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Münnerstadt
Führung entlang von Münnerstadts Denkmälern
Vor Gleichgültigkeit Skulpuren und Denkmälern gegenüber warnte Bärbel Fürst bei einer Führung im Rahmen des Kunstprojekts else!2.
Die Jutebekleidung der beiden pissenden Männer vor Rainer Kriedners Rauminstallation bröckelt bereits.  Ursula Weiß       -  Die Jutebekleidung der beiden pissenden Männer vor Rainer Kriedners Rauminstallation bröckelt bereits.  Ursula Weiß
| Die Jutebekleidung der beiden pissenden Männer vor Rainer Kriedners Rauminstallation bröckelt bereits. Ursula Weiß
Ursula Weiß
 |  aktualisiert: 18.08.2022 20:15 Uhr
Dass sich auch Denkmäler verändern dürfen, mit der Zeit und mit dem Bürger einer Stadt, dass lernten die Teilnehmer einer Führung, die Bärbel Fürst unter dem Motto "rundweg: mal anders" im Rahmen des künstlerischen Projektes else! 2 veranstaltet hat. "Wir leben in einer sehr schnellen, hektischen Zeit und eilen von einem zum anderen und die Zeit flieht nur so vorüber", so Stefan Maier, Steinbildhauer aus Eichstätt, in seinen Anmerkungen zu der Skulptur Heute zwischen Gestern und Morgen, eine jener 18 Skulpturen , die in Münnerstadt seit 2008/2009 anlässlich eines Bildhauersymposiums ihr Zuhause gefunden haben. Denn die Skulptur als ein Denkmal im öffentlichen Raum, einmal in der Zeit gesetzt, sollte doch nicht im Sinne eines musealen Akts verstanden werden, sondern als eine lebendige Spur, die durch den künstlerischen Blick der Schaffenden die unterschiedlichsten Wahrnehmungen immer wieder neu hervorbringt.

Neben den Extremen städtegeschichtlicher Zeugnisse - Pater Pius Kellers "Heiligenbildnis" vor der St. Michaelkirche und Beate Debus "Schutzfrau von Münnerstadt " im Schulgebäude der Bestatter auf der einen Seite - und den Nägelsiedern und den Tuchmachern und Webern in Münnerstadt auf
der anderen Seite - symbolisiert exakt eine zweiteilige Stele aus rotem Sandstein an der Brücke zum Gymnasium das Kräftespiel jener getrennten und doch ineinander verzahnten Mächte: Kirche und Staat. Abgesehen von dem auch heute noch unvermindertem Einfluss der Kirche in Münnerstadt , bildet da nicht die Zunftstange der Glasindustrie an der Kreuzung zum Industriegebiet in Ihrer Modernität und Veränderungsdynamik fast eine, wenn auch düstere, Ausnahme unter den Kunstobjekten, hat doch die Glasindustrie hingegen ihren Einfluss in Münnerstadt weitgehend verloren.

Wie so oft hier erwies sich auch hier innerhalb des Projekts ein Kunstwerk als kritischer Brückenschlag und Kondensationspunkt verschiedener Meinungen und Wahrnehmungen auf die Welt von heute und damals: Ecce lignum crucis (siehe da, der Baum/der Stamm des Kreuzes): oder frei nach Beckett: "Wehe dem, der Symbole, sieht": Nämlich das von Jürgen Lacher symbolträchtig errichtete, in der Luft schwebende Kreuz im Hindenburgpark

Vieles ließ sich entdecken, Zeitgeschichtliches, aber auch Modernes und Momentanes. Zum Beispiel eine Parallelführung von Rainer Kirch durch die Schlossarkaden. Ein Besuch der dort, im Deutschherrnschloss ansässigen Schnitterin des Künstlers Herbert Holzheimer aus Langenleiten möchte man, einmal auf den Geschmack gekommen, ohne Aufsehen gerne nachholen.

Und manches fiel ins Auge: Zum Beispiel da, wo die Patina noch verschönert, wie an den beiden Skulpturen am Kirchplatz zu St. Maria Magdalena . Dagegen blieb einem der Eindruck einer verfallenden Wasserstele an der Waschlauer, Ecke Jörgentor, mit dem aussagekräftigen Titel " Münnerstadt im Fluss" oder die abbröckelnde Jutebekleidung der beiden pissenden Männer vor dem Skaterplatz, Ecke B287, der wohlbekannten Rauminstallation von Rainer Kriedner , doch misslich im Gedächtnis. Restaurierungsarbeiten einerseits, eine Art von Beleuchtung an der Lauer, wie zum Beispiel bunte Wasserlichtspiele, könnten da schon Wunder wirken.

Ein schönes Kunstprojekt will möglicherweise verschönert und somit mitten ins Bewusstsein gerückt werden, damit nicht Gleichgültigkeit Einzug hält, wie Kriedner in den Erläuterungen zu "Requiem for a dying tree" sagte. Dazu gehört auch, dass wir ein Kunstobjekt nicht musealisieren und dann vergessen.
 
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