
Nachhaltig Denken und Handeln, Ressourcen sparen und etwas für den eigenen Ort tun – 15 ehrenamtliche Helfer haben gemeinsam mit Bürgermeister Daniel Wehner ( CSU ) den alten Kindergarten ausgeräumt und in einen Rohzustand versetzt.
Wie viele Arbeitsstunden sie dabei insgesamt geleistet haben, kann Wehner gar nicht genau sagen. Er selbst war gute 80 Stunden an Abenden und Wochenenden im Kindergarten im Einsatz. Rund 30.000 Euro an Abriss- und Entsorgungskosten sparten die Gemeinde und die beauftragte Fachfirma durch den ehrenamtlichen Einsatz.
Eine Erfolgsgeschichte? Definitiv. Aber Bürgermeister Daniel Wehner ist trotzdem sauer. Anonym wurde er angezeigt.
Auch der Umzug wurde ehrenamtlich gestemmt
Rückblick: Um Platz für einen Neubau zu schaffen, muss der Kindergarten , der aus den 1980er Jahren stammt, bis auf den Keller abgerissen werden. Bis der neue Kindergarten fertig ist, sind die Kinder und Erzieherinnen im alten Pfarrhaus untergebracht. Auch der Umzug der Möbel und Spielsachen wurde ehrenamtlich von Eltern nach den Sommerferien organisiert.
Vorteile für alle Beteiligten
Der Gemeinderat beauftragte die Firma Sitte Erdbau (Bad Brückenau) mit dem Abriss des alten Kindergartengebäudes. „Mit der Beschlussfassung ging alles in das Eigentum der Firma über“, erklärte der Bürgermeister. „Bis auf den Keller, der erhalten bleibt und auf dem der neue Kindergarten wieder aufgebaut wird.“
Zu diesem Zeitpunkt durften die Gemeinde und der Trägerverein ohne Absprache mit der Firma Sitte nichts mehr aus dem Gebäude entfernen. „Wir haben mit der Firma gesprochen, ob es hilfreich wäre, wenn wir vor dem Abriss so viel wie möglich ausbauen“, beschreibt Wehner die Vorgehensweise. „Die Firma ist der Gemeinde entgegengekommen, aber auch für die Firma war es von Vorteil. Eine Win-win-Situation“, so Wehner weiter.
Das kann Timo Sitte nur bestätigen. „Ich habe mir Transportkosten sparen können.“ Und er zollt dem Bürgermeister Lob für sein Engagement: „Man muss erstmal einen Bürgermeister finden, der sich die Hände schmutzig macht und am Abend und am Wochenende auf der Baustelle ist. Er hat sich sehr eingesetzt.“
Zeitintensiver Abriss
Am 23. September fand der erste große Arbeitseinsatz am alten Kindergarten statt. Container für Sperrmüll, Holz und Bauschutt standen bereit. Der Abriss konnte beginnen. „Das war sehr zeitintensiv“, erinnert sich Wehner. „Wir erledigten alle Arbeiten, für die man keinen Fachmann braucht.“

Angefangen von den Türen, Holzdecken, Schrankelementen und dem Fußboden über die Sanitäreinrichtung, Heizung, Strom- und Wasserleitungen bis hin zu den Zuleitungen wurde das Gebäude mehr oder weniger entkernt. „Die Dämmung im Dachboden konnte nur mit entsprechender Schutzkleidung entsorgt werden.“
Organisiert wurden die Arbeitseinsätze von Frank Rüttiger, dem stellvertretenden Vorstand des Trägervereins und Gemeinderat.
Wer taugt zum Stuntman?
Besonders arbeitsintensiv war es, das Styropor von der Außenwand abzulösen. Nach Feierabend war der Bürgermeister zusammen mit seinem Vater auf der Baustelle anzutreffen. Auch seine Tochter Miriam, die selbst früher den Kindergarten besucht hatte, half mit. „Sie hatte Spaß an der Sache“, erinnerte sich Wehner.

Und er erinnerte sich an so manche heitere Begebenheit, während das Gebäude mehr und mehr ausgeräumt wurde. Mancher Helfer wollte wissen, ob er zum Stuntman taugt und ob es tatsächlich so einfach ist, eine Türe einzutreten, wie in Hollywood-Blockbustern gerne gezeigt wird. „Das ist gar nicht so leicht“, schmunzelt Wehner.
Brauchbares wird weiter verwendet
Es fiel eine Menge Material an, das im Grunde genommen noch brauchbar und funktionsfähig war, unter anderem: Holz, das Pflaster und der Splitt der Außenanlage, sowie die Heizkörper . „Im neuen Kindergarten kann das nicht mehr verwendet werden, da keine Firma dafür die Gewährleistung übernehmen würde, aber im privaten Bereich ist das kein Problem“, erklärte Wehner. Daher konnte jeder, der Bedarf hatte, sich Material abholen – meist gegen einen Obolus oder eine Brotzeit für die Helfer.
Wehner ist überzeugt, dass diese Vorgehensweise richtig ist. „Das ist nachhaltig. Es muss nicht alles weggeworfen werden. Auf diese Weise sparen wir Ressourcen und die Bürger profitieren davon.“
Außerdem sparte es bares Geld, denn die Entsorgung des Materials werde nach Gewicht abgerechnet. „Wir konnten nichts verkehrt machen, da ohnehin alles wegkommt. Nur den Strom haben wir fachmännisch trennen lassen.“
Beim Dach musste der Bagger ran
Nur das Dach konnten die ehrenamtlichen Helfer nicht mit anpacken. Die Berufsgenossenschaft verlangte ein Gerüst, was zu teuer gekommen wäre. Daher riss die Firma Sitte das Dach mit einem Bagger ein. Das Holz der Dachsparren lagerte bis zur Entsorgung auf dem Gelände. Ursprünglich wollte ein Bürger das Holz übernehmen, zog jedoch zurück, als der tatsächliche Aufwand deutlich wurde, erinnert sich Wehner.
Der Bürgermeister, der in seiner Mittagspause auf der Baustelle vorbeischaute, wurde von der Firma Sitte aufmerksam gemacht, dass das Holz mit der nächste Fuhre abtransportiert werde – es sei denn, es fände sich noch jemand, der es benötige.
Wehner stellte seinen Schlepper mit Anhänger an die Baustelle und übernahm das Holz. „Im Nachhinein wäre ich froh, wenn ich es nicht genommen hätte“, sagt er heute. Wochenlang musste er Nägel aus dem Holz entfernen. „Es war viel Arbeit, ohne Gewinn und keine Bereicherung.“
Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Bürgermeister
Eine Person wurde darauf aufmerksam, dass der Bürgermeister Holz von der Baustelle zu sich nach Hause nahm, und reichte daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Landratsamt ein.
In der Beschwerde hieß es, der Bürgermeister habe „einfach die Balken vom ehemaligen Kindergarten geholt und für sich genommen.“ Es sei einwandfreies Bauholz, das hätte verkauft werden können. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob der Bürgermeister sich alles erlauben dürfe.
Diese Beschwerde ging auch an die Redaktion. Bei Recherchen stellte sich heraus, dass weder der Absender noch die Adresse des Beschwerdeführers nachvollziehbar waren.
Dennoch erklärte die Pressesprecherin Nathalie Bachmann, dass das Landratsamt der Beschwerde nachgehen müsse: „Wir sind von Amtswegen verpflichtet, der Beschwerde nachzugehen, unabhängig davon, ob es den Beschwerdeführer tatsächlich gibt oder ob er/sie anonym Beschwerde erstattet hat – möglicherweise unter Angabe falscher Daten.“
Beschwerde war grundlos
Das Landratsamt kam zu dem Schluss, dass die Dienstaufsichtsbeschwerde grundlos war. Gemäß den Angebots- und Auftragsunterlagen war die Abrissfirma für die Abfuhr und Entsorgung des Materials, einschließlich des Altholzes , beauftragt worden. Dass dier Firma das Material, das beim Abriss anfiel, an Dritte weitergab, sei ein zivilrechtliches Rechtsgeschäft zwischen der Firma und den betreffenden Personen.
Bürgermeister Wehner war über die Dienstaufsichtsbeschwerde sehr verärgert, insbesondere weil der Absender anonym blieb und keine Bemühungen unternahm, das Gespräch mit ihm oder der Gemeinde zu suchen.
„Ich hätte ihm oder ihr alles erklären können. Diese Person war nicht auf der Baustelle , hat nicht mitgearbeitet, ihren Namen nicht genannt und zahlreiche Menschen beschäftigt“, fasste der Bürgermeister zusammen.
Neben dem zeitlichen Aufwand und seiner persönlichen Verärgerung verunsicherte die Dienstaufsichtsbeschwerde die ehrenamtlichen Helfer. „Was dürfen wir überhaupt noch?“, war eine häufig gestellte Frage.
Ehrenamt weiterhin ermöglichen
Durch solche Missgunst werde das ehrenamtliche Engagement erschwert und könne dazu führen, dass sich immer weniger Menschen einbringen. Wehner ist jedoch entschlossen, dem entgegenzuwirken und Ehrenamtliche in Burkardroth und den Ortsteilen zu unterstützen und zu fördern. „Wir wollen auch in Burkardroth so vorgehen, wenn der alte Kindergarten abgerissen wird, dass sich Eltern und Bürger einbringen und davon auch profitieren.“
Es gibt aber auch dankbare Menschen: Die Gefäller Helfer freuen sich schon auf ihr Helferfest, das der Bürger sponsort, der die Heizung mit nach Hause nehmen durfte.
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