
Hammelburg ist ein schönes Städtchen. Mit seiner historischen Kulisse, eingebettet in malerische Weinberge, welche noch von Schloss Saaleck gekrönt werden, bietet es ein traumhaftes Ambiente. Durch liebevoll gestaltete Projekte und Aktionen, wie verkaufsoffene Sonntage, das „Hamma Damma“, der Dämmerschoppen oder die Aufstellung eines Zunftbaumes versucht der Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS) all das noch hervorzuheben.
Vor einiger Zeit wand sich der Verein dann allerdings mit einer Bitte an die Verwaltung. Das Stadtmarketing sollte dringend professioneller und effizienter gestalten werden, denn: „Wir können das nicht mehr leisten“, macht Vorsitzender Sebastian Hose deutlich.
Viel Ehrenamt im Stadtmarketing Hammelburg
Das Problem dabei: Alle Veranstaltungen und Events organisiert der Verein mit seinen 120 Mitgliedern ehrenamtlich. Die Stadt unterstütze zwar, zum Beispiel beim Produzieren von Veranstaltungs-Flyern, allerdings sei der personelle und finanzielle Input in anderen, vergleichbaren Kommunen größer – das Stadtmarketing einfach professioneller.
Auch gebe es „Schwierigkeiten, wer wofür bei der Stadt zuständig ist“. Oft sei die städtische Wirtschaftsförderung im Spiel, manchmal die Tourist-Information und bei vielen Veranstaltungen auch noch das Ordnungsamt, erzählt Hose.
Marketing-Analyse durch externen Experten
Bestätigen kann das auch die Imakomm Akademie, ein – nach eigenen Angaben – „Anbieter von Expertendiensten“ aus Aalen (Ostalbkreis in Baden-Württemberg). Während ihrer Analysen in Hammelburg entdeckten die Mitarbeitenden viel ungenutztes Potenzial. So sei die Beschilderung in der Innenstadt zwar gut; ihr fehle aber der digitale Charakter.
Die Themen „Wein und Genuss“ sowie „Frankens älteste Weinstadt“ sind präsent, aber nicht durchgängig erlebbar. Schloss Saaleck hänge vermarktungstechnisch hinterher und auch Leerstände seien sicherlich für die Zukunft ein Thema, mit dem man sich beschäftigen müssen.
Mitarbeitenden in der Hammelburger Verwaltung überlastet
Sebastian Hoses Einschätzung, was die Überlastung des VWS und die gesplitteten Zuständigkeiten in der Stadtverwaltung angeht, teilt Hauser nach diversen Gesprächen vor Ort. Insgesamt würden die städtischen Beschäftigten nur 0,1 bis 0,4 Prozent ihrer gesamten Arbeit für das Stadtmarketing aufwenden. „Die Mitarbeiter machen viel. Sie sind aber überlastet und es fehlt die Zeit für strategische Überlegungen.“
Die daraus resultierende Schlussfolgerung des Unternehmens: Es brauche mindestens eine zusätzliche Vollzeitstelle als zentralen Ansprechpartner für das Stadtmarketing.
Eine Transformation in zwei Phasen vornehmen
Nach eingehenden Analysen hat sich also gezeigt: Um die ungenutzten Potenziale der Stadt künftig nicht weiter zu verschenken, bestehe Handlungsbedarf. „Wir hatten im Grunde drei W-Fragen zu klären“, fasst die Expertin zusammen.
Was sollen die zukünftigen Inhalte im Stadtmarketing sein? Wie können diese umgesetzt werden? Und wer soll sie umsetzen? „So eine Transformation ist ein großer Akt, das geht nicht von heute auf morgen“, weiß Hauser. Ihr Vorschlag lautet deshalb: eine Umsetzung in zwei Phasen.
Erste Phase: Innenstadt-Marketing von Hammelburg verbessern
„In Phase eins geht es erstmal um das Innenstadt-Marketing.“ Der VWS soll als bereits vorhandener, starker Akteur von innen heraus transformiert und zu einem Innenstadt-Verein umgewandelt werden. „Das ist natürlich nichts, was von heute auf morgen kommt, deshalb auch die längere Phase – also eine Dauer von drei Jahren“, berichtet die Mitarbeiterin der Imakomm Akademie.
Für Hammelburg bedeutet das konkret: Alle Projekte, die der VWS organisiert, werden auf den Prüfstand gestellt und bei Bedarf optimiert. Außerdem seien mehr Synergien mit der Marke der Stadt Hammelburg von Vorteil.
„Beim Thema 'Wer setzt um?' könnte man auch noch weitere, branchenübergreifende Akteure mit einbeziehen, die eigene Mitgliederbasis erweitern und die Mitmach-Strukturen im Verein weiterentwickeln, um so den Vorstand zu entlasten“, schlägt Hauser vor. Der Menge an Arbeit, welche damit auf den VWS zukommt, ist sie sich allerdings bewusst. „Deshalb würden wir vorschlagen, dass wir eine neue Stelle im VWS ansiedeln, welche diese Transformation von innen heraus bearbeitet.“
Monatlicher Jour-Fix zum Stadtmarketing
Finanziert werden kann das über ein Landesförderprojekt des Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, welches die Möglichkeit bietet, für drei Jahre neues Personal einzustellen. Die Kosten für die Stadt lägen so jährlich in den nächsten zwei Jahre erstmal nur bei circa 55.000 Euro.
Doch nicht nur der Verein selbst ist von den Änderungen in der ersten Phase betroffen. Auch innerhalb der Verwaltung müssten sich die Abstimmungsstrukturen weiterentwickeln. „Durch einen monatlichen Jour-Fix zum Stadtmarketing wäre mehr Effizienz möglich.“ Die Stadt müsse weg von bilateralem, stark personenabhängig Austausch, hin zu nachhaltiger Struktur mit mehr Effektivität.
Mehr Identifikation mit Hammelburg
In Phase zwei, also mit Ablauf der Förderung, müsse der Fokus dann auf ein kooperatives Stadtmarketing gelegt werden. „Die Stelle aus dem VWS könnte dann in die Struktur der Stadt übergehen und als eine Art Standortkoordinations-Stelle dienen“, schlägt die Expertin vor.
Somit könnten die Verwaltung weitere Aufgaben, wie zum Beispiel das Leerstandsmanagement oder mehr gesamtstädtische Aktionen in den Ortsteilen, angehen. „Zusätzlich zu dieser Stelle würden wir außerdem vorschlagen, einen Strategie- und Initiativkreis zu bilden“, berichtet Hauser.
So werde eine Möglichkeit geschaffen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu überlegen, welche kleinen und großen Projekte künftig angegangen und wie sie umgesetzt werden sollen. „Das schafft Identifikation mit den Maßnahmen, aber auch mit der Marke.“
Förderbescheid für Hammelburg bewilligt
Inzwischen hat der Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie den Bewilligungsbescheid für die Förderung „Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte“ bekommen. „Wir hoffen so nun, die Stadt in Sachen Marketing besser und effizienter aufstellen zu können“, sagt Sebastian Hose abschließend.
Was soll da Stadtmarketing bewirken?