In Vertretung der Vorsitzenden Felicitas Ganzleben begrüßte Barbara Thiele Anna Boll, die Site-Managerin im Unesco-Team der Stadt Bad Kissingen , die ein Einstiegsreferat hielt.
Ihre Meine Aufgabe sei es, für den Schutz, Erhalt und Vermittlung des Welterbes in Bad Kissingen zu sorgen und dabei die anderen zehn Kurstädte im Blick zu behalten, mit denen sich unsere Stadt gemeinsam um den Welterbetitel bewirbt. Eine Seite ihrer Arbeit sei die Koordination auf europäischer Ebene, auf örtlicher Ebene stehe die Stadtentwicklung unter Einbeziehung der Einheimischen im Fokus.
Alle elf Städte hätten sich in der Zeit von 1780 bis 1930 zu bedeutenden Kurorten mit gemeinsamen Merkmalen entwickelt, die bis in die heutige Zeit bestehen: Eine Kulturlandschaft mit Promenaden und Aussichtspunkten, ein lebendiges Kurviertel mit Hotels und Pensionen, mit Mineralquellen, Trinkkurgebäuden, Badehäusern und Veranstaltungssälen für unterschiedliche Unterhaltungsprogramme. Alle diese Bäder zeichne eine für ihre Zeit moderne Infrastruktur aus.
"In diesen Orten wurde im Sommer Politik gemacht, es entstanden geschäftliche Verbindungen und es trafen sich die bekanntesten Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Es kamen auch viele, zum Teil hochkarätige, Künstler, die für ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm sorgten", erklärte die Site-Managerin.
Unter der fachkundigen Führung von Silvia Bitrian Satorra erschloss sich den Teilnehmerinnen der Umfang des Bad Kissinger Schutzgutbereichs, wobei die Gruppe des Frauenrings nur den engeren Bereich "erlaufen" konnte - erstreckt er sich doch in seiner Gesamtheit vom Kaskadental bis zum Golfplatz . "110 Kilometer Promenaden- und Wanderwege mit Aussichtspunkten gibt es im Stadtgebiet", erklärte Bitrian Satorra.
1900 habe man den Luitpoldpark im englischen Stil angelegt. Der Kurgarten mit dem seit 500 Jahren bekannten Maxbrunnen bestehe seit 1838 und sei damit der älteste Kurgarten Europas. Die Kur- und Veranstaltungsräume von Wandelhalle, Brunnenhalle über den Arkadenbau als ältesten Teil bis zum Regentenbau bilden das größte zusammenhängende Ensemble an Kurgebäuden Europas. Die Gebäude würden bis heute in ihrer Funktion genutzt, einzigartig seien die Brunnenfrauen, die noch heute Heilwasser ausschenken und das seit 1837 existierende Kurorchester, das heute Staatsbadphilharmonie heißt, wie Anna Boll erklärte.
"Namhafte Architekten wie Friedrich von Gärtner und Balthasar Neumann gestalteten zahlreiche Gebäude, Gottfried Semper leitete die Jury des Architekturwettbewerbs um den Bau des " Actienbads", des heutigen Luitpoldbads" erklärte die Gästeführerin. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sei dies das größte Badehaus Europas gewesen. Das heutige Behördenzentrum erhielt nach seiner Sanierung den Bayerischen Denkmalpreis 2018.
Am Rand der Stadt entstanden an der Saale die Lindesmühle sowie der Schlachthof mit Besuchertribüne, von der die Kurgäste das Geschehen im unteren Bereich des kathedralenartigen Baus beobachten konnten. Neben den kulturellen Angeboten gäbe es seit 1880 Tennis , seit 1888 einen Fahrradverein, 1911 sei in Bad Kissingen der älteste Golfplatz in Bayern entstanden, im gleichen Jahr die Reithalle "Tattersall", 1922 in der Au das Turniergelände und ein Jahr später der Flugplatz.
Es waren viele Eindrücke, die die Teilnehmerinnen des Bad Kissinger Frauenrings von dieser Führung mitnehmen konnten - die Gebäude und Parks waren zwar den meisten schon bekannt, doch die Zusammenhänge und Grundlagen für die Weltkulturerbe-Bewerbung Bad Kissingens wurden an diesem Nachmittag deutlich herausgearbeitet.