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Gefäll
Gefäll: Ein Bewusstsein fürs Bier schaffen - Niedergang der Braukultur stoppen
Bier ist für Sebastian Voll aus Gefäll gelebte Leidenschaft. Der Rhöner Bier-Sommelier möchte ein Bewusstsein für den goldenen Gerstensaft schaffen und dem Niedergang der Braukultur etwas entgegen setzen.
Sebastian Voll aus Gefäll ist Biersommelier. Foto: Johannes Schlereth       -  Sebastian Voll aus Gefäll ist Biersommelier. Foto: Johannes Schlereth
| Sebastian Voll aus Gefäll ist Biersommelier. Foto: Johannes Schlereth
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 17.08.2022 13:25 Uhr

Sebastian Voll aus Gefäll ist durch und durch Bier-Fan. Ob Pale-Ale, Dunkles oder Helles - er kennt die Sorten und all ihre ganz eigenen Nuancen. Der Grund: Er ist ein Rhöner Biersommelier.

Der Biergenuss umfasst für ihn nicht nur das Trinken. Schon der Brauvorgang stellt für den Gefäller ein intensives Ritual dar. "2016 habe ich angefangen selbst als Hobby zu brauen", sagt Voll. Die Begeisterung für den goldenen Gerstensaft ließ ihn weiter tätig werden. 2018 bildete er sich zum geprüften Bierfachmann weiter.

Weiterbildung zum Fachmann fürs Bier

Doch das reichte dem 33-Jährigen nicht. Ihm missfiel der Niedergang der Braukultur im Landkreis Bad Kissingen. Die Folge: Er gründete anfang diesen Jahres die Schwarze Berge Bier Werkstatt , in deren Rahmen er Seminare, Verkostungen , Eventgestaltung, Genuss und Kulinarik rund ums Bier anbietet. Partner sind dabei beispielsweise die Volkshochschule , das Haus der Schwarzen Berge aber auch das Kurgarten Café in Bad Kissingen. Wichtig ist ihm dabei, dass die Geschmacksnerven seiner Gäste stets neue Hopfen-Nuancen kennenlernen.

Rund 20 Termine hatte er in diesem Jahr angesetzt - wahrnehmen konnte er nur drei. "Das lag an der Corona-Pandemie. Ich hoffe, dass es im nächsten Frühjahr wieder weitergeht", sagt Voll. Der Gefäller war jedoch nicht untätig - er knüpfte weitere Kontakte.

"Ich habe mit großem Interesse gerechnet, aber die Leute sind noch etwas zurückhaltend." Die Ursache dafür meint der Gefäller Sommelier identifiziert zu haben: "Die Leute sind noch nicht alle so weit, dass sie experimentieren wollen und den einen oder anderen Euro mehr für Bier in die Hand nehmen. Da geht nämlich viel mehr, als nur das einfache Trinken." Das Hopfen-Kaltgetränke passe in vielen Situationen. "Es braucht nicht immer einen Sektempfang, das geht auch mit Bier . Die Vielfalt gibt das her. Spannend ist auch Food-Pairing." Dabei werden Bier und Essen geschmacklich aufeinander abgestimmt.

"Braucht nicht immer einen Sektempfang - geht auch mit Bier"

Für den Geschmack ist Voll das Glas wichtig. "Es gibt verschiedene Geschmacksrezeptor-Bereiche auf der Zunge. Wenn ich nur aus der Flasche trinke, berührt das Bier die Zungenspitze nicht. Dort sitzen die Rezeptoren für die Süße. Die Geschmackskomponente fehlt dann beim Trinken", erklärt Voll. Bei seinen Events arbeitet er deshalb mit Verkostungsgläser. So lässt sich die Vielfalt der Hopfen- und Malzarten geschmacklich besser erleben.

Braut Voll selbst für den Eigenbedarf, nutzt er nach Möglichkeit vorhandenes Potenzial - die Rohstoffe kommen von den familieneigenen Äckern an den Hängen der Schwarzen Berge. Hier gilt für ihn das Prinzip "Field to Fork" - vom Feld auf die Gabel. "Im Schnitt mache ich das vier bis fünf mal im Jahr." Pro Braugang entstehen dabei rund 20 Liter Bier ." Ein Brauwunsch Volls: "Ich habe schon Stunden in Archiven auf der Suche nach einem alten regionalen Bierrezept verbracht, aber ohne Erfolg. Es wäre mal was, ein Bier zu brauen, dass es seit 100 bis 150 Jahren nicht mehr gibt." Es handele sich um ein sehr aufwendiges Hobby. "Aber am Ende hat man ein tolles Produkt in der Hand." Der Weg dorthin sei vielen nicht bewusst. "Das bringe ich den Gästen auf den Seminaren dann nahe."

Sein Selbstgebrautes darf er dafür jedoch aus rechtlichen Gründen nicht verwenden. Voll kauft hier je nach Motto des Events zu. Für eine Verkostung sei es wichtig, keine allzu große Gruppe zu haben. "Zehn bis zwölf Menschen sind da optimal, sonst wird es zu unruhig", sagt Voll. Ein Ausspucken, wie etwa bei einer Weinverkostung , gibt es beim Bier nicht. "Der Abgang muss mitbewertet werden." Einen Vollrausch hat man nach dem Seminar nicht - im Schnitt werden ungefähr drei Bier über eine Dauer von drei bis vier Stunden getrunken. Wie die Zeitspanne zustande kommt? "Ich rede dabei über die Geschichte, die Herstellung und Biergläser . Außerdem gibt es Informationen zu den Brauereien und den Zutaten." Voll versucht bei den Seminaren vor allem auf regionale Biere zu setzen - denn auch Rhöner brauen beispielsweise Englische Biere .

 
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