbsen für Gärten aus dem Projekt gibt es noch unter bn-badkissingen@gmx.de , teilte der Bund Naturschutz weiter mit.