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Bad Kissingen
Freispruch für Fette: Fränkischer Fitness-Trainer räumt mit Ernährungsmythos auf
Fitness-Trainer Holger Klemm erteilt Fetten einen Freispruch - vorausgesetzt, es sind die richtigen. In unserer Serie rund um die Themen Bewegung und Ernährung verrät er, welche von ihnen Hirn und Herz gut tun und welche man lieber lassen sollte.
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.08.2022 10:30 Uhr

"Nicht so viel Butter aufs Brot!", warnen Eltern. "Fettiges Essen ist ungesund!" Auch bei Wurst- und Fleischwaren sollen Kinder maßhalten. Als Alternative kommen oft fettreduzierte "Light"-Produkte auf den Tisch. In den USA wurden fettarme Diäten in den 1980er- und 1990er-Jahren besonders intensiv propagiert. Doch trotz tausender neuer "Light"-Produkte wurden die US-Amerikaner in den letzten Jahrzehnten dicker und dicker. Kein Wunder. Jahrzehntelang schürten Ernährungsexperten die Angst vor erhöhten Blutfettwerten.

Fettablagerung in den Blutgefäßen?

Deftiges Essen mache nicht nur dick, Fett lagere sich auch in den Blutgefäßen ab und steigere das Risiko für Herzinfarkte. Doch sind fettreiche Lebensmittel wirklich so schädlich? Nein, sagen mittlerweile führende Ernährungswissenschaftler. Im Gegenteil.

Überraschende Erkenntnisse lieferte eine großangelegte internationale Vergleichsstudie: 135.000 Menschen wurden über sieben Jahre auf ihre Ernährungsgewohnheiten und die Herzinfarkt- und Schlaganfallrate untersucht. Das Ergebnis der Studie: Wer 68 Prozent oder mehr seines Gesamtenergiebedarfs durch Kohlenhydrate abdeckt und weitgehend auf Fett verzichtet, dessen Sterberisiko erhöht sich um 28 Prozent.

Schneller hungrig

Was macht man, wenn man Fett in seiner Ernährung streichen will? Man greift zu anderen Nahrungsmitteln. Die Konsequenz: Mit den empfohlenen fettreduzierten Produkten konsumierten die Menschen deutlich mehr schnell verfügbare Kohlenhydrate: Weißmehlprodukte wie Brötchen, Süßigkeiten und Nudeln. Damit ist der Körper nicht besonders lange zufrieden: Durch die geringe Menge an Ballaststoffen im Weißmehl wird die Stärke im Verdauungstrakt schnell gespalten, die Energie gelangt in Form von Zucker sofort ins Blut - und man wird schnell wieder hungrig. Fette dagegen enthalten zwar viele Kalorien, sättigen aber deutlich länger. Sie ahnen es schon: Völlig überraschend waren diese Erkenntnisse nicht.

Diverse Studien

Verschiedene europäische Studien belegen schon seit Längerem, dass Fett gesund ist und durchaus auch in höheren Mengen konsumiert werden kann. Entscheidend ist jedoch die Qualität der Fette. Wertvoll für den Körper sind insbesondere ungesättigte Fettsäuren, die sich vor allem in pflanzlichen Ölen, Nüssen, Oliven und Fisch finden. Sie haben zum Teil entzündungshemmende Eigenschaften und wirken der Arterienverkalkung entgegen. Gesättigte Fettsäuren, wie sie in Fleisch, Wurst oder Kuchen vorkommen, sollten in einer ausgewogenen Mischkost eher die Ausnahme bleiben.

Es gilt: Freispruch! - das sagt Fitness-Trainer Holger Klemm

Freispruch für die Fette! Die Panikmache der letzten Jahrzehnte möglichst fettarm zu essen, gilt als überholt. Fette sind wichtige Energielieferanten und erfüllen im Körper viele lebensnotwendige Funktionen. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören demnach auch gesunde Fette. Eine fett- und eiweißreiche Kost mit wenig Zucker, wie sie auch in mediterranen Ländern zu finden ist, lässt Sie länger leben und vermeidet Übergewicht. Die Ernährungs-Tipps aus meinem "Moves-einfach schlank"-Programm lauten: Verwenden Sie zum Anbraten von Fleisch und Gemüse sowie für Salatsoßen hochwertiges Rapsöl. Das enthält besonders viele kostbare Fettsäuren. Täglich mindestens eine Handvoll Nüsse - vor allem Walnüsse, Mandeln und Haselnüsse - als Zwischenmahlzeit eingebaut, schützt langfristig vor Herzinfarkt und wirkt sich positiv auf das Gehirn aus.

Hintergrund: Holger Klemm hat in Würzburg Sport studiert. Der 46-Jährige hat die Ausbildung zum Fitnessfachwirt gemacht und sich besonders im Bereich Ernährungswissenschaft weitergebildet. Bevor er im Jahr 2005 die Leitung der "FitnessArena" in der Kisssalis Therme in Bad Kissingen übernommen hatte, führte er in Würzburg drei Jahre lang einen klassischen Fitness-Club. Schon damals entwickelte er Abnehmkonzepte für Gruppen- und Einzelcoachings. In der "FitnessArena" in Bad Kissingen ist er zusammen mit seinem Team für die Mitglieder Ansprechpartner für Fragen rund um Gesundheit und Fitness und entwickelt nach Messungen und Analysen individuelle Trainingspläne. Seit fünf Jahren bietet er dort sein mehrwöchiges Abnehmprogramm mit Seminaren und Trainingskursen an. Bisher haben über 1000 Frauen und Männer im Fitness-Club der Kisssalis bei "Moves" mitgemacht.

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