(tosch/hf/one) „Pracht, Prunk, Protz – Luxus auf dem Land“ lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen. Bis 18. August dreht sich alles um Statussymbole im ländlichen Bayern. Nicht die Alltagskultur, das harte Leben und die oftmals schwere Arbeit der Landbevölkerung stehen diesmal im Mittelpunkt, sondern die Frage „Was bedeutete für die Landbevölkerung einst Luxus?“
Eröffnet wurde die Wanderausstellung der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Freilichtmuseen von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Vorsitzender des Zweckverbands Fränkisches Freilandmuseum, seinem Stellvertreter, Landrat Thomas Habermann, sowie Martin Ortmeier, Leiter des Freilichtmuseums Finsterau und Sprecher der ARGE süddeutscher Freilichtmuseen. „Wir freuen uns sehr, dass nun das Freilandmuseum Fladungen Gastgeber dieser außergewöhnlichen Sonderausstellung sein darf“, unterstrich Erwin Dotzel bei der Eröffnung des neuen Angebots.
In acht Ausstellungssequenzen – betitelt mit Überschriften wie „Staat machen“, „Aufpoliert“, „Herausgeputzt“ und „Da schau her“ – werden über 100 kostbare Ausstellungsstücke präsentiert. „Diese stehen exemplarisch für Glanzstücke und luxuriöse Facetten des Landlebens vor allem vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts“, führt der wissenschaftliche Mitarbeiter Heinrich Hacker aus.
Die höchste Festtagstracht war der Stolz und das Prunkstück jeder Bäuerin. Es galt, Staat zu machen. Die Glanzstücke der Ausstellung sind aufwendig mit Glasperlen, Gold- und Silberbouillon bestickte Riegelhauben (Ende 19. Jahrhundert) sowie modische Prestigeobjekte wie bestickte Damenschuhe aus dem Rhönmuseum, Kaschmirschals, Federfächer oder Muffs, ebenso perlenbesetzter Schmuck, Charivari und Mieder.
Als weitere Luxusgüter können mit kunstvollen Verzierungen versehene Möbelstücke der „guten Stube“ bestaunt werden. Zu den Schlagworten „Herausgeputzt“ und „Aufpoliert“ zeigt die Ausstellung Prachtvolles aus Holz, Putz und Farbe rund um Haus und Hof wie Schmuck und Dekor an Getreidekästen und Balkonen, Fachwerk- und Steinbauten sowie edle Holzverzierungen und Bemalungen an Möbeln und Alltagsgegenständen wie Spinnrädern. Hochzeitstruhen und Wandmalereien ziehen die Blicke auf sich.
„Landläufig herrscht die Vorstellung, dass es in der bäuerlichen Welt in Rhön und Grabfeld und den Haßbergen gar keinen Luxus gab“, so Sabine Fechter. Dem war natürlich nicht so: „Auch hier wurde geprotzt.“ Die Museumsleiterin verwies auf Bauernhäuser mit reich dekorierten Fachwerkgiebeln und auf die geschnitzten und farbig gefassten Eckständer an den Häusern – es sind Statussymbole früherer Zeiten. Fechter richtete den Blick auch auf die architektonisch ansprechend gestalteten steinernen Eingangspforten mit Initialen und Jahreszahl, die ebenfalls als Besonderheit galten.
„Man gönnt sich ja sonst nichts“ – unter diesem Motto beteiligt sich das Fränkische Freilandmuseum Fladungen (Ausstellungskurator: Heinrich Hacker) mit kunstvoll verzierten Rauchutensilien zu den Ess-, Trink- und Rauchgewohnheiten der ländlichen Bevölkerung im nördlichen Unterfranken an der Sonderausstellung. Museumsleiterin Sabine Fechter hob hervor, dass es der Landbevölkerung auch darum ging, Traditionen zu erhalten und fortzuführen. Hierzu zählten Festtage, bei denen etwas ganz Besonderes aufgetischt wurde. Sie verwies dabei auf die Kirchweih, auf kirchliche Festtage, aber auch die Fastnachtszeit.
Der Besuch der Sonderausstellung „Pracht, Prunk, Protz – Luxus auf dem Land“ ist in der Tageskarte für das Fränkische Freilandmuseum eingeschlossen. Zur Sonderausstellung gibt es einen reich bebilderten Kata-log, der für 13 Euro im Museumsladen erworben werden kann. Darin wird zum Beispiel vertieft, wie sich die weltlichen und kirchlichen Festmähler vom einfachen und oft eintönigen Alltagsessen abhoben. An Sonn- und Feiertagen kamen Fleischspeisen auf den Tisch, dazu gab es Süßspeisen, Gebäck oder Schmalzgebackenes. Unter der Woche gab es kein Fleisch, sondern nur einfache Kost, bestehend aus Kartoffeln, Brot, Hülsenfrüchten, Kraut oder Mehlspeisen. Auch bei Taufen oder Hochzeiten gehörte Fleisch dazu. Außerdem boten die Jahrestermine wie Fastnacht oder Kirchweih einen Anlass, über die Stränge zu schlagen. Neben reichlich Speis und Trank gab es Musik und Tanz.
Eine Besonderheit bei der neuen Ausstellung im Fränkischen Freilandmuseum ist auch der Nachbau einer Rhöner Stube im Format einer Puppenstube. Dieser ist im Eingangsbereich zu sehen.