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Münnerstadt
Münnerstadt: Fünf Fragen an fünf Gewerbetreibende zur Innenstadt
Wie bewerten die Gewerbetreibenden die Innenstadt, wie läuft es bei ihnen? Warum ist die Stadt weniger belebt als sie könnte und wo sind Chancen? Und: was wünschen sie sich von Politik und Einwohnern?
Es gibt allerhand zu kaufen in der Münnerstädter Innenstadt. Doch es geht mehr, finden Kundinnen und Kunden sowie Gewerbetreibende.       -  Es gibt allerhand zu kaufen in der Münnerstädter Innenstadt. Doch es geht mehr, finden Kundinnen und Kunden sowie Gewerbetreibende.
Foto: Ellen Mützel | Es gibt allerhand zu kaufen in der Münnerstädter Innenstadt. Doch es geht mehr, finden Kundinnen und Kunden sowie Gewerbetreibende.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 11.03.2025 02:44 Uhr

Nach den Veränderungen in der Stadt über die Jahre und aktuell durch die Schließung eines einflussreichen Ladens wie dem Tintenfässchen, ist die Attraktivität der Innenstadt immer wieder im Gespräch. Die Redaktion hat Gewerbetreibende nach ihrer Einschätzung zu verschiedenen Punkten befragt. 

Wie bewerten Gewerbetreibende die Situation der Innenstadt? 

Die Situation der Innenstadt bewerten die Befragten unterschiedlich. Stefan Wagener vom Naturkostladen betont, es gebe noch ein vergleichsweise gutes Angebot der Grundversorgung. Die Situation ähnele vielen Orten vergleichbarer Größe. Er sieht jedoch eine Zukunft bei Fachgeschäften, hochwertigen und regionalen Produkten und Misch-Konzepten. Arno Reuscher vom Eisen Krais empfindet die Situation als befriedigend.

Andere nennen sie schlecht oder gar besorgniserregend. Johannes Wolf, Betreiber des Angerwein, ordnet ein: „Das ist aber kein Münnerstädter Phänomen, selbst Bad Neustadt oder Bad Kissingen haben mit Leerständen zu kämpfen. Es fällt hier nur deutlicher auf.“  Vor allem nachmittags sei kaum etwas los.

Bedingt durch weniger Laufkundschaft hätten bereits viele Geschäfte schließen müssen, sagt Ingolf Ebert von der Blumenecke Ebert. Es sei noch kein Ende dieses Negativtrends in Sicht. Heike und Klaus Schilling vom gleichnamigen Elektrogeschäft finden die Auswahl beschränkt. „Man bekommt zwar fast alles in der Innenstadt, doch etwas abwechslungsreicher wäre schön. Auch sieht der Leerstand trostlos aus.“

Spüren die Gewerbetreibenden es in ihrem Geschäft? 

Auch wie es im eigenen Geschäft läuft, wird unterschiedlich bewertet. Ingolf Ebert spricht von einem deutlichen Umsatzrückgang im Laufe der letzten Jahre, die Schillings klagen nicht, aber bemerken einen Wandel: weniger Spontankäufe und Laufkundschaft. Bei Arno Reuscher vom Eisen Krais ist es „stabil, sollte aber auch nicht weniger werden.“

Der Naturkostladen habe sich im ersten Jahr am Marktplatz stabil entwickelt. Der normale Gastrobetrieb im Angerwein bewege sich auf einem konstanten, eher niedrigen Niveau – „ohne die Konzerte gäbe es den Angerwein schon lange nicht mehr.“ 

Warum ist die Stadt nicht so belebt, wie sie sein könnte?

Auf die Frage, warum es nicht läuft, erwähnen fast alle Befragten die fehlende Gastronomie. Heike und Klaus Schilling nennen zudem fehlende Parkflächen, Arno Reuscher spricht die Aufenthaltsqualität und Sitzmöglichkeiten an. „Auch im Tourismus ist sicher noch etwas Luft nach oben.“

Stefan Wagener erwähnt die Supermärkte am Ortsrand, die Kundschaft ziehen. Ebenso Ingolf Ebert, der ausführt, dass diese das tun, weil sie billiger sind. Immer weniger Kundschaft schätze handwerkliche Dienstleistungen.

Johannes Wolf kritisiert die Haltung eines Großteils in Münnerstadt, der kaum in der Stadt zu sehen seien, alles online bestelle und jammere, wenn ein Laden schließt. Auch wenn jemand sich eines Leerstandes annimmt, gebe es immer etwas auszusetzen. „Münnerstadt ist kein einfaches Pflaster“, so Wolf.

Wo sind die Chancen der Innenstadt?

Doch nicht alles ist schlecht. So finden Klaus und Heike Schilling beispielsweise, dass Münnerstadt schöne Plätze zum Verweilen hat. „Hier müsste die Bestuhlung entsprechend erfolgen.“  Arno Reuscher sagt: „Noch ist vieles vorhanden, Gäste und Kunden haben kurze Wege und kostenloses Parken. Außerdem gibt es engagierte Bürger, Händler und das Tourismusbüro, die gemeinsam an einer positiven Zukunft für die Innenstadt arbeiten.“

Das findet auch Johannes Wolf. Wie Stefan Wagener sieht er Potenziale etwa im Tourismus, in den Bildungsstätten, den Naherholungsmöglichkeiten oder der guten Bahnanbindung. Sie erhoffen sich beide ein ordentliches Konzept für die städtischen Märkte. Wolf sieht auch Chancen in einem Verkehrskonzept mit Fokus auf die Attraktivität von Anger und Marktplatz. Wagener sieht insbesondere bei Gastronomie, der Vermarktung regionaler Produkte und im Rad-Tourismus Chancen.

Was wünschen Gewerbetreibende sich von der Stadt, von der höheren Politik, von den Einwohnerinnen und Einwohnern?

Von der Stadt wünschen sich die Gewerbetreibenden unterschiedliches: Ingolf Ebert wünscht sich eine realistischere Betrachtung der Lage und das Einholen von Expertise. Heike und Klaus Schilling fände es gut, wenn die Stadt bei Pachtwechseln vermitteln würde, ebenso wie Stefan Wagener. Er verspricht sich Impulse durch den Beitritt der Stadt Münnerstadt zum Biosphärenreservat Rhön.

Johannes Wolf wünscht sich, dass motivierte Menschen unterstützt werden und Wertschätzung seitens der Stadt erfahren. Er betont: „Die Belebung darf nicht nach der ersten Beschwerde eines Anwohners wieder vorbei sein.“ Hoffnung setzt er in ein Quartiermanagement, das auch das professionelle Leerstandsmanagement beinhaltet. Das habe er bereits 2020 angeregt. 

Von der höheren Politik wünscht sich Ingolf Ebert eine Abkehr davon, dass Angebot und Nachfrage den Preis regeln und nicht jede Einzelhandelskette alle Produkte verkaufen darf. Arno Reuscher fordert, dass die Politik die Nutzungsvielfalt in den Zentren stärkt und Rahmenbedingungen weniger bürokratisch und praxistauglich gestaltet. 

Von den Einwohnerinnen und Einwohnern wünscht sich Blumenhändler Ebert, dass bestimmte Dienstleistungen ausschließlich in den Fachgeschäften eingekauft werden. „Nur die Einheimischen selbst können durch ihre Einkäufe vor Ort diese Missstände reduzieren.“ Letzteres sieht Stefan Wagener ähnlich. Er hofft, dass die Menschen sich der Stärken der Stadt bewusst sind und diese mit der lokalen Politik entwickeln, um die Potenziale zu nutzen. Engagement, die Kreativität und die Zusammenarbeit vor Ort seien gefragt. 

Heike Schilling hofft, dass die Menschen „wieder mehr Lokal einkaufen statt zu bestellen.“ Und Arno Reuscher sagt: „Wenn die Einwohnerinnen und Einwohnern auch morgen noch in der Innenstadt einkaufen wollen, sollten Sie am besten noch heute damit anfangen.“

 
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