Lange geplant war die Veranstaltung vom Ortsring Bad Kissingen des Deutschen Frauenrings - doch durch die Einschränkungen in der Corona-Zeit musste die Führung zum Thema "Salz" um fast ein Jahr verschoben werden. "Wir starten also mit genau der Veranstaltung, die wir Corona bedingt als Erste streichen mussten", erinnerte Frauenrings-Vorsitzende Felicitas Ganzleben an die zurückliegenden Monate, als fast keine Veranstaltung möglich war. "Umso schöner ist es jetzt, dass alle wieder zusammenkommen können", betonte sie - und das große Interesse der Teilnehmerinnen vom Ortsring an der Führung bestätigte dies, trotz des regnerischen und kühlen Wetters , heißt es in der Pressemitteilung des Ortsrings.
Start- und Treffpunkt für den "Salzweg" war die Dampferle-Anlegestelle nahe der Unteren Saline. An der Freipumpe, auch Solehebemaschine genannt, gab es den ersten Halt, und Gästeführer Klaus Kistler erklärte die Aufgabe und den Mechanismus dieser Pumpe aus dem Jahr 1848. "Sie ist ein bedeutendes technisches Denkmal und ermöglichte das Umwälzen der Sole des Runden Brunnens in das Leitungssystem des Gradierwerks", so Kistler.
Brunnen mit höchstem Gehalt an Mineralstoffen
Nächste Station war der Runde Brunnen , dessen Heilwasser den höchsten Gehalt an Mineralstoffen der sieben Kissinger Heilquellen aufweist - "ein typisch artesischer Brunnen ", wie Kistler erklärte. Er gehört zu den alten Solequellen, die früher in erster Linie die Gewinnung von Kochsalz und heute als Heilwasser zum Betrieb des Gradierbaues und zur Speisung des Kneippbeckens verwendet werden. Nach den Umbauarbeiten 2017 können Besucher durch eine Acrylglaskuppel das Naturschauspiel des Runden Brunnens beobachten - er gilt als Sehenswürdigkeit, denn er "intermittiert", er wallt von Zeit zu Zeit heftig auf und sinkt wieder in sich zusammen.
1964 abgerissen
Im Jahr 1841 entstand über dem Solesprudel das Salinenbad. Es bestand aus Badekabinetten entlang eines Mittelflurs und wurde mehrfach umgestaltet. "Das Salinenbad verfügte über ein Kaiserbad am Südende sowie über ein für Reichskanzler Otto von Bismarck eingerichtetes Fürstenbad", erklärte der Gästeführer. Im Jahre 1965 wurde das Salinenbad für den Bau der inzwischen nicht mehr existenten Heinz-Kalk-Klinik abgerissen. Ebenfalls 1841 entstand neben dem Gradierwerk das Salinen-Café. Es entwickelte sich zu einer Ausflugsgaststätte mit Gartenbetrieb. Als das Salinenbad seinen Betrieb einstellte, gab es keinen Zulauf für das Salinencafé mehr, so dass es 1964 ebenfalls abgerissen wurde.
Freiluft-Inhalationsstätte
"Über 1000 Jahre lang wurde in Bad Kissingen Salz gewonnen" so Kistler. Eine wechselvolle Geschichte habe das Gradierwerk, das die Führung entlang des Salzweges streifte. Heute könne man nur noch ein Restbauwerk an der Unteren Saline bestaunen. Im Jahr 1764 waren unterhalb des Klosters Hausen zwei Gradierwerke zur Salzgewinnung gebaut worden, die mit ihrer Länge von jeweils 2,2 Kilometern bis zur Unteren Saline reichten. Die Aufhebung des Salzmonopols führte hundert Jahre später im Mai 1867 zum Abriss des größeren, nördlichen Teils des Gradierwerks. Als man 1968 die Salzgewinnung an der Unteren Saline völlig eingestellte, wurde dieser Rest-Gradierbau ausschließlich als Freiluft-Inhalationsstätte genutzt. In den Jahren 1993/1994 musste auch dieser verbliebene Restbestand wegen starker Sturmschäden vollständig abgerissen werden. Während dessen nördlicher Teil durch einen Neubau ersetzt wurde, blieben vom südlichen Teil nur noch die alten Fundamente übrig.
Der Gebäudekomplex der Unteren Saline ist das erhalten gebliebene Kernstück der industriellen Salzproduktion in Bad Kissingen . Die Bauten stammen aus dem 18. Jahrhundert, im Sudhaus von 1870 wurde bis 1968 Salz erzeugt.
Zweite Salzproduktionsstätte
Als letzte Station des Salzweges führte Gästeführer Klaus Kistler die Teilnehmerinnen vom Frauenring zur Oberen Saline, die ab 1764 als zweite Salzproduktionsstätte erbaut worden war. Heute dient es als Museum Obere Saline mit Bismarck-Museum und wechselnden Ausstellungen. Natürlich reichte die Zeit reichte nicht aus, denn der Gästeführer wusste viel zu erzählen über die Bedeutung von Salz und Sole für die tausendjährige Badgeschichte Bad Kissingens.