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Bad Kissingen
Radi und Kiesel: Die Neuen sind Leistungsträger
An diesem Freitag empfängt der FC 06 Bad Kissingen den TSV Münnerstadt zum Bezirksliga-Derby. Zwei Ex-Kicker der SG Haard/Nüdlingen sehen sich wieder.
Hat sich schnell an das physischere und schnellere Spiel in der Bezirksliga gewöhnt: Vincent Kiesel vom FC 06 Bad Kissingen.       -  Hat sich schnell an das physischere und schnellere Spiel in der Bezirksliga gewöhnt: Vincent Kiesel (rechts) vom FC 06 Bad Kissingen.
Foto: Hopf | Hat sich schnell an das physischere und schnellere Spiel in der Bezirksliga gewöhnt: Vincent Kiesel (rechts) vom FC 06 Bad Kissingen.
Stephan Penquitt
 |  aktualisiert: 03.06.2024 13:20 Uhr

Ein Derby unter Flutlicht – für diesen Freitag (19 Uhr) ist alles angerichtet für ein schönes und spannendes Fußballmatch im Sportpark zwischen dem FC 06 Bad Kissingen (9./29) und dem TSV Münnerstadt (5./35). In der Vorrunde behielten die Münnerstädter mit 1:0 die Oberhand. Damals war das Team von Trainer Goran Mikolaj gerade in Fahrt gekommen, während die 06er noch etwas ihren Weg suchten. Dagegen sind die Kurstädter aktuell top drauf, holten vier Zähler bei den Spitzenteams aus Ettleben/Werneck und Oberschwarzach. „Wir sind topfit, konnten zuletzt in Oberschwarzach 90 Minuten marschieren und haben alles gut wegverteidigt.

Lediglich drei, vier Umschaltaktionen hätten wir noch besser ausspielen können“, freute sich Bad Kissingens Coach, der sich gegen Münnerstadt von seinem Team wünscht, „dass es offensiv an das Pokalduell gegen den TSV anknüpft und hinten mit der gleichen Kompromisslosigkeit zu Werke geht wie zuletzt.“

Schnell zu Leistungsträgern entwickelt

Zwei, die im Pokal dabei waren, als die 06er durch ein 7:5 im Elfmeterschießen (nach 3:3) ins Kreisfinale einzogen, sind Samuel Radi auf Münnerstädter Seite und Vincent Kiesel vom FC 06. Beide kickten in der vergangenen Saison noch gemeinsam in der Kreisklasse für die SG Haard/Nüdlingen, ehe sich die Wege trennten. Es eint beide, dass sie sich ohne Anlaufzeit in ihren neuen Klubs zwei Klassen höher direkt etabliert haben und trotz ihrer jungen Jahre schnell zu Leistungsträgern wurden. Vincent Kiesel, in dieser Saison auf der 10er-Position schon siebenmal erfolgreich, gefällt es, „dass in Bad Kissingen deutlich mehr Leute beim Training sind. Da kann man vielmehr machen. Es geht alles viel schneller auf dem Platz.“ Nebenbei macht der 24-Jährige im Übrigen Kraftsport, der ihm die nötige Robustheit für die Liga gibt. Erleichtert hat ihm den Einstieg bei den 06ern die Tatsache, dass er viele Akteure schon vorher kannte. „Ich bin hier sehr zufrieden, aber am Ende stellt der Trainer die Mannschaft auf und da ich spiele, denke ich, dass er es auch ist.“

Goldenes Tor und Pokalheld

Ähnlich war es bei Samuel Radi, der im Hinspiel spät das goldene Tor zum 1:0-Sieg für den TSV schoss und im Pokal sein Team mit zwei Treffern ins Elfmeterschießen rettete. „Ich kannte Niklas Sperlich, Benedikt Back und Sebastian Schubert schon aus der Schule sowie Diego Quinones aus der gemeinsamen Großbardorfer Zeit. Von daher bin ich sehr gut von der Mannschaft aufgenommen worden, habe mich wohl gefühlt und konnte einfach weitermachen.“ Und das machte Radi: Er füllte die Offensivlücke, die durch die Ausfälle von Simon Snaschel und Lukas Fleischmann zu Saisonbeginn vorhanden war und zeigt sich mit bisher 14 Saisontreffern äußerst torhungrig.

„Er ist sportlich und vom Charakter top. Auf dem Platz ist er, weil kein richtiger Zehner und auch kein echter Neuner, schwer zu greifen und hat für sein junges Alter schon einen coolen Abschluss. Die Torquote spricht für sich“, lobt Co-Trainer Simon Snaschel seinen Teamgefährten, der in der Bezirksliga „alles wesentlich professioneller“ findet als noch in der Kreisklasse. „Sei es trainingstechnisch oder taktisch. Das Spiel ist schneller und körperlicher. Aber damit komme ich gut zurecht.“

Hatte im Hinspiel den 1:0-Siegtreffer für den TSV Münnerstadt erzielt: Samuel Radi (rechts).       -  Hatte im Hinspiel den 1:0-Siegtreffer für den TSV Münnerstadt erzielt: Samuel Radi (rechts).
Foto: Hopf | Hatte im Hinspiel den 1:0-Siegtreffer für den TSV Münnerstadt erzielt: Samuel Radi (rechts).

Aktuell ist Radi mit seiner Performance allerdings nicht wirklich zufrieden. In den drei Partien nach der Winterpause blieb er torlos. „Ich kann bisher nicht an die Leistung der Vorrunde anknüpfen. Die Spiele waren für mein Spiel allerdings auch nicht so gemacht. Da konnte ich nicht diese Impulse geben.“ Insgesamt tut sich die Mikolaj-Truppe nach der Winterpause recht schwer. Gegen Trappstadt gelang zwar der ersehnte Dreier, doch „es war nichts für Fußball-Ästheten“, wie Simon Snaschel zugibt: „Es bildet im Moment die Realität ab. Wir versuchen alles ins Spiel reinzuschmeißen und wenn drei Punkte dabei rauskommen ist es toll. Aufgrund der Personalmisere müssen wir unsere Eitelkeiten über Bord werfen und auch mal sagen – gut ist.“

Snaschels hohe Wertschätzung

Eine hohe Wertschätzung genießt bei Snaschel der kommende Gegner: „Ich habe schon vor der Saison stark mit Bad Kissingen gerechnet. Sie sind taktisch und technisch sehr gut. Tim stellt sie taktisch flexibel auf. Manchmal wurden sie unter Wert geschlagen. Eigentlich müssten der FC ein paar Plätze weiter vorne stehen und ist in der aktuellen Verfassung auch Favorit.“ Auch Samuel Radi sieht den Gegner in guter Form, sagt aber auch: „Respekt ist immer gut, aber Angst brauchen wir keine zu haben. Wir müssen uns nicht verstecken, denn wir haben trotz der vielen Ausfälle noch eine gute Mannschaft.“ Die Leistungen seines ehemaligen Teamkollegen Vincent Kiesel, an dem auch der TSV Münnerstadt stark interessiert war, interessieren Radi natürlich: „Ich freue mich für ihn, wenn er trifft oder eine Vorlage gibt, klar. Aber grundsätzlich schaue ich auf mich respektive meine Mannschaft.“

Der Filippo Inzaghi von der Lauer

Auch Kiesel registriert mit Interesse was sein Ex-Kollege so abliefert: „Ich verfolge immer die Torschützenliste. Zuletzt hat er ja nicht mehr getroffen. Im Moment haben wir nicht so viel Kontakt, aber wenn wir uns sehen, quatschen wir klar miteinander.“ Dass „sein“ FC 06 derzeit so stark auftritt, liegt für Kiesel an der Mentalität der Truppe. „Wir sind ein eingeschweißter Haufen. Im Training hat jeder Bock und gibt da hundert Prozent. Das überträgt sich aufs Spiel und deswegen läuft es.“ Und da geht Kiesel voran, was auch seinen Coach imponiert:

„Er hat sich klasse integriert bei uns, ist menschlich top, absolut verlässlich und immer beim Training. So etwas wünscht man sich als Trainer. Auf dem Feld zeichnen ihn Torgefahr, eine gute Übersicht und eine klasse Ausdauer aus.“ Dies wird gegen Münnerstadt wieder gefragt sein, wollen die 06 ihre Serie von derzeit 13 Punkten aus fünf Spielen ohne Niederlage ausbauen. Doch Bad Kissingens Coach hat auch eine hohe Meinung vom Gegner: „Der TSV ist individuell auf jeder Position gut besetzt. Sie werden sich nicht zurückziehen, sondern versuchen uns ihr eigenes Spiel aufzudrücken. Das wollen wir verhindern. Wir müssen zu hundert Prozent konzentriert sein, denn ein Simon Snaschel kann in bester „Filippo Inzaghi-Manier“ 90 Minuten lang nicht zu sehen sein und dich trotzdem killen.“

Münnerstadts lange Verletztenliste

Für Vincent Kiesel, der im Hinspiel noch gefehlt hatte, wäre es eine besondere Genugtuung, es im Rückspiel seinem Ex-Kameraden Radi gleich zu tun und diesmal selbst das entscheidende Tor für seinen FC 06 zu schießen. Radi indes hofft auf „ein spannendes, enges Spiel, das wir hoffentlich auch diesmal gewinnen werden.“

Die Ausfallliste beim TSV ist allerdings weiter groß. Nico Weber zog sich im letzten Spiel einen Bänderriss im Sprunggelenk zu. Niklas Markart (krank), Lucas Fleischmann (Knie), Lukas Katzenberger, Philipp Müller (beide Fußverletzungen) und Sebastian Blank (Hüfte) fallen teilweise noch länger aus. Leon Pöhl ist privat verhindert. Besser schaut es da bei den Kurstädtern aus. Lediglich Keeper Felix Friedlein muss noch ein Spiel Sperre absitzen. Ansonsten kann Tim Herterich fast aus dem Vollen schöpfen, so dass sogar Akteure wie Routinier Florin Popa derzeit nicht gesetzt sind.

 
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