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Bad Kissingen
Kleine und große Helfer erleichtern den Alltag
Frauen des VdK erfuhren in Dein Haus 4.0, wie man im Alter oder im Pflegefall selbstständiger bleibt. Wie man vom Sofa aus sieht, wer klingelt oder wie man nie wieder Essen auf dem Herd vergisst.
Projektleiter Johannes Seuffert erklärt den VdK-Frauenvertreterinnen im Haus 4.0 im Landratsamt Bad Kissingen die Einrichtung eines barrierefreien Schlafzimmers.       -  Projektleiter Johannes Seuffert erklärt den VdK-Frauenvertreterinnen im Haus 4.0 im Landratsamt Bad Kissingen die Einrichtung eines barrierefreien Schlafzimmers.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Projektleiter Johannes Seuffert erklärt den VdK-Frauenvertreterinnen im Haus 4.0 im Landratsamt Bad Kissingen die Einrichtung eines barrierefreien Schlafzimmers.
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 19.08.2024 02:43 Uhr

Kürzlich informierten sich die Frauenvertreterinnen aus 25 Ortsgruppen des Sozialverbandes VdK im Landkreis Bad Kissingen unter Leitung ihrer Kreis-Frauenvertreterin Lorette Weiß in der Musterwohnung des hiesigen Projekts „Dein Haus 4.0“ über die Möglichkeiten selbstbestimmten Wohnens im Alter oder Pflegefall. Anschließend gab es Informationen über die VdK-Landesfrauenkonferenz, die in Würzburg stattgefunden hat.

Das vom bayerischen Staatsministerium geförderte Projekt „Dein Haus 4.0. Zuhause besser leben“ präsentiert sich in vier Musterwohnungen in Nieder- und Oberbayern, in der Oberpfalz sowie in Unterfranken. Die Wohnung des unterfränkischen Projekts mit den Projektpartnern Zentrum für Telemedizin (ZTM) und Landkreis Bad Kissingen befindet sich seit einem Jahr im fünften Obergeschoss des Landratsamt-Gebäudes Münchner Straße 5. „Hier zeigen wir technische und gestalterische Möglichkeiten, wie man im Alter oder als Pflegefall möglichst lange selbständig und selbstbestimmt weiterhin in der eigenen Wohnung leben kann“, begann Projektleiter Johannes Seuffert seine Führung.

Wichtigste Vorteile einer solchen seniorengerechten und barrierefreien Wohnung sind elektronische Assistenzsysteme. „Sie sind da, wenn ich sie brauche, aber stören nicht, wenn ich sie nicht brauche.“ Manche Systeme lassen sich schon für relativ wenig Geld in bestehenden Wohnungen nachrüsten. Andere Systeme erfordern Umbauten oder sollten bei Neubauten gleich berücksichtigt werden.

Für die Eingangstür bietet sich zum Nachrüsten eine Videoklingel mit Anrufbeantworter an, die mit Handy oder Tablet kombinierbar ist. Seuffert: „So lässt sich vom Sofa aus kontrollieren, wer vor der Tür steht, und diese elektronisch öffnen.“

KI lernt Verhalten der Bewohner kennen

Im Fußboden der Musterwohnung sind Induktionsschleifen eingelassen, die, wenn der Bewohner hilflos am Boden liegt, der Notrufstelle sofort Alarm melden. Seuffert: „Unser System wird von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert und lernt schrittweise die Bewohner der Wohnung kennen.“ So fällt auch verändertes, ungewöhnliches Verhalten im täglichen Bewegungsablauf der Bewohnerin oder des Bewohners auf, was im Falle langsam fortschreitender Demenz nützlich ist, nennt Seuffert als Beispiel.

Großes Interesse der Besucherinnen fand die Küche, deren Elektrogeräte ebenfalls auf Rollstuhlhöhe eingebaut sind. Hier wies Seuffert zunächst auf das vom Fraunhofer-Institut entwickelte Sprachassistenzsystem mit Telefonfunktion hin, mit dessen Hilfe man Beleuchtung, Radio, Fensterrollos und mehr steuern kann. Vor allem aber kann mit dreimaligem „Hilfe“-Ruf die Notrufstelle alarmiert und über das Gerät direkt telefoniert werden. Natürlich sind solche Assistenzgeräte auch in allen anderen Räumen einsetzbar.

Ein geniales System für Sicherheit am Herd

Ein weiterer Hinweis Seufferts galt dem Herdsicherheitssystem. Wenn es aktiviert ist, beobachtet es selbständig, was auf und vor dem Herd passiert. Bei übermäßiger Hitze oder Qualm wird die Stromzufuhr zum Herd unterbrochen. „Ein geniales System“, meinte der Projektmanager. „Von uns hat doch jeder schon mal etwas auf dem Herd vergessen.“

Nach dem barrierefreien Bad „in Demenzrot“ folgte die Besichtigung des Schlafzimmers, ausgestattet mit speziellem „Aufstehbett“ und elektronischer Sturzerkennung, mit Inaktivitätsmelder und Aufstehmelder sowie Raumklima-Regler. Noch einmal betonte Projektmanager Seuffert den von der Vielfalt der Hilfsmittel und der Wohnraumgestaltung beeindruckten Besucherinnen, dass in der Musterwohnung sämtliche Möglichkeiten gezeigt würden. „Letztlich bleibt alles eine Frage der persönlichen Bedürfnisse.“

Ortungs- und Notrufsysteme auch für unterwegs

Nicht nur innerhalb der Wohnung hilfreich, sondern auch „supercharmant für unterwegs“ (Seuffert) sind die kleinen Ortungs- und Notrufsysteme, die leicht am Körper zu tragen sind. Sie ermöglichen den Menschen selbständige Spaziergänge und pflegenden Angehörigen mehr Beruhigung. Im Notfall alarmieren diese Rufsysteme mittels einer SMS und Angabe der Koordinaten „auf den Meter genau“ die gespeicherte Notrufstelle.


Beim anschließenden Treffen im Burkardus-Wohnpark informierte Kreis-Frauenvertreterin Lorette Weiß die Ortsvertreterinnen über Inhalte der Landesfrauenkonferenz in Würzburg. „Zwei der größten Risikofaktoren für Armut im Leben einer Frau sind das Alter und alleinerziehend zu sein.“ 

In Bayern sind mehr Frauen bedroht

Frauen kümmern sich um Familie und zu pflegende Angehörige, verzichten aufgrund unbezahlter Pflegetätigkeit auf Erwerbsarbeit oder arbeiten nur in Minijobs oder Teilzeit. Alleinerziehende trifft dies besonders schwer, so Lorette Weiß weiter. „Unterstützungsangebote und staatliche Leistungen werden aus Angst und Scham zu selten abgerufen.“ Nach aktueller Statistik seien über 17 Prozent der Frauen armutsgefährdet. 

Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer, die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern liegt bei 34 Prozent. Weiß: „In keinem Bundesland sind so viele Frauen von Altersarmut bedroht wie in Bayern.“ In der Konferenz war man sich einig, dass sich soziale Ungleichheit nur mit besseren Rahmenbedingungen bekämpfen lässt. „Frauenarbeit im VdK ist deshalb besonders wichtig, um unsere Forderungen durchzusetzen“, ermunterte Kreis-Frauenvertreterin Lorette Weiß ihre Kolleginnen.

Projektleiter Johannes Seuffert mit VdK-Frauenvertreterinnen in der behindertengerecht gestalteten Küche mit Esstisch.       -  Projektleiter Johannes Seuffert mit VdK-Frauenvertreterinnen in der behindertengerecht gestalteten Küche mit Esstisch.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Projektleiter Johannes Seuffert mit VdK-Frauenvertreterinnen in der behindertengerecht gestalteten Küche mit Esstisch.
 
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