
Wer wie der Schreiber dieser Zeilen in den frühen 80er Jahren sportlich sozialisiert wurde, kam in diesen gänzlich analogen Zeiten nicht an Blickpunkt Sport vorbei, der 1975 auf den Sender gehenden und heute noch existenten Sportsendung im Bayerischen Fernsehen.
Seinerzeit unter anderem moderiert von Klaus Stürzenberger , einem waschechten Bad Kissinger aus dem Stadtteil Hausen. Für den örtlichen Sportverein, der TSVgg, war Stürzenberger, beruflich längst in München beim BR, in den 90ern aufgrund heimatlicher Verbundenheit als Moderator für den Rimini-Cup aktiv.
Der heute 74-Jährige lebt seit vielen Jahren auf Teneriffa . Der adrette Anzug und der markante Schnauzbart zu Blickpunkt-Zeiten sind längst passe.
Die Haare sind grauer, auch länger und der Kleidungsstil legerer geworden. Klaus Stürzenberger erinnert in diesen Tagen eher an das Mitglied einer Rock-Band, Deep Purple vielleicht. Ein Gedanke, der dem ehemaligen Gymnasial-Lehrer sicher gefallen würde, weil die (Rock-)Musik schon immer eine Leidenschaft war.
Früher im Studio, wo Stürzenberger zusammen mit Jürgen Herrmann und dem Neuling Fritz Egner unkonventionell den „Club 15“ moderierte. Heute auf seiner „Idealinsel“, auf der er, gerne am Strand, vor allem Gitarre, aber auch Keyboard spielt und singt. „Sport und Musik, Freunde und Freude. Das ist (selbstbestimmtes) Leben“, sagt Stürzenberger, der regelmäßig Besuch aus der alten Heimat bekommt.
Wie vom Hausener Kumpel Peter „Long“ Kleinhenz, der auch den Kontakt auf die Kanarische Insel vermittelte. „Klaus kann sicher etwas erzählen zu seinen Begegnungen mit Franz Beckenbauer “, hatte der Betreiber der Piano Bühne in Oberthulba im Vorfeld gesagt. Und Recht damit.
Klaus Stürzenberger war als Fußballer pfeilschnell
Klaus Stürzenberger , der selbst ein passabler, vor allem pfeilschneller Kicker und damit bei Benefizspielen gern gesehener Gast war, war als TV-Reporter und Moderater im Öffentlich-Rechtlichen des Freistaats nah dran an allen relevanten Vereinen und Fußball-Größen. Vor allem am ‚ Kaiser ‘, mit dem Stürzenberger eine besondere Freundschaft verband.

Tief hatte Stürzenberger am Montag die Nachricht vom Ableben Beckenbauers getroffen. Seine „natürliche Herzlichkeit“ hatte den Unterfranken besonders imponiert. Auch seine „trotz Widersprüchlichkeit im Sternzeichen Jungfrau angelegte disziplinäre Berechenbarkeit. Franz, war ein wunderbarer Mensch und ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit.“
Klaus Stürzenberger trauert. Auch, weil sein Freund zwar „hochgelobt und geliebt“ wurde, aber auch „vereinnahmt, mit Häme vom Thron gezerrt und endglorifiziert wurde. Sein gebrochenes Herz war nicht mehr zu heilen. Franz war zu gutgläubig. Er wurde manipuliert, missbraucht. Dieses Ende hat er in keinster Weise verdient.“
Stürzenberger kannte die vielen Facetten des globalen Beckenbauers. „Fast schüchtern war Franz, als er 1977 vor dem Absprung nach New York zu Cosmos und Pele stand. Er sei schon ganz schön aufgeregt sagte er zu mir. Es war ihm anzumerken, wie zwiespältig der Abschied fiel.“

Dass der Star immer auch Mensch geblieben war, unterstreicht die Episode, als die ARD im Jahr 1984 im Vorfeld des Spiels des FC Bayern München gegen Real Madrid für die Tagesschau ein Interview mit dem Kaiser bei Stürzenberger anfragte.
„Franz saß im Restaurant im schicken Mantel, im Gespräch mit Theo Waigel . ‚Ach Klaus, dich hab‘ ich ganz vergessen‘ hat der Franz gesagt, unterbrach die Unterhaltung, um die Aufzeichnung für die ARD zu machen. Dafür war er sich nicht zu schade.“
Als Bobby Charlton und Gerd Müller mit Beckenbauer kickten
Der Bad Kissinger sah den Freund zum Weltmann reifen, sah den Kaiser 1995 noch kicken zu dessem 50. Geburtstag mit vielen Freunden wie Bobby Charlton , Gerd Müller oder Eusebio, in einem Spiel der Deutschen Jahrhundertelf gegen die Franz Beckenbauer-Weltauswahl.
„Franz hat damals ein Tor erzielt, aus 25 Metern ins Dreieck. Schade, dass damals nur 25.000 Zuschauern ins Olympiastadion gekommen waren. Mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 sahen wir uns seltener. Franz war immer souverän. Präzise. Ein Gentleman.“
Lesen Sie hierzu auch
