FC Reichenbach/Burglauer/Windheim – VfR Sulzthal 6:4 n. E. (2:2, 0:1). Tore: 1:0 Christoph Hillenbrand (29.), 1:1 Felix Keß (48.), 2:1 Sven Bötsch (57.), 2:2 Philipp Hesselbach (90.+6).
Das Spiel bekam, was es verdiente: ein Elfmeterschießen . Das alles nach 120 Minuten und reichlich Nachspielzeit, in denen es sich die Akteure so richtig gegeben hatten. Der Kick um den letzten freien Platz in der Kreisliga Rhön war gewiss kein fußballerisches Gourmet-Stück, aber in Sachen Intensität und Leidensfähigkeit absolut faszinierend anzuschauen vor den offiziell 1234 zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauern, die für eine wunderbare Atmosphäre auf dem Rannunger Sportplatz sorgten.
Im Showdown vom Kreidepunkt verschoss Christoph Hillenbrand als erster Reichenbacher Schütze, um ein paar Minuten später doch mit den Teamkollegen und Fans ausgelassen den Klassenerhalt zu feiern. Deshalb, weil FC-Keeper Eric Reß die Elfmeter von Felix Keß und Alexander Unsleber parierte und Julian Hergenröther, Thorsten Bauer , Jannik Schäfer sowie schließlich Sven Bötsch ihre Nerven im Griff hatten. Auf VfR-Seite saßen zumindest die Schüsse von Markus Keller und Mario Eberlein, der eigens fürs Elfmeterschießen eingewechselt worden war.
„So abzusteigen, ist bitter. Meine Spieler haben gekämpft wie die Löwen. Kompliment an unsere Fans, die wieder überragend waren“, sagte VfR-Trainer Thomas Pfeuffer kurz nach Spielende, als die Dämmerung schon langsam einsetzte nach diesem Spielfilm mit Überlänge, der eher fad begonnen hatte mit vielen Mittelfeld-Duellen. Ein Abnutzungskampf. Näher dran am Führungstreffer waren die Reichenbacher mit Abschlüssen von Markus Erhard und Sven Bötsch, die von vielen VfR-Beinen geblockt wurden oder zu zentral auf Keeper Felix Neder abgesetzt waren. Eher harmlos war der Freistoßball von Christoph Hillenbrand, der als Flanke gedacht war, aber im Strafraum-Gedränge unberührt den Weg ins Tor fand zur Führung der Teutonen.
Das Spiel der Nerven nahm endgültig Fahrt auf, als Felix Neder kurz darauf mehr Mühe als nötig hatte, um einen Bötsch-Ball zu klären. Auf der anderen Seite wurde Eric Reß zunächst kein einziges Mal ernsthaft gefordert von der VfR-Offensive um Alexander Unsleber und Felix Keß. Wie schon bei der Niederlage zum Relegations-Auftakt gegen Schondra fehlte dem VfR mit Tim Eckert (Urlaub) ein elementarer Baustein. In der Nachspielzeit von Halbzeit eins folgte der Auftritt von Martin Gropp, der leichtfüßig einige FC-Recken ausspielte, frei vor Reß aber nur den Pfosten traf. Sulzthals Offensive war wachgeküsst – und lieferte unmittelbar nach Wiederanpfiff des souverän leitenden Schiedsrichters Stefan Orf. Wieder ging dem Treffer ein ruhender Ball voraus: von Randy Diez in die Mitte gebracht, wo Felix Keß das Leder per Kopf ins Tor streichelte.
Die Reaktion der Reichenbacher folgte auf dem Fuß: Schön freigespielt, brachte David Dietz mit seinem Volleyschuss den Pfosten zum Schwingen. Dann führte die Elf von Sven Ludsteck ein zweites Mal in diesem Match, weil Sven Bötsch nach dem Pass in die Tiefe von Patrick Hergenröther den VfR-Schlussmann tunnelte. Spätestens jetzt waren die offensiven Rochaden des FC-Trainers aufgegangen, der im Zentrum munter durchwechselte. „Ich hatte auf der Bank fast nur offensive Leute. Wir hatten auch die Chancen, aber das Verwerten war die ganze Saison schon unser Manko“, so Ludsteck, der seinem Nachfolger David Böhm ein Kreisliga-Team hinterlässt.
Die Entscheidung auf dem Fuß für auf Konter lauernde Reichenbacher hatten David Dietz und Patrick Schmidtke, während den personell gebeutelten Sulzthalern, die während der Partie auch noch Jonas Schmitt vom Feld nehmen mussten, die Mittel und der Glaube an die Wende zu fehlen schienen. Gefährlich geriet eigentlich nur ein Kopfball von Felix Keß. Die – gerechtfertigt – lange Nachspielzeit sorgte für das gänzlich unerwartete Sulzthaler Comeback, weil Philipp Hesselbach nach Diez-Eckball per Kopf zum 2:2 traf, in wirklich letzter Sekunde. „Viele Tore erziele ich ja nicht, aber Kopfballtore sind immer mal wieder dabei“, sagte der VfR-Kapitän.
Ein Ausgleich, der für Hesselbach nicht unverdient war. „Gegen Schondra fand ich uns klar schwächer, heute war das ziemlich ausgeglichen. Weil wir alle auf dem Zahnfleisch gegangen sind, war in der Verlängerung erst einmal wichtig, kein Tor mehr zu bekommen. Und weil wir personell nicht mehr nachlegen konnten, galt es noch mehr zusammenzuhalten“, so Hesselbach.
Die Overtime begann mit zwei zu unplatzierten Schüssen von FCler Jan Back und VfR-Kicker Luca Hartmann, ehe die Reichenbacher durch David Dietz die nächste große Gelegenheit liegen ließen. Bei dessen Doppel-Chance hielt erst Felix Neder stark, den Nachschuss schob der FCler am Tor vorbei. „Die Geschichte ist erst vorbei, wenn man ein Tor mehr hat als der Gegner. Verdient, wenn auch glücklich sind wir noch einmal zurückgekommen. Im Elfmeterschießen hatten wir einfach nur Pech“, sagte VfR-Anführer Thomas Pfeuffer.
Da hatte der Trainerkollege längst seine Bierdusche hinter sich. „Sulzthal ist sicher nicht schlechter als meine Mannschaft. Genau so wie Eibstadt nich besser als wir waren in unserem ersten Relegationsspiel. Diesmal war das Glück auf unserer Seite. Nach dem späten 2:2 mussten wir weiter an den Sieg glauben. Auch ich, obwohl ich manchmal eher der Pessimist bin“, sagte Sven Ludsteck, als längst kein Platz für Skepsis mehr war.
Reichenbach: Reß – Pickel, J. Hergenröther, P. Hergenröther, Hillenbrand – Zimmermann, Frank, Katzenberger, Schäfer – Erhard, Bötsch; eingewechselt: Dietz, Weisenseel, Schmidtke, Bauer.
Sulzthal: Neder – D. Bischoff, M. Schmitt, J. Schmitt, Diez – Keller, Hesselbach, Hartmann, Gropp, Keß – Unsleber; eingewechselt: Fischer, Tremer, David, J. Bischoff, Eberlein.