Er wollte möglichst unauffällig und in aller Stille von dieser Welt gehen Dies äußerte der im Alter von 72 Jahren verstorbene Günter Saar aus Rothhausen gegenüber seinem Freund Helmut Appel aus Seubrigshausen. Dieser Satz wurde respektiert. Fast unbemerkt von der Bevölkerung nahm einer der besten Kenner der Orts- und Heimatgeschichte Abschied vom irdischen Leben. Sein Leben war vielseitig, so Appel. Er kannte Günter Saar seit 1975 durch das gemeinsame Hobby, dem Amateurfunk und wurde dem Verstorbenen bis zu dessen Tod in der Aufarbeitung seiner Heimatforschung ein treuer Begleiter.
Als junger Mann vom damaligen Ortspfarrer Felix Seufert geprägt, fand Günter Saar in der 1948 gegründeten Kolpingfamilie Thundorf sein zuhause. Von 1958 bis 1962 hatte er in diesem katholischen Gesellenverein den Vorsitz als Senior inne.
Der leidenschaftliche Heimatforscher hat zeitlebens viel erlebt. Nach dem Besuch der Klosterschule in Münnerstadt lernte er 1960 den Beruf des Großhandelskaufmanns und wechselte dann in die Schweinfurter Großindustrie als Logistik- und Lagerarbeiter. Ab 1965 zog es Günter Saar, dessen Markenzeichen sein Rauschbart war, als Entwicklungshelfer in die Fremde. Bis 1968 war er in Kamerun und anschließend bis 1970 in Saudi Arabien tätig. Von 1972 bis 1976 arbeitete er in Liberia in einer Eisenmine. In dieser Zeit kam dort seine Tochter zur Welt, bevor Günter Saar in den Sudan und in den Irak ging. Letzte Station seiner Auslandsaufenthalte war von 1991 bis 1993 Ägypten.
Seit über 20 Jahren widmete sich Günter Saar seinem großen Hobby, der Heimatforschung. Gegenüber Helmut Appel sagte er: „Ich habe etwa 15.000 Stunden für die Geschichte von Thundorf und Rothhausen aufgewendet“. Auch Felix Braun aus Thundorf, der sich gerne und oft mit dem Verstorbenen austauschte, bewunderte stets das umfangreiche geschichtliche Wissen. Die Fähigkeit alte Schriften in lesbare Formen verständlich zu übersetzen waren die große Stärke von Günter Saar, so Braun.
Lange Jahre war Günter Saar auch als Fremdenführer in Münnerstadt tätig. Seine vielen Vorträge im geschichtlichen Arbeitskreis waren mit fundiertem Wissen ausgezeichnet. Sowohl die Pfarrgemeinden, als auch die politische Gemeinde und auch viele Vereine profitierten von seinem Wissen. Unvergessen für viele waren seine geschichtlichen Führungen am Tag des offenen Denkmals in Thundorf oder über die historischen Höfe in seinem Heimatort Rothhausen.
Felix Braun fasst die Arbeiten von Günter Saar zusammen: „Die Gemeinde Thundorf hat eine Persönlichkeit verloren, dessen Wissen über die geschichtlichen Zusammenhänge der Gemeinde eine kaum zu schließende Lücke hinterlässt“.