Ein Friedhof muss nicht zwangsläufig ein erstarrt-formaler Raum von bedrückender Atmosphäre sein. Eine Besichtigung der Erweiterung im Gottesacker der Saalestadt zeigte, dass es auch anders geht - zumal Bestattungen und Ruhestätten schon länger dem Wandel unterliegen. Kreativität zwischen den Gräber ist gefragt und trifft auf zunehmende Akzeptanz.
Natürlich spielt hier der Platzmangel seitens der Anbieter eine Rolle und die mangelnde Pflege wenn Hinterbliebene in weit entfernten Wohnorten beheimatet sind. Den Friedhofs- und Gemeindeverwaltungen obliegt es Lösungen zu finden. Der Friedhof sollte dabei seine Würde als solcher behalten. Doch neue Gestaltungs- und Bestattungsformen gewinnen immer mehr Bedeutung, wie Bürgermeister Armin Warmuth bei der Ortsbesichtigung im Friedhofsteil betonte.
In Hammelburg sorgt das "Kreativ-Team" Stefan Stöth, Dieter Densch und Matthias Emmert - vor allem aber der pensionierte, ehemalige Abteilungsleiter August Brendan - für passend-pietätvolle Novitäten. Schon vor vier Jahren verwirklichte er das Urnenfeld "Weinberg", mit Rebstöcken bepflanzt und einer Natursteinmauer eingefasst. Hier bot sich Platz für 24 Urnengräber.
Die Idee fand Gefallen bei den Friedhofbesuchern wie auch der damaligen bayerischen Umweltministerin Scharf, die namens des Landesverbands für Gartenbau und Landespflege den heimischen Gottesacker mit der Plakette "Ort der Würde, Kultur und Natur" auszeichnete.
Jüngste Kreation von Brendan und Emmert ist das kürzlich fertiggestellte mit zwei kleinen Fischteichen versehene "Urnenfeld am Gartenteich", das ebenfalls von einer Natursteinmauer gefasst und locker bepflanzt ist. An den geschotterten Uferbänken der Becken sind 25 Plätze für Urnenröhren angelegt und teils schon belegt.
Das mit einem kleinen Zaun gesicherte Areal erhielt bei der Besichtigung eine Christophorus-Statuette, die der Obst- und Gartenbauverein Hammelburg spendete, der auch die Pflanzkosten übernahm. Mit dem neuen Sammelgrab verfügt der Städtische Friedhof über 123 Urnenröhrengräber. "Bis Ende des Jahres haben wir 150 Urnengräber belegt", vermutet Brendan. "Dann machen wir da weiter, wo Lücken entstehen. Die Ideen entstehen aus der Situation", fügt er hinzu.
Bürgermeister Warmuth dankte den Spendern und allen Beteiligten für ihr Engagement. "Das ist eine echte Bereicherung und eine enorme Aufwertung unserer Friedhofs-Landschaft. Mehrere Besuchergruppen sind bereits angemeldet", berichtete er. Auch der Obereschenbacher Friedhof erhielt eine ähnliche Gestaltung, die auch im Stadtteil Diebach demnächst ansteht. Dabei will sich die Friedhofsverwaltung um individuelle Lösungen bemühen, je nach Struktur des Gottesackers.
Bei der Neugestaltung will das Kreativ-Team auch ökologische Gesichtspunkte berücksichtigen. So entstand unweit der Grabstätten Mitte Mai ein Insektenhotel und eine Ausleihe für Gartenwerkzeuge, die im Friedhofsgelände verbleiben sollen. Die Kosten für ein Urnenröhrengrab, das gegen Bezahlung auch reserviert wird, liegen bei 800 Euro Gebühr für zehn Jahre.