Gottfried Auer ist Niederösterreicher. Die Liebe verschlug ihn vor drei Jahren nach Oberbach. Ende Juli erlebte der Mann aus Rabenstein an der Pielach Beeindruckendes: Er lernte die Arbeit der im Biosphärenreservat tätigen Ranger kennen, begleitete sie auf kostenlosen Führungen. Er erfuhr auch: Das Engagement einiger Rhön-Ranger endet zum Jahresende. Die Finanzierung läuft aus.
Für die Nachhaltigkeit keine Zukunft
Verstehen kann das Auer, der in seiner Heimat für den Klimaschutz eintritt, nicht. Zumindest in diesem konkreten Fall finde der Begriff der Nachhaltigkeit im Biosphärenreservat keine Zukunft.
Rückblende: Im Februar 2022 verkündete die Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats in Oberelsbach stolz „Verstärkung“. Dank eines neuen EU-Programms seien fünf Rangerinnen und Ranger sowie eine Verwaltungskraft eingestellt worden. Die Fördermittel würden im Zuge der Corona-Hilfen fließen.
Vorhandenes Personal mit Besucherlenkung überfordert
„Mit dem vorhandenen Personal war die Besucherlenkung nicht zu bewältigen“, wurde der damalige Leiter der Verwaltungsstelle, Michael Geier , zitiert. Wegen der pandemiebedingten Einschränkungen habe sich das Freizeitverhalten verändert. Viele Menschen ziehe es statt in ferne Länder in die Naherholungsgebiete und die Rhön. Bei seiner Verwaltung seien nur zwei Ranger beschäftigt, vier weitere beim Naturpark-Verein. „Die Verstärkung ist hoch willkommen.“
Pokorny: keine Verlängerung versprochen
Nun muss Geiers Nachfolgerin Doris Pokorny das Aus für die Rhön-Ranger Andreas Linß, Lorenz Wenzel, Marco Morath, Ramona Brix, Johannes Urban und Felix Räder verkünden. „Das EU-Förderprojekt läuft, wie vorgesehen, Ende des Jahres aus – und damit die Gelände-Rangerstellen, was bedauerlich ist.“
Das Projekt sei von vorne herein als endlich angelegt gewesen; der Verwaltung des Biosphärenreservats seien keine Verlängerung oder Dauerstellen versprochen worden. „Das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht Hoffnung gemacht hätten – aber die Realität ist leider so.“
Pokorny: eine einmalige Chance für die Natur
Dennoch sei das Projekt eine einmalige Chance gewesen, „die wir zugunsten der Natur nicht vorbeiziehen lassen wollten“. Bislang mehr als 6000 Besucherkontakte mit Orientierung gebenden wie aufklärenden Gesprächen vor Ort würden zeigen, dass es die Sache Wert war und ist. Und auch – sofern erforderlich – die Weiterleitung erfasster Ordnungswidrigkeiten an die Landratsämter.
Immerhin: Zumindest die Stelle des Digital-Rangers werde durch das Bayerische Umweltministerium für weitere vier Jahre verlängert und komplett finanziert, ergänzt Pokorny. „Das ist insofern wichtig, als dass mehr und mehr Besucherinnen und Besucher ihre Tour vorab über digitale Plattformen planen.“
Ranger werden „weiter unbedingt gebraucht“
Gebraucht würden die scheidenden Ranger „weiterhin unbedingt“, sagt die Leiterin. Die entstehende Lücke könne nur teilweise aufgefangen werden. Neben dem Digital-Ranger bleibt das „Stammpersonal“ der sechs Vollzeit-Ranger bei Naturpark und Biosphärenreservat , plus Ehrenamtliche der Bergwacht , die seit Jahrzehnten das Team vor allem an Wochenenden unterstützen.
Doris Pokorny appelliert an die wachsende Gemeinschaft der Naturliebhaber – seien es Einheimische oder Touristen. „Je umsichtiger und verantwortungsvoller sich jede Besucherin und jeder Besucher in der wunderbaren Rhöner Erholungslandschaft und den darin eingebetteten Naturschutzgebieten verhält, umso geringer ist die Lücke.“