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BAD KISSINGEN
Fürstenzimmer nur für allerhöchste Herrschaft
Als im Jahre 1871 der erste Zug in Kissingen einrollte, war der Bahnhof noch gar nicht fertig. Erst drei Jahre später wurden die Arbeiten nach Plänen von Friedrich Bürklein abgeschlossen, und seit diesem Jahr gibt es auch den Königssalon, heute Fürstenzimmer genannt.
Von unserem Redaktionsmitglied Ursula Lippold
 |  aktualisiert: 13.09.2009 17:43 Uhr

Das Interesse war groß, und das Staunen der etwa 60 Leute über das Fürstenzimmer noch größer. Denn Wände und Decke sind schmuckvoll dekoriert und bemalt, alles noch im Originalzustand von 1874.

Der Dekorationsmaler und Innenarchitekt Josef Schwarzmann, der viel mit dem Münchner Architekten Friedrich von Gärtner zusammenarbeitete, schuf diesen Wartesaal für die hohen Herrschaften im klassizistischen Stil, erzählte Wulz.

In die Fächerdecke eingearbeitet sind das königliche Wappen sowie Schwanenmotive in Rosetten, verziert mit Spiralranken, Palmetten und Girlanden an den Wänden. Alles, so Wulz, sei Schablonenmalerei.

Für diese Arbeit am Königssalon erhielt Schwarzmann 6800 Gulden, erzählte Wulz. Aber er habe zehn Prozent davon als Kaution hinterlegen müssen, was damals üblich gewesen sei. Schwarzmann gestaltete in Kissingen auch den Conversationssaal und die evangelische Erlöserkirche. Beides sei aber nicht mehr erhalten.

Ursprünglich war der Königssalon direkt vom Perron zugänglich. Dort standen die Honorationen wie Graf Luxburg, Bürgermeister Theobald Fuchs und Badkommissär von Bechtolsheim in ihren Galauniformen, um die hohen Herrschaften zu empfangen. Heute ist das Fürstenzimmer nur durch die Bahnhofsgaststätte erreichbar.

Der erste hochherrschaftliche Gast, der hier empfangen wurde, war Reichskanzler Otto von Bismarck. Viele königliche Hoheiten folgten: Kaiserin Auguste Viktoria, Prinzregent Luitpold, Kaiserin Elisabeth von Österreich, Sophie von Württemberg, Königin der Niederlande. Ein Schriftsteller wie Theodor Fontane, der ebenfalls nach Kissingen zur Kur kam, durfte diesen Raum allerdings nicht betreten, blickte Wulz in die Geschichte zurück.

Königssalons gab es in mehreren Bahnhöfen, so Wulz. Erhalten geblieben seien allerdings nur der Bad Kissinger und der Hofer. Das Mobiliar von damals steht heute nicht mehr. In den 1970er Jahren wurden die Wartesäle, von denen es neben dem Königssalon noch drei für erste, zweite, dritte Klasse gab, in ein Restaurant umgestaltet. Heute kann das Fürstenzimmer als Gastraum für kleine private Feiern gemietet werden.

Die Säulen mit Kapitellen auf den Bahnsteigen entstanden zwischen 1871 und 1874.
| Die Säulen mit Kapitellen auf den Bahnsteigen entstanden zwischen 1871 und 1874.
Das Bratwurst-Glöckle verfügt ebenfalls noch über originale farbige Verglasungen.
| Das Bratwurst-Glöckle verfügt ebenfalls noch über originale farbige Verglasungen.
Farbenprächtige Glasfenster zieren den Wintergarten im Hotel Kaiserhof Victoria.
| Farbenprächtige Glasfenster zieren den Wintergarten im Hotel Kaiserhof Victoria.
Nach originalen Befunden wurde die Farbigkeit im Kurgartencafé rekonstruiert.
| Nach originalen Befunden wurde die Farbigkeit im Kurgartencafé rekonstruiert.
 
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