Der Winter wird hart - das spüren auch die Firmen im Landkreis. Sie verbrauchenweit mehr Gas als Privathaushalte.
Supermarktleiter sieht keine Handlungsmöglichkeit
So ist Claus Rüttger vom E-Center Rüttger noch ratlos: "Wir werden in den sauren Apfel beißen müssen", sagt er. Und erklärt, warum: Der Supermarkt wird mit Gas beheizt. Eine Umstellung der Heizung sei nicht möglich. Den Markt ein paar Grad kälter zu regeln, sieht er kritisch: "Im Winter ist es sowieso schon immer kalt, weil die Türen ja andauernd aufgehen, wenn Kunden kommen. Unsere Mitarbeiter waren auch in den Vorjahren warm angezogen."
Die Preise auf Verbraucherinnen und Verbraucher umzulegen, sei auch keine Lösung: "Viele haben ja jetzt schon Probleme mit den gestiegenen Kosten. Wir mussten in der vergangenen Zeit schon unsere Preise nach den gestiegenen Preisen unserer Zulieferer anpassen. Das wird keine einfache Sache werden."
Gärtnerei: Sorgen trotz gaseinsparendem Forschungsprojekt
Inhaber der Gärtnerei Schlereth in Hammelburg braucht das Gas, um die Pflanzen in seiner Anzucht warm zu halten. "Wir hatten in den letzten fünf Jahren ein Projekt mit der Fachhochschule Weihenstephan . Es ging um bestimmte Einstellungen des Klima-Computers, der die Heizung und Lüftung steuert", sagt er.
Etwa 40 Prozent Ersparnis gebe es mit dem "Weihenstephaner Modell". Dennoch machen Schlereth der nahende Winter und Frühling zu schaffen. Den Anbau seines Fruchtgemüse wird er später beginnen. "Statt im März fangen wir erst im Mai an, um die Heizkosten niedriger zu halten." Außerdem habe er sonst selbst Jungpflanzen angesät und aufgezogen. "Das lagern wir zu Spezialbetrieben aus."
Preise an Kundinnen und Kunden weitergeben schwierig
Auch Schlereth sieht es kritisch, die gestiegenen Kosten exakt weiterzugeben: "Natürlich müssen wir moderat die Preise anheben, aber wenn wir zu stramm anziehen, verzichten die Verbraucher wieder mehr". Ein wenig könne er die eigenen Kosten dadurch reduzieren, indem er damit rechnet, dass seine Kundinnen und Kunden weniger kaufen werden - und dadurch von Anfang an weniger Ware bereithält.
Elisabeth-Krankenhaus nutzt „Abfallprodukt“ Wärme
Das Elisabeth-Krankenhaus wird mit einem erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk beheizt. „Dieses produziert bei der Stromerzeugung Wärme als ‚Abfallprodukt‘. Diese Wärme wird zur Erwärmung von Trink- und Gebrauchswasser (zum Beispiel in Heizkörpern) weiterverwendet“, heißt es von der Klinik. Das mache das Blockheizkraftwerk effiziente als eine normale Gasheizung.
Daneben achtet die Klinik in diversen Bereichen darauf, Energie einzusparen und Ressourcen zu sparen. „Aufgrund einer längerfristigen Beschaffungsstrategie in der Vergangenheit können wir die derzeitigen Energiepreissteigerungen abfedern“, heißt es weiter. Außerdem könne man von einem Energiemanagement und einer Nachhaltigkeitskampagne berichten.
Gas in der Industrie als Rohstoff
Doch manche brauchen das Gas nicht nur zum Heizen, sondern auch für ihre Produktion. Chemieunternehmen nutzen Gas beispielsweise auch als Rohstoff für Produkte. In der Metallverarbeitung braucht es Gas für die Öfen, ohne die sich bestimmte Werkstoffe nicht bearbeiten lassen.
Stimmungsbild der IHK: Preise bereits verdoppelt
Wie ein aktuelles Stimmungsbild der Industrie- und Handelskammer ( IHK ) Würzburg-Schweinfurt (zu der auch der Landkreis Bad Kissingen gehört) zeigt, spüren viele Firmen bereits heute einen Preisanstieg beim Erdgas. Bei jeder zehnten regionalen Firma habe sich der Gaspreis im vergangenen Jahr mindestens verdoppelt.
"Schon heute zeigen sich erhebliche Preisentwicklungen bei der Energie, nicht nur in der Industrie, sondern zunehmend auch in anderen Branchen", erklärt Sasha Genders, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt .
Investition in Energieeffizienz
Die Hälfte der Unternehmen haben in ihre Energieeffizienz investiert, etwa ein Drittel in erneuerbare Energien. Weitere Überlegungen sind, die Temperaturen in den Verkaufs- und Büroräumen herunterzufahren oder im Sommer die Klimaanlage abzuschalten.
Zudem planen viele Firmen damit, die Heizungsanlage umzustellen. Nur rund 15 Prozent aller befragten Unternehmen können ihre Produktion oder gewerbliche Tätigkeit auf andere Energieträger (Öl, Holz, etc.) umstellen.
Ökonom Maurice Höfgen schrieb dazu auf Twitter : "An einer fetten Wirtschaftskrise führt kein Weg mehr vorbei, wenn die höheren Strom- und Gasrechnungen einflattern. Reihenweise Kleinbetriebe werden pleitegehen, Menschen ihren Job verlieren. Die Ampel muss die Bazooka rausholen. Alle andere wäre fahrlässig!"
13 Prozent droht die Abschaltung bei Gasmangellage
Knapp die Hälfte der Unternehmen bereitet sich gezielt auf eine potenzielle Gasmangellage im Herbst und Winter vor. Jedes zweite befragte Unternehmen hat einen Gasverbrauch von weniger als 20.000 Kilowattstunden und dürfte vermutlich nicht von möglichen Abschaltungen betroffen sein, heißt es von der IHK .
Anders schaut es bei den Unternehmen aus, die mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden Gas verbrauchen. Dies betrifft im IHK-Stimmungsbild rund 13 Prozent aller Unternehmen der Region. Sie könnten von einer potenziellen Abschaltung betroffen sein.