Herbert Herrmann war jahrzehntelang der Frauenschwarm im deutschen Fernsehen: ein smarter Typ in Männerrollen, der Frauen zum Seufzen brachte, auch wenn er damals sein Herz an Kolleginnen wie Jutta Speidel und später an Susanne Uhlen vergeben hatte. Seit 2003 lebt der heute 81-Jährige mit der Schauspielerin und Autorin Nora von Collande zusammen. Am Freitag, 29. September 2023, gastiert das Paar in der Komödie „Alles, was sie wollen“ im Bad Kissinger Kurtheater. Unser Mitarbeiter Manfred Kunz hat sich vorab mit beiden unterhalten. Und erfahren, warum Herbert Herrmann, der in preisgekrönten Serie wie „Drei sind einer zu viel“ oder „Männer sind was Wunderbares“ überhaupt keine Lust mehr aufs Fernsehen hat.
Frau von Collande, Herr Herrmann, schön, dass Sie sich Zeit genommen haben für das Gespräch. Wo erreiche ich Sie gerade?
Nora von Collande: Sie erreichen uns gerade an unserem süddeutschen Wohnsitz, in Freiburg.
Wie war Ihr Urlaub?
Nora von Collande: Wir leben in Südfrankreich. Das ist auch unser Leben. Es ist nicht so, dass wir Urlaub und Leben groß trennen. Wir reisen wahnsinnig viel und sind sehr kulturinteressiert und sausen von Museum zu Museum, von Ausstellung zu Ausstellung, und haben halt verschiedene Aufenthaltsorte, wie die Schweiz, Südfrankreich und eben Süddeutschland.
Am Freitag, 29. September startet im Bad Kissinger Kurtheater die Tournee mit Ihnen beiden und dem Stück „Alles was sie wollen“. Freuen Sie sich auf Bad Kissingen ?
Herbert Herrmann: Wir waren lange, lange nicht in Bad Kissingen . Ich weiß nicht, ob der Stadt das Geld gefehlt hat. Und ich finde es toll, dass wir wieder mal da sind, es ist ja ein wunderschönes Theater. Ich habe mich ja schon gewundert, wir waren ja in den letzten Jahren viel unterwegs, aber Kissingen ist immer hinten runtergefallen. Und deshalb bin ich wirklich sehr froh, dass wir mal wieder zu Gast sein können.
Und werden Sie Zeit haben, ein bisschen was zu sehen?
Herbert Herrmann: Das wird diesmal schwierig sein. Im Bad Kissinger Kurtheater ist Tour-Premiere, da werden wir wahrscheinlich den ganzen Tag im Theater sein. Da wird es kaum möglich sein, viel zu sehen. Aber ich kenne Bad Kissingen natürlich von früheren Gastspielen. Und ansonsten lernt man auf so einer Tour wunderschöne Orte und Gegenden kennen, wo man sonst nie hinkommen würde.
Die Premiere des Stückes war am 7. Juni 2019 in Berlin. Das liegt schon vier Jahre zurück. Macht Ihnen das Stück immer noch Spaß?
Herbert Herrmann: Natürlich macht uns das Stück Spaß. Ein Beruf ohne Spaß ist sinnlos. Nora und ich sind mit dem Stück sehr erfolgreich, und dem Publikum gefällt das. Die Zuschauer können sich zurücklehnen, entspannen und die Geschichte mitverfolgen. Also wir beide haben jeden Abend 100% Prozent Lust auf das Stück und freuen uns immer auf jede Reaktion, die vom Publikum kommt. Und die ist auch an jedem Abend anders.
Nora von Collande: Es ist für uns jeden Abend ein großes Vergnügen und auch ein Dankeschön an das Publikum. Jeder hat sein Päckchen auf dem Rücken, jeder hat seinen Kummer und seine Sorgen und wir leben gerade in einer nicht ganz einfachen Zeit, und deshalb ist es wirklich schön zu sehen, wie die Zuschauer reinkommen und wie sie am Schluss uns anstrahlen – diese Metamorphose zu beobachten ist uns immer ein großes Vergnügen. Und wir empfinden das durchaus auch als „soziale Arbeit“, die Zuschauer herauszubringen aus ihrem Alltag, der nicht so lustig ist, und sie in unsere Geschichte hereinzuziehen und sie wegbringen in eine andere Welt.
Sie beide sind seit vielen Jahren gemeinsam auf der Bühne und Sie sind seit fast genauso vielen Jahren auch im echten Leben ein Paar. Wie ist das für Sie, als Paar gemeinsam auf der Bühne zu stehen und auf Tour zu sein? Geht man sich da nicht irgendwann auf die Nerven?
Herbert Herrmann (lacht): Dafür gibt es ja kein Rezept! Entweder es funktioniert bei einem Paar – privat und beruflich – oder nicht. Bei uns funktioniert es seit über 20 Jahren hervorragend, wir sind zufrieden miteinander, sind viel unterwegs, in Paris, in Theatern, das passt einfach.
Frau von Collande, die weibliche Figur in „Alles was sie wollen“ ist Theaterautorin und steckt in einer kreativen Schaffenskrise. Kennen Sie selbst solche oder vergleichbare Situationen?
Nora von Collande: Das bringt der Beruf auch mit sich. Ich komme ja aus einer Theaterfamilie und wurde sogleich komplett desillusioniert von meinen Eltern und darauf hingewiesen, dass man Ellbogen braucht und Disziplin und sein Privatleben an der Pforte abgibt. Denn die Leute haben ja die Karten bezahlt, kommen vielleicht mit dem Taxi, waren beim Friseur – und da hat man die verdammte Pflicht, da oben auf der Bühne 120% zu geben. Und natürlich gibt es Momente, wo man keine so riesige Lust hat oder man ist müde, aber das lernt man so früh im Beruf , damit diszipliniert umzugehen. Was wir gemerkt haben, als wir – wie alle – durch Corona ausgebremst wurden, dass wir das Glück hatten, dass wir beide uns genügen und dass wir so viele kreative Ideen hatten, uns zu beschäftigen.
Herr Herrmann, noch heute hat Sie das Fernsehpublikum in allerbester Erinnerung, etwa in der preisgekrönten Serie „Drei sind einer zu viel“ oder „Männer sind was Wunderbares“. Seit rund 20 Jahren haben sich nicht mehr für TV oder Film gearbeitet. Gibt es keine guten Drehbücher mehr? Oder keine guten Rollen? Oder haben Sie einfach die Lust verloren?
Herbert Herrmann: Ich habe etwas gelernt von ganz alten Schauspielern , mit denen ich gearbeitet habe: Ich denke nicht daran, in diesem Beruf mit Laien zu arbeiten, mit Schauspielern , die von der Straße geholt werden, die den Beruf nicht beherrschen und nicht wissen, wie man sich am Drehort benimmt. Und deshalb habe ich schon seit langen Jahren gar keine Lust mehr. Ich würde auch nie einen Krimi oder eine Ärzteserie machen, wo man mit einer Maske im OP steht. Und jeden Abend diese Krimis, das kotzt mich ein bisschen an. Deshalb habe ich in der Fernsehlandschaft nichts verloren. Wir haben eine tolle Zeit gehabt, Nora und ich, wir konnten Fernsehspiele drehen, die nachhaltig geblieben sind. Aber heute ist alles völlig uninteressant. Unsere Heimat ist und bleibt das Theater.
Bei Ihnen war es ähnlich, Frau von Collande. Nach „Forsthaus Falkenau“ war Schluss mit dem Fernsehen. Vermutlich waren es bei Ihnen die gleichen Gründe?
Nora von Collande: Ich habe das von mir aus beendet. Mir war das „immer nur durch den Wald stiefeln“ nicht mehr abendfüllend. Das hat für eine bestimmte Zeit Spaß gemacht. Ich hatte eine sehr gute Ausbildung und wollte einfach meinen Beruf wieder richtig ausüben. Das war der Grund für meinen Ausstieg aus der Serie. Und ich konnte endlich wieder ans Theater nach Berlin, wo dann die Arbeit mit Herbert begann, eine Arbeit mit Anspruch, die mich erfüllt.
Zurück zum Theater. Was fasziniert Sie beide nach so vielen Jahren auf Tour immer noch am Tourneetheater ? Wird es nicht lästig oder beschwerlich, jede Nacht in einem anderen Hotel verbringen zu müssen?
Herbert Herrmann: Aber das ist doch der Ursprung von Theater, dass man in die kleinen Städte geht und dort das Theater zeigt, was man sonst in Berlin oder Hamburg sieht. Und in den Hotels hat man ja jeden Abend frische Bettwäsche – das ist doch wunderbar.
„Alles, was sie wollen“ spielt ja auf verschiedenen Handlungsebenen, in denen sich gelebtes Leben und literarische Verarbeitung permanent durchmischen. Wie ist das für Sie? Können Sie in ihrem Leben die Bühnenwelt und das echte Leben trennen? Oder ist das gar nicht möglich?
Nora von Collande: Das trennen wir strikt. Alles andere wäre nicht professionell. Herbert und ich sprechen privat überhaupt nicht übers Theater. Wir haben ein Privatleben und ein Theaterleben. Und wenn ich ein Problem mit einer Szene habe, würde ich das nie Hause besprechen, sondern warte auf die nächste Probe und frage den Regisseur, also Herbert, aber nicht meinen Mann.
In einem Satz: Warum sollten die Kissinger Theaterliebhaber „Alles was sie wollen“ auf keinen Fall verpassen?
Herbert Herrmann: Das ist doch herrlich, dass die Zuschauer sehen können, dass auch wir ein bisschen älter geworden sind. Wobei Nora ist jünger geworden, und nur ich ein bisschen älter. Und sie können bei uns sicher sein, dass wir sie nicht in die Pfanne hauen. Sie können sich zurücklehnen und sich über den Abend freuen und dann glücklich nach Hause gehen.
Nora von Collande: Wir entführen die Zuschauer aus ihrem Alltag. Wir haben uns damals in Paris gleich und synchron in dieses intelligente, witzige, leichte und ein bisschen tiefgründige Stück verliebt.