
Vor knapp vier Wochen erfüllte sich für BRK-Notfallsanitäter Rainer Schumm ein großer Berufswunsch: eine Geburt im Rettungswagen begleiten. Janine Esser und der kleine Ben machten diesen besonderen Moment möglich. „Ich war schon ziemlich aufgeregt und habe sehr geschwitzt“, erinnert sich Schumm an die spannenden Minuten, während die junge Mutter lachend ergänzt: „Ich war die Ruhe selbst.“
Für Janine Esser, die bereits zwei Kinder hat, war die Geburt keine unbekannte Situation – mit ihrer Erfahrung und ihrem optimistischen Wesen meisterte sie auch diesen Moment gelassen. „Sie war richtig cool“, bestätigte Notarzt Dr. Emanuel Fritschka, der schließlich die Nabelschnur durchtrennen durfte.
Von Welpen und Wehen
Und wo war Vater Niklas Esser? Er kam zu spät, weil er noch die älteren Kinder und neugeborene Welpen versorgen musste. Doch der Reihe nach: Janine und Niklas Esser, die in Untergeiersnest leben und Deutsche Doggen züchten, wurden von einem besonderen Timing überrascht.
Nahezu zeitgleich mit Janines Entbindungstermin brachte eine ihrer Hündinnen Junge zur Welt, und Janine half tatkräftig bei der Geburt der Welpen. Ihre eigenen Wehen erschienen dabei nebensächlich, da sie wusste, dass sich eine Geburt durch unregelmäßige Wehen auch Tage vorher ankündigen kann.
„In der Nacht zwickte es etwas, aber nicht weiter schlimm“, sagte sie und schickte ihren Mann am Morgen noch einkaufen. „So schnell geht das nicht“, waren sie sich sicher.
"Das wird eine knappe Kiste."
Doch plötzlich wurden die Abstände der Wehen kürzer – von zehn auf nur noch zwei Minuten. Nun wurden die Essers nervös, und Niklas Esser rief den Rettungswagen. Eine Fahrt im privaten Auto wagten sie nicht mehr. „Das wird eine knappe Kiste“, erinnert sich Janine an ihre Gedanken.
Für Rainer Schumm und Rettungssanitäterin Franziska Schneider war der Einsatz zunächst Routine. „Meistens fahren wir Frauen, denen die Fruchtblase geplatzt ist“, berichtet Schumm.
Doch als sie von „Wehen alle zwei Minuten“ hörten, bereiteten sie sicherheitshalber alles für eine Geburt vor. „Wir haben da ein komplettes Set mit Abnabelklemmen und eine Silberwindel – eine kleine Rettungsdecke, um das Neugeborene warmzuhalten.“
Vater kam später nach
Als sie in Untergeiersnest ankamen und Janine Esser aufnahmen, hofften sie, es noch bis ins Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda zu schaffen. „Aber bei ihr war es anders als bei anderen Frauen, die normalerweise auf dem Sofa liegen. Sie lief in der Wohnung auf und ab.“
Der werdende Vater Niklas Esser musste noch zu Hause bleiben, da die Freundin, die auf die Kinder und Welpen aufpassen sollte, zunächst nicht erreichbar war.
Etwas später war er bereit und folgte dem Rettungswagen, doch zu seiner Überraschung rief seine Frau an und verkündete die Geburt des kleinen Ben. Die Rettungssanitäterin gratulierte ihm und bot an, in Breitenbach zu seiner Familie zu stoßen – eine Einladung, die er nicht ausschlug.
Perfekte Geburt
Bis Breitenbach ist der Rettungswagen mit Janine Esser gekommen. Die Geburt ließ sich nicht länger hinauszögern. „Ich lag auf der Pritsche auf dem Rücken, das war der Horror“, erinnert sie sich an diese ungünstige Lage. Dann ging es ganz schnell. Notarzt und Vater kamen zur Gratulation, als Ben schon gesund und rosig auf der Brust der Mutter lag. Der Notarzt bestätigte, dass alles perfekt verlaufen war.
Und Notfallsanitäter Rainer Schumm wischt sich den Schweiß von der Stirn. Viel habe er nicht tun müssen, sagte er bescheiden, außer beim Atmen anzuleiten und Janine zu ermutigen, in den Wehenpausen neue Kraft zu schöpfen. „Eine Geburt ist etwas Natürliches, aber man hofft immer, dass nichts schiefgeht.“
Janine Esser habe ihn noch unter Wehen gefragt, ob es seine erste Geburt sei. „Ich habe schon gemerkt, dass er etwas nervös war. Deshalb war ich auch recht freundlich zu ihm“, lacht sie im Nachhinein.

Am Abend schon wieder zu Hause
Die weitere Versorgung übernahm Dr. Fritschka. Nach etwa einer halben Stunde konnten sie die Fahrt fortsetzen, und der Notarzt überwachte die Nachgeburtsphase, in der potenziell kritische Blutungen auftreten können – bei Janine Esser jedoch nicht. Auch für den Notarzt war es ein freudiger Einsatz: „Es ist schön zu wissen, dass es Mutter und Kind gut geht. Der Einsatz war vorbildlich.“
Im Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda wurde die Familie in Empfang genommen, doch lange hielt es Janine Esser dort nicht. Noch am selben Abend kehrten sie heim zu den anderen Kindern und den Hundewelpen – natürlich mit dem kleinen Ben, der mit 51 Zentimetern und 3840 Gramm das Licht der Welt am Straßenrand in Breitenbach erblickte. Seine Geburt wird der Familie sicher noch viele Jahre Stoff für Anekdoten bieten.
Janine und Niklas Esser danken dem Team des Roten Kreuzes von Herzen. „Ich hatte zu keinem Moment das Gefühl, dass sie nicht genau wissen, was sie tun“, sagt Janine Esser. Für die Mutter steht fest: „Es war eine schöne Geburt, nicht so wie vorgestellt, aber trotzdem schön.“ Und dann drückt sie Rainer Schumm den kleinen Ben in die Arme, der nur noch Augen für den Wonneproppen hat, den er auf dem Weg ins Leben begleiten durfte.
vor allen Dingen viel
Gesundheit der ganzen Familie.
Klaus Habermann, Estenfeld(bei Wzbg) ! ! !
P.S.: Viel Spaß auch mit den neuen Hünden.