Bad Brückenau
Frühlingskonzert des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau
Russland und Polen waren die "Nachbarn", um die es beim Frühlingskonzerte Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau ging.
Das Frühlingskonzert des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau im König Ludwig-Saal überraschte mit dem etwas ungewöhnlichen Motto "Nachbarn". Dieser Arbeitstitel, dem Chefdirigent Johannes Moesus durch klug zusammengestellte Kommentare biographische und strukturelle Querinformationen hinzufügte, wurde im passionierten Vortrag des Orchesters und im Spiel einer Ausnahme-Solistin, der ukrainischen Saxophonistin Asya Fateyeva, mit Leben erfüllt und begeisterte die große Zuhörergemeinde.
Als Johannes Moesus "die musikalischen Nachbarn" seines Programms erläuterte, entstand der Eindruck, er habe dem Saxophon-Konzert von Alexander Glasunow nur rasch noch einen anderen Russen, nämlich Anton Arensky, hinzugefügt, und dann sei es nicht schwierig gewesen, auch in Polen zwei geeignete Komponisten zu finden - und schon habe er ein fertiges Programm gehabt. Das war natürlich eine charmante Untertreibung, die den Reiz nur umso größer machte, den Gemeinsamkeiten und Gegensätzen der Kultur in Russland und Polen in kleinen Schritten im Laufe des Konzerts auf die Spur zu kommen.
Was man da entdecken konnte, waren nicht in erster Linie die schicksalhaften Prägungen, die beide Völker durch die politischen Ereignisse der letzten 200 Jahre als Nachbarn erfahren haben. Eher wurde der Eindruck vermittelt, dass in beiden Ländern im 19. Jahrhundert der Versuch gemacht wurde, sich von der Musik in Westeuropa zu emanzipieren und eine eigene, nationale Klangsprache unter Verwendung der jeweils eigenen Folklore zu entwickeln. Während Russen und Polen in diesem Bestreben durchaus etwas Gemeinsames haben, sind die Wege zu diesem Ziel doch recht verschieden gewesen: In Russland kamen die jungen Künstler zur Ausbildung in die Städte St.Petersburg und Moskau. Dort bildete sich dann jene "Gruppe der Fünf", die sich auch "Das mächtige Häuflein" nannte, und zu ihnen zählten sich sowohl Anton Arensky wie Alexander Glasunow, die beiden Komponisten des Konzerts.
Anders stand es mit ihren polnischen Kollegen Wojciech Kilar und Miecyslaw Karlowicz, die für die neuen Impulse, die sie der Musik ihres Landes geben wollten, gerade nicht die Stadt als Ausgangsort suchten, sondern die Ursprünglichkeit der Natur. Beide waren von der Bergwelt der Hohen Tatra in den Karpaten fasziniert, und Kilar hat eine mit "Orawa" betitelte Komposition geschrieben, deren Klang-Ebenen den Gebirgs-Schichtungen dieser Landschaft an der Grenze Polens und der Slowakei entsprechen. Sein älterer Kollege Karlowicz wurde sogar ein Opfer der Hohen Tatra, als er im Alter von nur 33 Jahren dort beim Skifahren von einer Lawine verschüttet wurde.
Die Musik der beiden Polen bildete die Eckpunkte des Programms. Beide haben für Streichorchester komponiert, beide mit ähnlichen Zielen, aber mit verschiedenen Mitteln: die Serenade op.2 von Karlowicz, 1897 entstanden, steht klar in der Nachfolge der Spätromantik, hat aber einen besonderen Charme, der sich rasch dunkler Klangfarben bedient und auf beschwörende lyrische Motive zurückgreift; Kilars "Orawa" von 1986 konzentriert sich auf zwei Hauptgedanken, die sich ausbreiten und oft überlagern, um sich als Klangflächen und Rhythmen fortzubewegen und faszinierende Bildfolgen zu ergeben. Ist das nicht wie im Film? - so möchte man fragen und liegt damit ganz richtig, denn der Komponist hat eine große Zahl von Film-Musiken geschrieben.
Die "Variationen über ein Thema von Tschaikowsky" von Arensky sind ein frühes Werk, komponiert 1894 aus Trauer über den Tod des Freundes und aus Bewunderung für ihn. Diese Musik erhielt durch das expressive Musizieren des Brückenauer Orchesters hohe Intensität bei stets gewahrten klanglichen Proportionen.
Das einsätzige Konzert Es-Dur für Alt-Saxophon und Streicher (1934) von Glasunow war ohne Zweifel der Höhepunkt des 1. Konzertteils, dank des charismatischen Auftritts der Solistin Asya Fateyeva, die die dunklen Farben der Orchester-Einleitungstakte sanft aufnahm. Ihr Instrument hatte kaum Schärfe, klang stets kantabel und hatte auch im Forte einen geformten Wohlklang. Ihre Kadenz kam geschmeidig daher und führte in kluger Regie zurück ins Tutti.
Beim Konzert für Sopran-Saxophon und Orchester von Domenico Cimarosa, der als Italiener von 1787 bis 91 Gastkomponist am Zarenhof war, erlebten die Zuhörer Asya Fateyeva mit dem höheren Instrument und mit Musik, die in der Mozart-Epoche entstanden ist und in den langsamen Sätzen betörende Effekte erzielte, im schnellen Finalsatz dagegen manches an Klarheit schuldig blieb.
Das Publikum spendete begeistert Beifall, wurde mit einem Walzer von Tschaikowsky belohnt, und Dirigent wie auch alle Musiker erhielten Blumen.
Als Johannes Moesus "die musikalischen Nachbarn" seines Programms erläuterte, entstand der Eindruck, er habe dem Saxophon-Konzert von Alexander Glasunow nur rasch noch einen anderen Russen, nämlich Anton Arensky, hinzugefügt, und dann sei es nicht schwierig gewesen, auch in Polen zwei geeignete Komponisten zu finden - und schon habe er ein fertiges Programm gehabt. Das war natürlich eine charmante Untertreibung, die den Reiz nur umso größer machte, den Gemeinsamkeiten und Gegensätzen der Kultur in Russland und Polen in kleinen Schritten im Laufe des Konzerts auf die Spur zu kommen.
Was man da entdecken konnte, waren nicht in erster Linie die schicksalhaften Prägungen, die beide Völker durch die politischen Ereignisse der letzten 200 Jahre als Nachbarn erfahren haben. Eher wurde der Eindruck vermittelt, dass in beiden Ländern im 19. Jahrhundert der Versuch gemacht wurde, sich von der Musik in Westeuropa zu emanzipieren und eine eigene, nationale Klangsprache unter Verwendung der jeweils eigenen Folklore zu entwickeln. Während Russen und Polen in diesem Bestreben durchaus etwas Gemeinsames haben, sind die Wege zu diesem Ziel doch recht verschieden gewesen: In Russland kamen die jungen Künstler zur Ausbildung in die Städte St.Petersburg und Moskau. Dort bildete sich dann jene "Gruppe der Fünf", die sich auch "Das mächtige Häuflein" nannte, und zu ihnen zählten sich sowohl Anton Arensky wie Alexander Glasunow, die beiden Komponisten des Konzerts.
Anders stand es mit ihren polnischen Kollegen Wojciech Kilar und Miecyslaw Karlowicz, die für die neuen Impulse, die sie der Musik ihres Landes geben wollten, gerade nicht die Stadt als Ausgangsort suchten, sondern die Ursprünglichkeit der Natur. Beide waren von der Bergwelt der Hohen Tatra in den Karpaten fasziniert, und Kilar hat eine mit "Orawa" betitelte Komposition geschrieben, deren Klang-Ebenen den Gebirgs-Schichtungen dieser Landschaft an der Grenze Polens und der Slowakei entsprechen. Sein älterer Kollege Karlowicz wurde sogar ein Opfer der Hohen Tatra, als er im Alter von nur 33 Jahren dort beim Skifahren von einer Lawine verschüttet wurde.
Die Musik der beiden Polen bildete die Eckpunkte des Programms. Beide haben für Streichorchester komponiert, beide mit ähnlichen Zielen, aber mit verschiedenen Mitteln: die Serenade op.2 von Karlowicz, 1897 entstanden, steht klar in der Nachfolge der Spätromantik, hat aber einen besonderen Charme, der sich rasch dunkler Klangfarben bedient und auf beschwörende lyrische Motive zurückgreift; Kilars "Orawa" von 1986 konzentriert sich auf zwei Hauptgedanken, die sich ausbreiten und oft überlagern, um sich als Klangflächen und Rhythmen fortzubewegen und faszinierende Bildfolgen zu ergeben. Ist das nicht wie im Film? - so möchte man fragen und liegt damit ganz richtig, denn der Komponist hat eine große Zahl von Film-Musiken geschrieben.
Die "Variationen über ein Thema von Tschaikowsky" von Arensky sind ein frühes Werk, komponiert 1894 aus Trauer über den Tod des Freundes und aus Bewunderung für ihn. Diese Musik erhielt durch das expressive Musizieren des Brückenauer Orchesters hohe Intensität bei stets gewahrten klanglichen Proportionen.
Das einsätzige Konzert Es-Dur für Alt-Saxophon und Streicher (1934) von Glasunow war ohne Zweifel der Höhepunkt des 1. Konzertteils, dank des charismatischen Auftritts der Solistin Asya Fateyeva, die die dunklen Farben der Orchester-Einleitungstakte sanft aufnahm. Ihr Instrument hatte kaum Schärfe, klang stets kantabel und hatte auch im Forte einen geformten Wohlklang. Ihre Kadenz kam geschmeidig daher und führte in kluger Regie zurück ins Tutti.
Beim Konzert für Sopran-Saxophon und Orchester von Domenico Cimarosa, der als Italiener von 1787 bis 91 Gastkomponist am Zarenhof war, erlebten die Zuhörer Asya Fateyeva mit dem höheren Instrument und mit Musik, die in der Mozart-Epoche entstanden ist und in den langsamen Sätzen betörende Effekte erzielte, im schnellen Finalsatz dagegen manches an Klarheit schuldig blieb.
Das Publikum spendete begeistert Beifall, wurde mit einem Walzer von Tschaikowsky belohnt, und Dirigent wie auch alle Musiker erhielten Blumen.
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