Bad Kissingen
Gegen die Aggressionen
Jugendsozialarbeiter sollen auch an der Sinnberg-Grundschule und der Grund- und Mittelschule Oerlenbach die Lehrer entlasten.
Im September übernahm die Kreisstelle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) mit zwei Sozialpädagogen die Jugendsozialarbeit an den Mittelschulen in Bad Brückenau, Münnerstadt und Nüdlingen. Im nächsten Schuljahr werden sich die Sinnberg-Grundschule in Bad Kissingen und die Grund- und Mittelschule Oerlenbach dem Projekt anschließen.
Notwendig wurde die Einrichtung der Jugendhilfe an Schulen aus mehreren Gründen. Wo früher die Mutter daheim blieb oder Großeltern sich der Schulkinder annahmen, stehen heute viele Kinder nach der Schule alleine da. Oder Scheidungskinder werden zwischen den Elternteilen hin- und hergeschoben. Die klassische Familienstruktur früherer Generationen, in der die Kinder aufgehoben und bei Problemen aufgefangen wurden, wird seltener. "Die Kinder werden zu Individualisten", weiß BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Stadler aus Gesprächen mit Lehrern.
"Auch wird die Gesellschaft immer dynamischer und hektischer", so Stadler weiter. Zu viele Angebote strömten auf die Kinder ein. Die mediale Reizüberflutung erschwere es Kindern, sich zu orientieren.
Die richtige Entscheidung für sich zu treffen, werde immer schwieriger und könne manchmal auch falsch sein. Doch bei aller Auffälligkeit dieser Entwicklung dürfe man nicht pauschalieren, sind sich die Rektoren Sonja Then (Grund- und Mittelschule Oerlenbach) und Karl-Heinz Deublein (Sinnberg-Grundschule Bad Kissingen) einig: "Es sind immer nur Einzelfälle."
Doch solche störenden Einzelfälle hindern Lehrer an der von ihnen erwarteten Wissensvermittlung und am Lernerfolg. Deublein: "Die Kollegen stehen manchmal an der Grenze des Leistbaren." Die für die Jugendsozialarbeit an Schulen eingesetzten Sozialpädagogen könnten die Lehrer entlasten. Ihre Neutralität erleichtere ihnen den Zugang zum Elternhaus.
Ursachen für aggressives Verhalten einzelner Schüler in Klassen und auf Schulhöfen können ihren Grund in der gesellschaftlichen
Benachteiligung haben, aber auch in der Störung der Persönlichkeitsentwicklung.
Dies kann in aggressivem Umgang mit Mitschülern und Lehrkräften oder in Schulversagen oder Schulverweigerung zum Ausdruck kommen. In solchen Fällen will die Jugendsozialarbeit jenseits des Unterrichts einsetzen. "Meistens sind es sogar die Schüler selbst, die zum Sozialpädagogen kommen, nicht die Lehrer oder Eltern", verweist Stadler auf die hohe Akzeptanz dieses Projekts. "Der Einsatz von Sozialpädagogen an Schulen ist deshalb kein Stigma, sondern sogar eine Möglichkeit zur Profilierung dieser Schulen", betont Then, zumal nicht nur betroffene Schüler, sondern auch deren Lehrer im beidseitigen Umgang sich fachlich beraten lassen.
Hilfsangebote sind die Vermittlung des bewussten Umgangs mit sozialen Medien, aber auch Gesprächsrunden bis hin zum individuellen Verhaltenstraining, sich von Aggressionen zu befreien. Stadler: "Die Reizschwelle zur Gewaltanwendung wird immer niedriger." Auch gemeinsame Freizeitangebote wie ein Ausflug in den Klettergarten und zur Kissinger Zelttheaterwoche oder ein Kreativ-Tag helfen beim Erlernen sozialen Umgangs.
Schulleiterin Then nennt als Grund für die Teilnahme an dem Projekt die Zunahme an verhaltensgestörten und Scheidungskindern an ihrer Oerlenbacher Schule.
In der Sinnberg-Grundschule ist der Grund ein anderer: "Etwa 50 Prozent unserer 330 Kinder haben einen Migrationshintergrund", erklärt Rektor Deublein. "Vielen dieser Kinder werden daheim ganz andere Werte vermittelt. Sie leben in zwei Welten." Nicht der Lehrer, sondern der Sozialpädagoge geht dann in diese Familie. Deublein: "Oft werden die Probleme im Kind gesehen, aber das Kind ist unschuldig."
Notwendig wurde die Einrichtung der Jugendhilfe an Schulen aus mehreren Gründen. Wo früher die Mutter daheim blieb oder Großeltern sich der Schulkinder annahmen, stehen heute viele Kinder nach der Schule alleine da. Oder Scheidungskinder werden zwischen den Elternteilen hin- und hergeschoben. Die klassische Familienstruktur früherer Generationen, in der die Kinder aufgehoben und bei Problemen aufgefangen wurden, wird seltener. "Die Kinder werden zu Individualisten", weiß BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Stadler aus Gesprächen mit Lehrern.
Orientierungslosigkeit
"Auch wird die Gesellschaft immer dynamischer und hektischer", so Stadler weiter. Zu viele Angebote strömten auf die Kinder ein. Die mediale Reizüberflutung erschwere es Kindern, sich zu orientieren.
Die richtige Entscheidung für sich zu treffen, werde immer schwieriger und könne manchmal auch falsch sein. Doch bei aller Auffälligkeit dieser Entwicklung dürfe man nicht pauschalieren, sind sich die Rektoren Sonja Then (Grund- und Mittelschule Oerlenbach) und Karl-Heinz Deublein (Sinnberg-Grundschule Bad Kissingen) einig: "Es sind immer nur Einzelfälle."Doch solche störenden Einzelfälle hindern Lehrer an der von ihnen erwarteten Wissensvermittlung und am Lernerfolg. Deublein: "Die Kollegen stehen manchmal an der Grenze des Leistbaren." Die für die Jugendsozialarbeit an Schulen eingesetzten Sozialpädagogen könnten die Lehrer entlasten. Ihre Neutralität erleichtere ihnen den Zugang zum Elternhaus.
Benachteiligung
Ursachen für aggressives Verhalten einzelner Schüler in Klassen und auf Schulhöfen können ihren Grund in der gesellschaftlichen
Benachteiligung haben, aber auch in der Störung der Persönlichkeitsentwicklung.Dies kann in aggressivem Umgang mit Mitschülern und Lehrkräften oder in Schulversagen oder Schulverweigerung zum Ausdruck kommen. In solchen Fällen will die Jugendsozialarbeit jenseits des Unterrichts einsetzen. "Meistens sind es sogar die Schüler selbst, die zum Sozialpädagogen kommen, nicht die Lehrer oder Eltern", verweist Stadler auf die hohe Akzeptanz dieses Projekts. "Der Einsatz von Sozialpädagogen an Schulen ist deshalb kein Stigma, sondern sogar eine Möglichkeit zur Profilierung dieser Schulen", betont Then, zumal nicht nur betroffene Schüler, sondern auch deren Lehrer im beidseitigen Umgang sich fachlich beraten lassen.
Hilfsangebote sind die Vermittlung des bewussten Umgangs mit sozialen Medien, aber auch Gesprächsrunden bis hin zum individuellen Verhaltenstraining, sich von Aggressionen zu befreien. Stadler: "Die Reizschwelle zur Gewaltanwendung wird immer niedriger." Auch gemeinsame Freizeitangebote wie ein Ausflug in den Klettergarten und zur Kissinger Zelttheaterwoche oder ein Kreativ-Tag helfen beim Erlernen sozialen Umgangs.
Andere Werte
Schulleiterin Then nennt als Grund für die Teilnahme an dem Projekt die Zunahme an verhaltensgestörten und Scheidungskindern an ihrer Oerlenbacher Schule.
In der Sinnberg-Grundschule ist der Grund ein anderer: "Etwa 50 Prozent unserer 330 Kinder haben einen Migrationshintergrund", erklärt Rektor Deublein. "Vielen dieser Kinder werden daheim ganz andere Werte vermittelt. Sie leben in zwei Welten." Nicht der Lehrer, sondern der Sozialpädagoge geht dann in diese Familie. Deublein: "Oft werden die Probleme im Kind gesehen, aber das Kind ist unschuldig."Themen & Autoren / Autorinnen