Ingrid Bold aus Neuwirtshaus erarbeitete sich als erste Bäuerin im Dienstgebiet des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt/Saale (AELF) und einzige Teilnehmerin aus Unterfranken im Lehrgang 2024 das Zertifikat „Landerlebnisreisen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Amtes.
Doch wofür steht das Zertifikat „Landerlebnisreisen? Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) eröffnet landwirtschaftlichen Betrieben in Bayern die Möglichkeit, sich für Gäste-Führungen auf ihren Höfen zu qualifizieren. Das Zertifikat steht für landwirtschaftliche Betriebe , die abwechslungsreiche, erlebnisorientierte und informative Veranstaltungen und Führungen für (Bus-)Gruppen anbieten.
Ausgezeichnetes Angebot
„Die fundierte Qualifizierung ist die Voraussetzung für ein qualitativ ausgezeichnetes Angebot“, so die bayernweit zuständige Lehrgangsleiterin Ursula Zirngibl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Abensberg-Landshut. „Ein gutes Unternehmen wird heute nicht nur an seiner Produktqualität oder Werbestrategie erkannt – ein exzellenter Betrieb zeichnet sich durch Service- und Dienstleistungen aus, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden orientieren“. Sie betont, dass das Zertifikat, das sich Ingrid Bold in einem mehrtägigen Lehrgang erarbeitet hat, nur an landwirtschaftliche Betriebe vergeben wird, die authentische und qualitativ hochwertige Erlebnisse für Besucher anbieten und regionale Tradition fördern.“
Reneklode – trifft Vogelbeere
Ingrid Bold erzählt den Besuchern gerne ihre Liebesgeschichte rund um den Schnaps. „Die Liebe führte mich aus meiner Heimat in der Nähe von Würzburg in die Rhön. Mein Mann begeisterte mich für die Pflanzen und Früchte hier in Wald und Flur rund um Neuwirtshaus . Zusammen entwickelten wir seine ’Schnapsideen’ weiter und stellen heute neben Bränden und Geisten auch Gin und Whiskey her. Die Rohstoffe, wie das Obst, für die Brände kommen von unseren Streuobstwiesen und unseren Feldern. Besonderheiten sind unsere Liköre und der Gin. Hierfür sammeln wir zum Beispiel Waldbeeren oder Wildkräuter, um besondere Aromen in unsere Spirituosen zu bringen“, erzählt Ingrid Bold der Gästegruppe, die sich zur Führung auf ihrem Betrieb in Neuwirtshaus eingefunden hat.
Im Rahmen der praktischen Prüfung zum Lehrgang zeigte die Betriebsleiterin den Weg vom Rohstoff in das Glas. Dabei wurden neben der Ausstattung und dem Ambiente des Hofes vor allem die Gastgeberqualitäten von Ingrid Bold auf die Probe gestellt.
Tradition und Handwerk wertschätzen
Und weshalb lässt sich Ingrid Bold für „Landerlebnisreisen“ zertifizieren? „In unseren Produkten steckt viel Tradition, Handwerk und Handarbeit. Das soll nicht in Vergessenheit geraten und wertgeschätzt werden. Nur am Preisschild am Ladenregal kann man diese Leistungen nicht darstellen. Deshalb laden wir Gäste und Kunden zu uns auf den Hof ein“, erklärt sie. Doch auch der Austausch mit anderen Lehrgangsteilnehmerinnen, ein neues Netzwerk an Brennereien und neue Freunde motivierten sie zur gemeinsamen Zeit auf der „Weiterbildungs-Schulbank“.
Für das Ehepaar Ingrid und Lothar Bold bedeutet das Zertifikat nicht nur eine Wertschätzung ihrer Arbeit, sondern auch eine Chance, ihren Betrieb weiterzuentwickeln und neue Besucher anzuziehen. Seit gut 20 Jahren betreiben sie gemeinsam die Brennerei im beschaulichen Neuwirtshaus . Bis heute erweitert die Familie ihr Portfolio stetig um neue Angebote. Neben dem Anbau, der Verarbeitung und der Vermarktung der Produkte, bietet die Familie auch Verkostungen, Übernachtungsmöglichkeiten für Camper und Landerlebnisreisen an.
Einzige Teilnehmerin aus Unterfranken
Der Behördenleiter des AELF Bad Neustadt a. d. Saale, Oliver Kröner, freut sich über den Erfolg von Ingrid Bold beim diesjährigen Weiterbildungslehrgang . „Als einzige Teilnehmerin aus Unterfranken im Lehrgang zeigt sie, wie sich landwirtschaftliche Betriebe neue Betriebszweige erschließen und den Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher fördern“, so Kröner. Die AELF unterstützen die landwirtschaftlichen Betriebe nicht nur mit finanziellen Fördermöglichkeiten, sondern vermitteln auch das nötige Know-How.
Oliver Kröner betont: „Wir sollten alle Möglichkeiten nutzen, um Verbraucherinnen und Verbraucher an die Produktionsstätten auf dem Land zu locken, um zu zeigen, was in den regionalen Produkten steckt.“ Mit dabei war auch Wartmannsrother Bürgermeister Florian Atzmüller. Er freut sich über die aktiven Familienbetriebe, die die Gemeinde mitgestalten. Sein Ziel sei ein sanfter Tourismus, der den Besonderheiten der Region Rechnung trage.
Tag der edlen Brände im Oktober
Rund um Wartmannsroth gibt es, auf dem Brennereiweg wie auf einer Perlenkette aufgereiht, noch viele weitere Betriebe zu entdecken. Das besondere Wandererlebnis beschäftigt sich mit Whiskey, Wildfrüchten und Streuobst und ist perfekt für Genusswanderer geeignet. Die beschauliche Gemeinde Wartmannsroth mit der höchsten Brennereidichte in Bayern bietet auch am Tag der edlen Brände, am 19. und 20. Oktober 2024, viele Möglichkeiten, das Kulturgut und Handwerk zu erleben.