"Es war wie ein Schlag ins Gesicht, dass sie aufhören", sagt Karin Markert aus Ebenhausen. Sie ist seit etwa 14 Jahren Mitglied im Frauenring. "Die Frauen und die Veranstaltungen waren toll", schwärmt sie und zählt Treffen, Vorträge, Ausflüge und das 40-jährige Jubiläumsfest auf. "Ich bin sehr traurig."
Sie selbst kann sich ähnlich wie Renate Stork aus Aschach nicht vorstellen, in den Vorstand zu gehen. Zwei, drei Jahren hätten sich beide - Auslöser war eine Veranstaltung des Frauenrings - beim Kindergarten in Garitz ehrenamtlich engagiert. "Man wird älter", sagt Markert. "Die Nerven, Familie, dass jeden Monat etwas gemacht werden muss... Das ist Druck." Den anderen Frauen - insgesamt sind es 66 Mitglieder - scheint es ähnlich zu gehen. Niemand will das Amt.
Die Schwierigkeiten für die Vorstandsarbeit Nachfolgerinnen zu finden, deutete sich zwar lange an. So richtig schmerzlich bewusst, wurde es den meisten Frauen dann aber wohl, als sie am Mittwoch ihre Hand hoben, um für die Auflösung des Frauenrings zu stimmen. Am 31. Dezember ist endgültig Schluss.
Schon 2013 hatten Karin Reinshagen und Barbara Thiele für den Vorstand aktiv in der Öffentlichkeit nach jungen Frauen gesucht. "2020 versuchten wir einen Neuanfang mit einer jungen Vorsitzenden zu wagen und sicherten ihr unsere volle Unterstützung zu, auch wenn sie neue Wege gehen wollte", sagt Reinshagen. Felicitas Ganzleben beschreibt sie als junge, engagierte Frau mit Beruf und kleinem Kind. Im Sommer 2021 sei diese dann überraschend zurückgetreten, zuvor hatte schon Schriftführerin Ingelore Blasberg ihre Aufgabe niedergelegt. "Man sieht daran, so ganz unanstrengend ist der Job nicht." Barbara Thiele, Hannelore Stärker, Gesine Just und Karin Reinshagen führten den Ortsring weiter durch die Corona-Zeit.
Fester Entschluss, Frauenring aufzulösen
"Selbst bei den wenigen Veranstaltungen, die im vergangenen Jahr von uns geplant und auch durchgeführt wurden, merken wir die Überforderung." Es müssten Briefe geschrieben werden, Räume gesucht und ständig etwas organisiert werden. Nach vielen Überlegungen und Beratungen auch mit ehemaligen Frauen aus dem Vorstand seien sie zu dem "festen Entschluss" gekommen: Der Frauenring wird aufgelöst, obwohl es noch so viele Ideen gebe. "Aber: Die Umsetzung ist schwierig."
In den letzten Jahren hätten sich etliche Ortsringe in Deutschland und sogar der bayerische Landesverband aufgelöst. Dabei sind ungleiche Bezahlung und die stärke Belastung von Frauen während der Pandemie ganz aktuelle Themen.
"Ganz jungen Frauen in der Schule und im Studium fühlen sich gleichberechtigt. Sie empfingen keine Ungleichheit", sagt Thiele. Dann komme der Berufseinstieg , die Ehe, eine Familienplanung. "Dass keine Gleichheit da ist, erkennt man erst im Rückblick."
Viele junge Frauen meinten: "Ich brauche keine Quote, ich will das durch Leistung erreichen!" Aber das passiere nicht.
Im Frauenring habe sie Frauen anderer Generationen kennen gelernt, die zum Teil "ganz tolle Persönlichkeiten" seien. Zwar teils mit Gebrechen, aber interessante Frauen mit einer enormen Ausstrahlung. "Normalerweise kennt man Frauen der älteren Generation nur aus dem Familienverbund. Man kann sich manches abgucken, wie sie ihr Leben gemeistert haben."