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Staatsbad
Brückenauer Kammerorchester begeistert mit Frühlingskonzert
Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau hat am Samstagabend sein „Frühlingskonzert“ gegeben. Das eindrückliche Konzert stand unter der Überschrift „Paris“. Solist war Harfenist Joel von Lerber.
Joel von Lerber       -  Joel von Lerber
Foto: David Reisler | Joel von Lerber
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 01.05.2024 02:47 Uhr

Joseph Haydns beide Sinfonien B-Dur Hob. I:85 und A-Dur Hob. I:87, die das „Sandwich-Programm“ einrahmten, waren kompromissfähig, denn sie haben mit ihren vier Schwestern den Beinamen „Pariser Sinfonien “ bekommen. Denn sie waren Auftragsarbeiten, vermutlich von Königin Marie Antoinette , für das Pariser „Le Concert de la Loge Olympique“,. Die Sinfonien entstanden vermutlich 1785.

Man tut den beiden Sinfonien sicher nicht Unrecht, dass sie nicht viel anders geworden wären, wenn Haydn sie im Auftrag von Fürst Nikolaus von Eszterhazy geschrieben hätte. Gut, die Eröffnung der B-Dur-Sinfonie folgt der Französischen Ouvertüre, die sich sein Jean-Baptiste Lully in der Sinfonik durchgesetzt hat. Dass Zitate aus Volksliedern – wie im zweiten Satz – oder Tanztraditionen verwendet wurden, war auch nichts Neues, und das gab es auch nach Haydn noch.

Bad Brückenauer spielen mit absoluter Präzision

Man konnte beim Zuhören eigentlich sehr schnell merken, dass es gleichgültig war, dass hier der Frühling verhandelt wurde. Sondern dass man von Anfang an von der Art und Weise der Darbietung der Musik gefangengenommen wurde. Die Brückenauer spielten mit absoluter Präzision und mit zupackendem Zugriff. Selbst die mitunter rhythmisch und strukturell verzwickten Satzanfänge erweckten nie den Eindruck des Hineintastens.

Dazu dirigierte Sebastian Tewinkel starke und belebende und immer schlüssige dynamische Kontraste. Und die Rhythmik scheint ohnehin ein Lieblingsthema des Orchesters zu sein. Wobei ihm da – vor allem den tiefen Streichern – das hohle, verstärkende Holzpodest entgegenkam. Und nicht zuletzt schienen alle ihre für Haydn typischen Solopassagen zu genießen. 

Harfenist Joel von Lerber tritt als Solist auf

Die Füllung des Sandwiches, war dafür 100 Prozent Paris, zunächst mit Claude Debussys „Danse sacrée et danse profane“. Dazu war der 1991 in Basel geborene Harfenist Joel von Lerber als Solist eingeladen worden. Er passte schon deshalb gut zu den Brückenauern, weil er bei enormer Virtuosität immer ein ganz klarer Artikulierer ist. Auch bei ihm wird nichts verwischt oder übergangen. Und er konnte sich auch sehr gut auf das Orchester einlassen.

Der Titel des Stückes signalisierte schon Differenzierung. Tatsächlich war der erste Teil in aller Ruhe auf meditative Effekte musiziert, auf ein ausgezeichnetes Aufeinander-Hören. Phantastisch, welche differenzierten Klangbilder ein Pizzicato von Harfe und Streichern erzeugen kann. Und nach einer spannenden, mit den Erwartungen spielenden Überleitung, schlug die Stimmung total um. Da stieg der Druck und Solist und Orchester trieben sich gegenseitig an, ohne allerdings unter Druck zu geraten.  

Musik wie für einen Werbefilm für Bad Brückenau

Nach der Pause erklang "Introduction et Allegro" von Maurice Ravel mit einem stimmungsvollen Einstieg der Bläser, den nach längerer Zeit  die Streicher übernahmen. Die Harfe griff erst sehr spät in das Geschehen ein. Die Stimmung stieg vom Rätselhaften bis zum Druckvoll-Tänzerischen. Und es hat – für Ravel nicht überraschend – so viele Metaphern für Wasser, mit denen sich Solist und Orchester bestens zeigen konnten, dass man plötzlich den Gedanken hatte: Diese Musik war der ideale Hintergrund für einen Werbefilm über Bad Brückenau.

Auch wenn es draußen noch nicht Frühling war: Es war ein Konzert, das zu hören großen Spaß machte. Als Zugabe spielten Sebastian Tewinkel und sein Brückenauer Kammerorchester die „Pavane“ von Gabriel Fauré .

Info: Der Bayerische Rundfunkt hat das Konzert aufgenommen. Es wird am 20. Mai (Pfingstmontag) um 14:05 Uhr auf BR Klassik ausgestrahlt. 

Mehr zum Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau finden Sie hier:

 
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