
Das ehemalige Klinische Sanatorium Fronius in der Bismarckstraße erwacht langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Weit geöffnete Fenster lassen frische Frühlingsluft durch die Räume strömen, während ein Anhänger voller Schutt und ein großer Haufen ausrangierter Gegenstände, darunter alte Gestelle, eine defekte Schreibmaschine, Stühle und sogar Skier, auf den Abtransport warten.
Entrümpelung unter schwierigen Bedingungen
Seit Mitte März ist ein Entsorgungsunternehmen vor Ort, um die Entrümpelung fachgerecht vorzunehmen. „Hier ist nichts mehr zu gebrauchen“, bringt es der Chef des Unternehmens auf den Punkt. Dabei ist Vorsicht geboten, denn Glasscherben bedecken das gesamte Gebäude.
In den vergangenen Jahren haben sogenannte Lost-Place-Touristen das Sanatorium entdeckt, nicht immer mit guten Absichten. Immer wieder kam es zu Sachbeschädigungen: Eingeschlagene Fensterscheiben, zerstörtes Mobiliar und wild im Gebäude verteilte Einrichtungsgegenstände zeugen vom Vandalismus. Das Entsorgungsteam muss das Chaos beseitigen, um den Weg für den geplanten Umbau in ein Vier-Sterne-Superior-Hotel zu ebnen, das in etwa einem Jahr in die Bauphase gehen soll.
Grünes Licht für das Hotelprojekt
„Unsere Bauvoranfrage wurde positiv beschieden. Wir werden ein Hotel bauen“, bestätigt Sven Henning, CEO der Ikon Nord GmbH aus Bad Schwartau auf Nachfrage dieser Redaktion. Über drei Jahre intensiver Planungen und detaillierter Abstimmungsgespräche mit der Stadt Bad Kissingen sowie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege waren erforderlich, um so weit zu kommen. „Die Stadt ist uns sehr entgegen gekommen. Es wurde sich viel Mühe gegeben.“ Auch externe Experten von Icomos Deutschland, einer Beraterorganisation der UNESCO , prüften das Vorhaben und gaben grünes Licht.
Ausdrücklich lobt Henning den zuständigen Architekten Siegbert Wagner aus Karlstadt, der mit Ideenreichtum und Kreativität die umfangreichen Entwurfsplanungen erstellte, die für dieses komplexe Bauprojekt notwendig sind.
Bilderserie zum Durchklicken
Erhalt historischer Bausubstanz
Bis auf die Kurvilla aus den Jahren 1912/1913 stehen die weiteren Gebäude des Fronius-Areals nicht unter Denkmalschutz, weder das ehemalige Sanatorium noch das Hotel Belvedere. Dennoch ist die gesamte Anlage Teil des Denkmalensembles von Bad Kissingen und der Welterbestätte "The Great Spa Towns of Europe".
Von Beginn an war für Henning klar, dass er das Sanatorium und das ehemalige Hotel nicht abreißen, sondern ihren Charme bewahren und sanieren möchte. „Tradition trifft Eleganz“ lautet sein Konzept. Die historischen Gebäude werden umfassend saniert und umgestaltet, ohne ihren Charakter zu verlieren. Das ehemalige Sanatorium soll entkernt und um zwei Etagen in Holzbauweise aufgestockt werden, wobei das Gebäude trotz der Erweiterung niedriger als die umliegenden Anwesen bleiben wird. Die Gestaltung der Aufstockung orientiere sich am Stil der 1950er und 1960er Jahre.
Bewahrung architektonischer Details
Auch die herrschaftliche Auffahrt sowie zahlreiche historische Elemente sollen erhalten bleiben. Henning hebt besonders die alten Handläufe im Treppenhaus, geschwungene Balkongeländer und Gemälde hervor, darunter eines, das Kaiserin Sisi beim Flanieren durch Bad Kissingen zeigt.
Betreiber und Hotelkonzept
Die Betreiberfrage ist noch offen, aber vier internationale Hotelketten zeigen bereits Interesse. „Seit drei Jahren stehen sie in der Warteschleife“, so Henning. Die finale Wahl des Betreibers wird auch über die Klassifizierung entscheiden: Entweder wird das Hotel ein Vier-Sterne-Superior- oder ein Fünf-Sterne-Haus.
So ist auch die Innenausstattung noch nicht abschließend festgelegt und soll in Abstimmung mit dem Betreiber erfolgen. Henning bevorzugt jedoch ein Design im "Grand-Hotel-Stil", das sich harmonisch in das historische Stadtbild Bad Kissingens einfügt.
Neuer Wellnessbereich
Das alte Schwimmbad im vorderen Bereich wird abgerissen. Eine neue Wellnessanlage mit Schwimmbad soll im hinteren mittleren Teil des Areals auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern entstehen und über einen "Barfußgang" mit dem Hotel verbunden sein. Auch das ehemalige Hotel Belvedere, das in Eigentumswohnungen umgewandelt wird, soll durch diesen Gang mit dem Wellnessbereich vernetzt werden.
Der Plan sieht 31 Eigentumswohnungen mit je 70 bis 95 Quadratmetern sowie vier Penthäuser mit jeweils 130 Quadratmetern vor. Sowohl das Hotel als auch die Wohnungen sollen höchste Ausstattungsstandards erfüllen, barrierefrei sein und modernste Smarthome-Technologien nutzen.
Zukunft der denkmalgeschützten Kurvilla
Die denkmalgeschützte Kurvilla soll ebenfalls saniert werden. „Wir warten auf das städtebauliche Denkmalgutachten“, erklärt Henning. Geplant sind medizinische Einrichtungen, etwa für plastische Chirurgie und Schmerztherapie auf Hanfbasis.
Ein zweigeschossiges Parkdeck soll im hinteren Bereich des Geländes entstehen, das dank der Hanglage von der Straßenseite aus nicht sichtbar sein wird. Eine Tiefgarage im vorderen Bereich wäre aus baulichen Gründen kaum umsetzbar gewesen.
Henning ist überzeugt, dass das geplante Luxushotel eine Bereicherung für den Tourismus in Bad Kissingen darstellt. Gleichzeitig soll es ein attraktives Investmentobjekt für private Anleger sein, während die Verwaltung und Vermietung der Hotelzimmer von der Hotelgesellschaft übernommen wird.
Zeitplan für den Baubeginn
Der Zeitplan sieht vor, dass in rund einem Monat der Bauantrag bei der Stadt Bad Kissingen eingereicht wird. Da keine Änderungen zur Bauvoranfrage vorgesehen sind, rechnet Henning mit einer reibungslosen Genehmigung. Der Baustart ist für Ende 2025 oder Anfang 2026 geplant, mit einer Bauzeit von etwa 30 Monaten.
