
Davon träumt jeder Trainer. 18 Spieler umfasst der Kader, 16 davon sind diesmal zum Training gekommen. Ortstermin in der Saaletalhalle mit der Fußballmannschaft der Lebenshilfe-Werkstatt Hammelburg. Disziplin und Spaß gehen Hand in Hand bei Sven Röthlein, dem Trainer, der auch der Gruppenleiter der Menschen mit Behinderung ist.
„Unser jüngster Spieler ist 25 Jahre alt, der älteste 57 Jahre. Auch zwei Frauen gehören zur Mannschaft“, sagt Röthlein, der im Normalfall noch seinen Arbeitskollegen Lukas Hereth an der Seite hat. Diesmal muss der Untererthaler die Truppe alleine coachen. Nach dem gemeinsamen Aufwärmen und Dehnen samt Liegestütz-Einlage kommen die Bälle ins Spiel. Während die eine Gruppe sich im Passspiel übt, wird in der anderen Gruppe ein nicht einfacher Parcours durchlaufen.
„Bei den Übungen geht es immer auch um das jeweilige Leistungsvermögen unserer Fußballer, die ja unterschiedliche Grade der Behinderung haben. Einige unserer Spieler fahren auch Auto und leben alleine“, sagt Sven Röthlein, der dann zum Torschuss-Training übergeht, ehe die einstündige Trainings-Einheit mit einem Abschlussspiel endet.
Lebenshilfe bietet Fußball in Hammelburg an
Das Fußballspielen gehört zu den arbeitsbegleitenden Maßnahmen der Lebenshilfe-Werkstatt Hammelburg, die zusammen mit den Werkstätten in Nüdlingen, Hohenroth, Sennfeld und Augsfeld organisatorisch zur Lebenshilfe Schweinfurt gehört. Die 180 Mitarbeitenden in Hammelburg werden von einem etwa 50-köpfigen Personal betreut und gefördert.
„Der Fußball hat bei uns einen hohen Stellenwert, daher haben wir seit vielen Jahren einen kaum veränderten Kader. Unsere Spieler sind mit Leib und Seele dabei. Wenn das Training ausfällt, ist die Stimmung schon mal im Keller“, sagt Sven Röthlein.
Einer der Leistungsträger im Team ist Keeper Alexander Klühspies, der in die Bayernauswahl berufen wurde und sich da auf hochkarätige Duelle freuen darf. Der Torjäger im Team ist Erwin Haner, der unlängst beim Hallenfußball-Cup in Lappersdorf in vier Spielen acht der neun Hammelburger Tore erzielte. Gegen starke Konkurrenz wurden die Saalestädter gute Fünfte.
Ein bayernweiter Spielbetrieb in drei Ligen
Im bayernweiten Spielbetrieb, organisiert vom Lebenshilfe-Landesverband mit Sitz in Erlangen, sind die Hammelburger eine echte Größe. Nach der Reformierung des Ligen-Systems im Jahr 2023 wurden die Saalestädter zunächst in die 3. Liga, der untersten Liga, eingruppiert.
Mit dem Sieg im Juni 2024 in Nürnberg in einem der beiden Vorrundenturnier mit je sechs Teams ging es einige Wochen später zum Finalturnier nach Tennenlohe, wo sich die Hammelburger als Zweiter im Feld der vier Tams für die 2. Liga qualifizierten. Im Mai 2025 steht dort nun das Vorrunden-Turnier in Reitersaich an.

Gespielt wird Futsal auf Kleinfeld mit vereinfachtem Regelwerk. „Jeder Spieler besitzt einen Spielerpass und benötigt vor Turnieren auch eine ärztliche Bescheinigung für seine Sporttauglichkeit“, erklärt Sven Röthlein. Mit Dienstautos werden die Eintages-Turniere besucht. Was Trainingsanzüge, Trikots und ähnliche Utensilien angeht, sind die Lebenshilfe-Kicker stets auch auf Sponsoring angewiesen.
Die Vorbereitung im Freien beginnt, je nach Wetterlage, im März oder April auf der Anlage des FC Hammelburg. „Der Verein, vor allem Birgit Schaupp, unterstützt uns extrem gut. Aber auch die Schulen und die Stadt sind uns sehr wohlgesonnen, wenn es um Belegungszeiten geht“, sagt Röthlein.
