Wird es in im Großraum Bad Bocklet oder den Ortsteilen in Zukunft einen „Europäischen Kulturweg “ geben? Wenn es nach den Vorstellungen des Heimat-, Wander- und Gartenbauvereins Aschach sowie des Heimatvereins Steinach geht, dann gibt es in der genannten Region genügend Bodendenkmäler und Kulturlandschaftselemente, die man sowohl für die touristische Nutzung erschließen als auch für die heimische Bevölkerung zugänglich machen könnte.
Vorbild Münnerstadt
Initialzündungen waren für Wolfgang Mandery, Schriftführer des Heimat-, Wander- und Gartenbauvereins Aschach und dessen Mitglieder einerseits ein Vortrag in der Aschacher Zehnthalle, in dem das archäologische Spessart-Projekt vorgestellt wurde, und andererseits der neue Kulturweg in Münnerstadt, der durch die Klosterdörfer im Bildhäuser Land führt. Nach Kontaktaufnahme mit dem Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung und dem Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege wurde ein Informationsabend geplant.
Mehr als 100 Einheimische aus Aschach und den umliegenden Orten trafen sich im Pfarrheim Aschach, wo sie von den Vereinsmitgliedern bewirtet, von Wolfgang Mandery begrüßt und von Dr. Gerrit Himmelsbach sowie von Dr. Ralf Obst über die Rahmenbedingungen eines „Europäischen Kulturweges “ informiert wurden.
„Rund 125 europäische Kulturwege gibt es in Deutschland“, so Himmelsbach und alle seien aufgrund von Bürgerinitiativen entstanden. Man möchte den Regionen nichts überstülpen, sondern die archäologischen Besonderheiten der Region durch Arbeitskreise ermitteln, wobei man durch Geo-Informationssysteme Daten zur Verfügung stelle. Der „Bildhäuser Weg“ sei zwar durch die Kommune angeregt und auch finanziert worden, jedoch wurde der Kulturweg durch einen Arbeitskreis vor Ort entwickelt.
Was ist typisch für die Region? Was ist indentitätsstiftend? Für das Bildhäuser Land sei es die Madonna gewesen, die in vielfältigen Formen zu sehen ist.
Für die Region um Bad Bocklet müsse der Arbeitskreis aus Bürgerinnen und Bürgern eine Stoffsammlung erarbeiten, die mit Bildstöcken, Ziehbrunnen, Fachwerkhäusern, Kunstmühle, Kirchen oder dem Schloss das Typische für jede Ortschaft aufliste. Dies sei die Arbeitsgrundlage, aus der dann ein Kulturweg entstehen könne.
Tongruben, Grabhügel
Für Ralf Obst, der beim Landesamt für Denkmalpflege für das Sachgebiet „Ehrenamt in der Bodendenkmalpflege“ zuständig ist, ist der Kulturweg eine Möglichkeit, auf vorhandenes Wissen in einer Kulturlandschaft zurückzugreifen. Dabei gehe es um die Frage, „was ist noch aus früheren Zeiten erhalten“.
Laut Denkmalschutzgesetz sei ein Bodendenkmal alles, was von Menschen in vergangenen Zeiten geschaffen wurde und aus geschichtlicher, wissenschaftlicher oder volkskundlicher Sicht bedeutungsvoll ist. Als Beispiele nannte er Siedlungen und Gräber, Grabhügel oder Hohlwege, Köhlerstellen und Tongruben.
Der Bayerische Denkmalatlas verzeichne 50.000 Bodendenkmäler in Bayern, die alle kartiert seien und zum Beispiel über die Internet-Seite „Bayern-Atlas“ eingesehen werden kann.
Laserscan-Technik
Auch in der Region gebe es solche Beispiele wie Obst anhand von Steinartefakten, Pfeilspitzen oder Keilen belegte, die aus der Mittel- oder Jungsteinzeit stammten. Der Eisenzeit (1600 bis 400 v. Chr.) ordnete er in der Nähe von Bad Bocklet Grabhügel zu, die zwar erkennbar seien, aber meist in Fluren liegen, die einst bewirtschaftet und nun wieder bewaldet seien. Gefunden habe man diese mit Hilfe von Laserscan-Technik, bei der man selbst in Waldgegenden archäologische Überreste entdecken kann.
Vieles sei auch durch Hobby-Archäologen entdeckt worden, die zum Beispiel auf frisch gepflügten Feldern Feuersteine aus der Mittelsteinzeit gefunden haben. Mittels einer Präsentation zeigte Obst Geo-Scans von der „Altenburg“ sowie die Burgruine „Steineck“ oder die Kapellenwüstung „St. Dionysius “ aus dem Spätmittelalter.
In der anschließenden Fragerunde betonten die Referenten erneut, dass ehrenamtliches Engagement die Säulen für die Entwicklung eines „ Kulturweges “ sei, „denn nur da macht es Sinn“. Ihre Arbeit bezeichneten die Referenten als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Für Wolfgang Mandery ist der Informationsabend ein Anstoß, „um die Kulturlandschaftselemente für Einheimische und Touristen erlebbar zu machen“.
Auf vorhandenen Wegen
Vorstellbar ist für ihn ein Kulturweg , der als Nord- und als Südroute die Ortschaften der Gemarkung Bad Bocklet aus archäologischer Sicht erschließt – und zwar auf vorhandenen Wegen, so dass sich die finanzielle Investition in Grenzen hält und der laufende Aufwand überschaubar bleibt.
Wer möchte mitmachen?
Arbeitskreis Voraussetzung, einen „europäischen Kulturweg “ im Raum Bad Bocklet , Großenbrach, Aschach, Steinach, Hohn, Roth und Nickersfelden zu entwickeln ist, dass sich genügend Bürgerinnen und Bürger finden, die bereit sind, an einem Arbeitskreis „Kulturlandschaftsprojekt Bad Bocklet “ mitzuarbeiten. Im Laufe von einem bis zwei Jahren sollen mehrere Treffen stattfinden. Gemeinsam sollen Kulturlandschaftselemente gefunden und die Geschichte der Region erarbeitet werden. Wer mitmachen möchte, schreibt eine E-Mail an: KLProjekt.BB@gmail.com.
Konzept Nach der Bürgerarbeit wird ein Wegekonzept vom Institut für Kulturlandschaftsforschung erstellt und dem Marktgemeinderat zur Abstimmung vorgelegt.