In der Bad Kissinger Autohandelslandschaft gibt es bald einen Markennamen weniger. Die Geißenhöner Autohaus Gmbh zieht sich aus der Kurstadt zurück. Das Unternehmen hat zehn Jahre lang an der Würzburger Straße ein Toyota-Autohaus betrieben.
Aushänge an der Glasfassade künden zwar von Betriebsferien, die am Samstag begannen und noch bis 11. Juli andauern sollen, aber schon das leere Gelände und das unbelebte Betriebsgebäude sprechen eine andere Sprache. Und Rolf Geißenhöner, der Eigentümer des in Suhl beheimateten Unternehmens, bemüht sich auf Anfrage erst gar nicht, unrealistische Hoffnungen zu wecken.
Von seiner Firma werde das erst vor zehn Jahren errichtete und durchaus noch ansehnliche Anwesen nach den Betriebsferien „sehr wahrscheinlich“ nicht mehr geöffnet, erklärte Geißenhöner auf Anfrage. Er bemühe sich allerdings um eine Nachfolge und stehe in diesem Zusammenhang auch bereits in Verhandlungen mit einem anderen Investor.
Personalprobleme
Als Grund für seinen Rückzug führt Geißenhöner Personalprobleme an. Es sei ihm in zehn Jahren nicht gelungen, für den Standort in Bad Kissingen ausreichend qualifiziertes Personal anzuwerben.
Er habe immer wieder zeitweise Beschäftigte aus anderen Häusern seiner Gruppe in die Filiale nach Bad Kissingen beordern müssen und wolle einfach einen gewissen Standard halten. Wenn das aber nicht möglich sei, müsse man eben Entscheidungen treffen. Und jetzt sei einfach ein Ende der aus seiner Sicht unbefriedigenden Situation erreicht. Die Kundenbelange seien aber berücksichtigt, erklärt Firmenchef Geißenhöner.
Über den Standort Bad Kissingen hinaus sei seine Autohaus GmbH nicht betroffen, teilte der 69-Jährige im Gespräch mit der Main-Post weiter mit. Die Geißenhöner Autohaus GmbH mit ihrer Zentrale in Suhl und weiteren Toyota-Standorten in Fambach, Ilmenau und Hildburghausen (allesamt Thüringen) sowie Petersberg bei Fulda stecke nicht in Schwierigkeiten. „Ich habe ein gesundes Unternehmen“, sagt Geißenhöner.
Neue Struktur fürs Händlernetz
Mit dem Umstand, dass Toyota, der weltgrößte Autohersteller, derzeit sein deutsches Händlernetz neu strukturiert, hat die Entscheidung über den Kissinger Standort seines Unternehmens nichts zu tun, ergänzt Geißenhöner. Er habe neue Verträge mit dem japanischen Konzern. Es hätte höchstens sein können, so Geißenhöner weiter, dass Kissingen nach der Aktualisierung der Verträge mit Toyota kein Verkaufsstandort mehr gewesen wäre.
Wie die Fachpresse Anfang Mai berichtete, hat Toyota die Vertriebsverträge aller seiner Partner in Deutschland zum 31. Mai 2016 gekündigt. Durch diese Strukturkündigung solle das Händlernetz kleiner und profitabler werden. Die betroffenen Betriebe hätten zusammen mit der Kündigung bereits neue Vertragsentwürfe erhalten.
Nach Angaben aus der Branche hat Toyota sein Vertriebsnetz in Deutschland bis jetzt zweistufig angelegt. Es gebe 223 A-Handelspartner und 309 B-Handelspartner. Für die Zukunft sei die Rede von 400 Neuwagenstützpunkten in ganz Deutschland.
Toyota ist auch nicht das einzige Unternehmen der Autobranche in Deutschland, das bei seinen Händlern auf größere Betriebsgrößen setzt. Als Mercedes Böckler vor wenigen Monaten das Kissinger Traditionshaus Gabold übernahm, waren ähnliche Argumente zu vernehmen.
Das Kissinger Toyota-Autohaus von Geißenhöner war 2005 mit großen Hoffnungen gestartet. Zur Eröffnung kamen damals unter anderem der damalige Geschäftsführer von Toyota Deutschland, der Vertriebschef des Unternehmens in Deutschland und ein Direktor der Toyota Kreditbank.