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FUCHSSTADT
Fuchsstadt: 174 Genossenschaftler wollen schnell weg von Öl und Gas
260 Interessenten drängten sich in der Fuchsstädter Turnhalle.Fotos Wolfgang Dünnebier
Foto: Wolfgang Dünnebier | 260 Interessenten drängten sich in der Fuchsstädter Turnhalle.Fotos Wolfgang Dünnebier
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 27.04.2023 13:19 Uhr

Nahwärme grassierte schon bei der Gründungsversammlung der Genossenschaft Naturenergie Fuchsstadt. Denn 260 angemeldete Interessierte drängten sich bei geschätzt über 30 Grad Celsius in der Turnhalle. „Passend zum Thema“, flachste der eine oder andere mit Schweiß auf der Stirn.

Bei bester Laune trugen sich im Verlauf der Versammlung 174 sommerlich leicht bekleidete Mitglieder in die Gründungsliste der Genossenschaft ein. Ihre Flucht aus Öl und Gas lassen sie sich etwas kosten. 8000 Euro werden für Hauseigentümerinnen und -eigentümer fällig, um dabei zu sein. Unbebaute Grundstücke mit Anschlussoption an das geplante Wärmenetz sind zunächst mit 4500 Euro mit von der Partie.

Frist bis Ende Juli

„Wir haben einen Riesenschritt gemacht“, freute sich Bürgermeister Rene Gerner nach der Versammlung. Es gelte angesichts der Zuspitzung am Energiemarkt Farbe zu bekennen. Noch bis Ende Juli soll es Gelegenheit zur Einschreibung in die Gründungsliste geben.

Anhand der Teilnehmerzahl und der prognostizierten Wärmeabnahme soll dann die Projektierung der Anlage beginnen, Ende September oder Anfang Oktober sollen kommende Schritte vorgestellt werden.

Standort noch offen

Insgesamt hoffen die Initiierenden der Genossenschaft, allen voran Rene Gerner, auf 300 Teilhaberinnen und Teilhaber. „Vielleicht wacht ja jetzt noch der eine andere auf“, sagte Gerner am Rednerpult.

Seit rund einem Jahr laufen die Grobplanungen samt Ortsbesichtigung bei vergleichbaren Projekten. Und so gibt erste Anhaltspunkte, was die gelieferte Energie von Holz überwiegend aus dem Gemeindewald kosten soll. Einigkeit herrschte in der Versammlung über die sich abzeichnende Verteilung zwischen Grund- und in Aussicht stehendem Kilowattpreis.

Letztendlich werden dort auch die die Investitionskosten mit hineinspielen, die erst überschlägig feststehen. Um die Häuser der Genossenschaftsmitglieder künftig ohne Heizung anzubinden, wird mit der Verlegung von acht bis neun Kilometern Rohrleitungen gerechnet. Noch offen ist der Standort des Heizkraftwerkes. Mitinitiator Ingo Betz-Eichler rechnet mit ersten Wärmelieferungen im Jahr 2025.

„Initiative ist aktueller denn je“

„Die Initiative ist aktueller denn je“, warb Rene Gerner für das Vorhaben. Das Finanzminsterium geht wegen der Entwicklung auf dem Energiemarkt von jährlichen Mehrkosten von 2000 Euro für die Beheizung eines Einfamilienhauses aus. In Vorbereitung seien zudem Gesetze, wonach jede Kommune darlegen müsse, wie sie sich künftig bei der Beheizung von Häusern aufstellen wolle.

Max Riedl von Bayerischen Genossenschaftverband stellte den Versammelten Eckpunkte der Satzung für die neue Genossenschaft vor, die auf Einvernehmen stießen. Riedl bescheinigte Zusammenschlüssen dieser Art „unwahrscheinliches Identifikationspotenzial“, weil die Mitglieder gleichermaßen Kunden und Investoren seien, ohne dass andere Unternehmen profitieren. Eine persönliche Haftung der Genossinnen und Genossen sei ausgeschlossen.

Auch für Glasfaser

Die Genossenschaft soll laut Satzung auch das Geschäftsfeld Glasfaser aufgreifen. Dies biete sich an, weil im Zuge der vorgesehenen Rohrverlegungen Leerrohre für den Internetanschluss möglich seien, die an Provider vermietet werden könnten. Bestehende Verträge der Bewohnerinnen und Bewohner tangiere das nicht, so Riedl.

Eine Auflage gibt es aber für Genossenschaftsmitglieder: Sie dürfen jetzt erst neu installierte Heizungen nur noch zehn Jahre weiterbetreiben, bevor sie Nahwärme abnehmen müssen.

Aufsichtsrat gewählt

Zur Wahl des Aufsichtsrates hatten die Initiierenden eine Vorschlagsliste erarbeitet, die auf breite Zustimmung stieß. Dem Aufsichtsrat gehören demnach als Vorsitzende Rene Gerner und als Stellvertreterin Cordula Kuhlmann an. Mit dabei sind auch Holger Wahler, Thomas Höfling und Stefan Hugo. Den Vorstand bilden Ingo Betz-Eichler und Robert Volpert. Anerkennung fand, dass die beiden Vorstände schon viel Vorarbeit für die Gründungsversammlung geleistet hatten.

Auf Nachfragen aus der Gründungsversammlung dazu sieht Bürgermeister Gerner keinen Interessenskonflikt mit seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender, etwa beim bevorstehenden Verkauf und Ankauf von Gemeindeholz. Hierbei orientiere man sich ohnehin an marktüblichen Preisen, gab er zu bedenken.

Details zu Planungen unter www.naturenergie-fuchsstadt.de

Der frisch gewählte Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft Naturenergie Fuchsstadt. Von links: Stefan Hugo, Cordula Kuhlmann, Bürgermeister Rene Gerner, Ingo Betz-Eichler, Holger Wahler. Max Riedl vom Bayerischen Genossenschaftsverband (rechts) leitete die Versammlung.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Der frisch gewählte Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft Naturenergie Fuchsstadt. Von links: Stefan Hugo, Cordula Kuhlmann, Bürgermeister Rene Gerner, Ingo Betz-Eichler, Holger Wahler.
 
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