Es war wohl Absicht der Stadtkapelle , ihr Frühjahrskonzert in die Nähe des „St. Patricks Day“, zu legen. Dem Nationalheiligen ist in Irland ein Feiertag gewidmet – und der kann bis zu einer Woche dauern. Das nahm das Sinfonische Blasorchester der Saalestadt zum Anlass, seinem Publikum in der Aula des Frobenius-Gymnasiums das Konzert mit großenteils Klängen von der „grünen Insel“ zu beglücken.
Die Zuhörer lassen sich gerne von der Stadtkapelle überraschen. Es kommt augenscheinlich gut an, hin und wieder „ausgetretene Pfade“ zu verlassen. Deutlich zu bemerken war dies schon beim ersten Vortrag „Marchissimo“, in dem Philip Sparke drei Märsche verarbeitete. Beginnend mit sanfter Musik aus dem „Auenland“, brach das Orchester – mit allem was es hat – in die friedvollen Klänge ein. Typisch irisch, laut, lustig, lebensfroh.
Der Vorstandssprecher der Stadtkapelle , Klaus Schäfer , hieß eingangs die Gäste willkommen unter iIhnen Ehrenvorsitzender Manfred Gerlach , die Leitung des Frobenius-Gymnasiums, Oberstudiendirektor Matthias Ludolph und seine Stellvertreterin, Studiendirektorin Silke Heid sowie Martin Wende als Vertreter der Stadt.
In Reinhard Kühnl hatte das Ensemble einen kundigen Moderator, der es verstand, in die Musikszene Dublins und anderer Orte einzuführen.
Eine Fahrt mit dem Hausboot
Das Nachtleben der Hauptstadt Irlands wurde phonetisch durch „Dublin Pictures“ dargestellt. Die Musikkneipen in den Straßen und Vierteln der City – wie beispielsweise Templeton – zogen schon fast vor den Augen vorbei. Emotionen lebt der Ire in seinen Liedern und seiner Musik aus. Liebe und Lebensgefühl, Trauer und Melancholie, Freude und Enttäuschung sind in den Reimen präsent.
Eine Fahrt mit dem Hausboot auf dem größten Fluss der Insel, dem Shannon, durch die Midlands, brachte die Zuhörer zu „Lord Tullamore“ – ein Stück des niederländischen Komponisten Carl Wittrock. Tullamore ist eine Kleinstadt zwischen Dublin und Cork, die durch ihren Whiskey bekannt wurde und es zur zweitgrößten Marke auf der grünen Insel brachte. Die Schifffahrt ist eines der schönsten Erlebnisse in Irland, was die Musiker hervorragend vertonten.
„Oh Danny Boy“
„Oh Danny Boy“ versteckte sich hinter dem Titel „Irish Tune from County Derry“. Es ist das inbrünstige Lied vom Abschied, vielleicht von einem geliebten Menschen oder das schmerzliche Verlassen der Heimat. Eine Rarität, den häufig von Soldaten intonierten Song in der bombastischen Version der Stadtkapelle zu erleben.
„Lord of the Dance“ ist nicht nur eines der besten irischen Tanz-Ensembles, sondern auch ein Konzertwerk, in dem der Hörer seinen Fantasien freien Lauf lassen kann, in einer Zeit der Legenden. Fast immer geht es um den Kampf der guten gegen die bösen Mächte – „ Heroes“ gegen Monster und „Banshees“, die Todesfrauen. In drei Sätzen bot das Orchester den Zauber solcher akrobatischen „Irish-Dances“ tonal dem begeisterten Publikum dar und erntete dafür Standing Ovations.
Nach der Pause wandte sich die Stadtkapelle internationalem aktuellen Soundzu, und damit Großbritannien. Robby Williams schlüpfte mit seinem Medley „Let me entertain you“ in das Gewand moderner Bar- und Club-Music. Vom verstorbene Queen-Macho-Frontmann, Freddy Mercury , hielt das Orchester „Bohemian Rhapsody“ bereit, eine der umstrittensten Kompositionen der Superband, die zunächst durchfiel und dann zweimal Chartburner No. 1 wurde. Beide Stücke gelangen in einem opulenten Klangmantel. Den Schluss setzte das „Phantom of the Opera“ von Andrew Lloyd Webber . Einfühlsam, zärtlich-melancholisch vorgetragen, zeigten die Musiker – mit drei jungen, neuen Kräften und Lorenz Ammersbach an der Orgel ausgestattet – nochmals ihr beachtliches Können. Mit dieser Leistung und den Sympathien des Publikums ausgestattet dürfte bei der Serenade am Musikerheim am 27. Juli eine stattliche Besucherzahl zu erwarten sein. Dirigent Christian Metz, der sein zweites, öffentliches Konzert absolvierte, überzeugte als sicherer, cooler Orchesterleiter, der getrost auf Allüren verzichten kann.
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