Würzburg
Auf fränkischen Spuren wandern: Viele Berghütten in den Alpen haben fränkische Ursprünge
Diese 14 Berghütten in den Alpen wurden von fränkischen Sektionen des Deutschen Alpenvereins gebaut.
Das Jodeln, so scherzt man in den Alpen bisweilen, wurde auf einer Berghütte erfunden. Da hat der verschwitzte Bergsteiger nach einer schlaflosen Nacht im brettharten Lager unter kratzigen Decken den Vorsatz gefasst, das kalte Morgengrauen mit einer heißen Dusche zu vertreiben. Den Wasserhahn voll aufgedreht, begrüßte er den neuen Tag nach einem Schwall Gletscherwasser mit einem markerschütternden Holeridudödeldu ...
Ja, eine Bergtour, die ist lustig! Die kalte Dusche kann einem heute immer noch passieren, aber die rustikal-heile Bergwelt wird rar. Die rund 1400 Schutzhütten, die in den Alpen von den Alpenvereinen und verwandten Organisationen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Italiens, Frankreichs, Sloweniens und Südtirols oder privat betrieben werden, bieten heute vielfach den Komfort von Sterne-Hotels; es gibt überall hervorragendes Essen, moderne Toiletten und - gegen Gebühr - sogar die ersehnte heiße Dusche.
Die Hütten haben sich mit den Ansprüchen der Gäste gewandelt; allerdings sind die allermeisten Wanderer, die auf den steilen Alpenpfaden unterwegs sind, immer noch bereit, für das Natur-Erlebnis Abstriche beim Komfort zu machen. Sie suchen ja weniger die kulinarischen Höhepunkte.
Den Superlativ für die höchstgelegene Hütte der Alpen hält die Capanna Regina Margherita auf der Signalkuppe in den Walliser Alpen (Italien). Sie liegt auf 4554 Metern Höhe und bietet 70 Bergsteigern Platz. Die Versorgung erfolgt per Hubschrauber, alle Anstiege zur Hütte sind Gletschertouren.
Die Hütten, die von den Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV) betrieben werden, nehmen sich etwas bescheidener aus, wenngleich das vom DAV Berlin betriebene Brandenburger Haus in den Ötztaler Alpen mit einer Höhe von 3277 Metern dem Himmel recht nahe kommt. Die Rappenseehütte in den Allgäuer Alpen ist mit 304 Schlafplätzen das größte DAV-Haus. Hier übernachteten am 19. September 1970 sage und schreibe 681 Gäste - auch das ist alpiner Allzeit-Rekord.
Die höchstgelegene Hütte eines fränkischen Alpenvereins findet man im Rofental, einem Seitenarm des Ötztals: Die Vernagthütte, 2755 Meter hoch, gehört dem DAV Würzburg. Einen alpinen Superlativ hat Franken auch zu bieten: Die Breitenkopfhütte in Tirol, 2017 Meter hoch gelegen, macht die DAV-Sektion Coburg zur Eigentümerin der kleinsten Alpen-Schutzhütte: Hier ist Platz für vier Bergsteiger.
Zum Verständnis: Der Deutsche Alpenverein nennt seine Orts- und Regionalgruppen Sektionen. 354 DAV-Sektionen gibt es, 208 von ihnen betreuen Hütten - manche nur eine, andere, wie die große Sektion München, 23. Insgesamt gibt es 325 Hütten, davon werden 195 bewirtschaftet. In diesen Häusern zählt der Alpenverein 750 000 Übernachtungen im Jahr. 67 Häuser sind Hütten für Selbstversorger oder einfache Biwaklager (ein Beispiel ist das Forchheimer Biwak im Ötztal auf 2443 Metern mit sechs Lagerplätzen).
Infos zu den einzelnen Sektionen und zu geeigneten Touren gibt es auf der Website des Deutschen Alpenvereins
Fast jede Hütte verfügt über einen Winterraum mit Schlafplätzen, meist einem Holz- oder Gasofen und einem kleinen Lebensmittelvorrat. Der Raum kann genutzt werden, wenn die Hütte außerhalb der sommerlichen Wander- und der winterlichen Skitouren-Saison nicht bewirtschaftet ist.
Die Geschichte der Schutzhütten in den Alpen ist lang. Schon zu "Ötzis" Zeiten eroberten die Menschen den Alpenraum. Jäger und Hirten der Steinzeit schützten sich mit Hütten aus Steinen und Holz gegen das Wetter. Mit den Römern kamen Herbergen an den Alpenpässen dazu. Die im engeren Sinn touristische Erschließung der Alpen begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Städter das Hochgebirge als Erholungsraum entdeckten.
Besondere Ereignisse haben dem Tourismus in den Alpen immer wieder neuen Schub gegeben. Ein Beispiel aus dem Bauerndorf Obergurgl im Ötztal (Österreich): Hier lebten 1910 nur noch 39 Menschen. 1931 landete der Ballonfahrer August Picard nach einem Höhenweltrekord auf einem Gletscher unweit des abgelegenen Dorfes und machte Obergurgl mit einem Schlag weltberühmt. Heute halten Hotels und Pensionen 4500 Betten vor; jedes Jahr übernachten hier 110 000 Gäste.
Als das Nürnberger Ehepaar Erika und Helmut Simon 1991 auf dem Grenzgrat zwischen Tirol und Südtirol eine mumifizierte Leiche fand, die zunächst nur für Archäologen interessant war, stießen sie eine beispiellosen Boom an: "Ötzi", der heute tiefgekühlt in einem Museum in Bozen liegt, wurde zur Marke für eine ganze Region, die Wege zur hochalpinen Fundstelle im Schatten der Finailspitze (3514 m) und des Similaun (3606 m) und die Hütten an den Wegen sind oft dicht bevölkert.
An die Anfangszeit des Alpinismus erinnern heute nur noch wenige "Hütten". Die Ansprüche an die Berghotels sind gewachsen, nicht nur seitens der Gäste. Der ökologische Gedanke ist im Alpenverein fest verankert, und so investieren die Hüttenbetreiber heute nicht nur in den Komfort, sondern in Umweltschutz und Energieeffizienz. Im Brandenburger Haus betreibt der Hüttenwirt eine Kompost-Kläranlage, deren feste Rückstände wie der Abfall in großen Säcken per Helikopter ausgeflogen werden müssen.
Trotz des Aufwands, der für die Unterhaltung der Berg-Herbergen betrieben werden muss, hat der DAV den Preis für eine Übernachtung gedeckelt: Mehr als 18 Euro pro Nacht sollen Vereinsmitglieder nicht zahlen; Frühstück kostet extra. Das in der Regel einfache, aber üppige Bergsteigeressen mittags oder abends bekommt man mit DAV-Ausweis für 7,50 bis 8,50 Euro.
Was das Vergnügen einer Nächtigung über den Wolken wert ist, sieht man an den Preisen, die private Hütten in den Alpen verlangen. In der Schöne-Aussicht-Hütte hoch über dem Talschluss des Südtiroler Schnalstals etwa kostet das Bettenlager in der Hochsaison ab 66 Euro (mit Halbpension und der Option, in 2850 Metern Höhe in die Sauna zu gehen oder im Iglu zu schlafen).
Zwischen Luxusherberge und Bergerlebnis, zwischen Gletschereinsamkeit und Massentourismus bieten die Wege zu den Hütten das ganze Spektrum dessen, was das schwierige Verhältnis zwischen Mensch und Alpen ausmacht. Offenkundiger als Romantik und Jodel-Folklore sind die Folgen menschlicher Eingriffe etwa für den Bau immer neuer Skipisten in immer größeren Höhen. Und die Auswirkungen des Klimawandels, der nicht nur die einzigartige Gletscherwelt schrumpfen lässt, sondern mit dem Tauen des Permafrosts so manchem Weg und mancher Hütte den Boden unter den Füßen wegzieht.
Ja, eine Bergtour, die ist lustig! Die kalte Dusche kann einem heute immer noch passieren, aber die rustikal-heile Bergwelt wird rar. Die rund 1400 Schutzhütten, die in den Alpen von den Alpenvereinen und verwandten Organisationen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Italiens, Frankreichs, Sloweniens und Südtirols oder privat betrieben werden, bieten heute vielfach den Komfort von Sterne-Hotels; es gibt überall hervorragendes Essen, moderne Toiletten und - gegen Gebühr - sogar die ersehnte heiße Dusche.
Wanderer mit höchsten Ansprüchen
Die Hütten haben sich mit den Ansprüchen der Gäste gewandelt; allerdings sind die allermeisten Wanderer, die auf den steilen Alpenpfaden unterwegs sind, immer noch bereit, für das Natur-Erlebnis Abstriche beim Komfort zu machen. Sie suchen ja weniger die kulinarischen Höhepunkte.Den Superlativ für die höchstgelegene Hütte der Alpen hält die Capanna Regina Margherita auf der Signalkuppe in den Walliser Alpen (Italien). Sie liegt auf 4554 Metern Höhe und bietet 70 Bergsteigern Platz. Die Versorgung erfolgt per Hubschrauber, alle Anstiege zur Hütte sind Gletschertouren.
Die Hütten, die von den Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV) betrieben werden, nehmen sich etwas bescheidener aus, wenngleich das vom DAV Berlin betriebene Brandenburger Haus in den Ötztaler Alpen mit einer Höhe von 3277 Metern dem Himmel recht nahe kommt. Die Rappenseehütte in den Allgäuer Alpen ist mit 304 Schlafplätzen das größte DAV-Haus. Hier übernachteten am 19. September 1970 sage und schreibe 681 Gäste - auch das ist alpiner Allzeit-Rekord.
Die kleinste Alpen-Berghütte bietet Platz für vier Personen
Die höchstgelegene Hütte eines fränkischen Alpenvereins findet man im Rofental, einem Seitenarm des Ötztals: Die Vernagthütte, 2755 Meter hoch, gehört dem DAV Würzburg. Einen alpinen Superlativ hat Franken auch zu bieten: Die Breitenkopfhütte in Tirol, 2017 Meter hoch gelegen, macht die DAV-Sektion Coburg zur Eigentümerin der kleinsten Alpen-Schutzhütte: Hier ist Platz für vier Bergsteiger.
Woher kommen die fränkischen Namen der Berghütten?
Zum Verständnis: Der Deutsche Alpenverein nennt seine Orts- und Regionalgruppen Sektionen. 354 DAV-Sektionen gibt es, 208 von ihnen betreuen Hütten - manche nur eine, andere, wie die große Sektion München, 23. Insgesamt gibt es 325 Hütten, davon werden 195 bewirtschaftet. In diesen Häusern zählt der Alpenverein 750 000 Übernachtungen im Jahr. 67 Häuser sind Hütten für Selbstversorger oder einfache Biwaklager (ein Beispiel ist das Forchheimer Biwak im Ötztal auf 2443 Metern mit sechs Lagerplätzen).
Infos zu den einzelnen Sektionen und zu geeigneten Touren gibt es auf der Website des Deutschen Alpenvereins
Fast jede Hütte verfügt über einen Winterraum mit Schlafplätzen, meist einem Holz- oder Gasofen und einem kleinen Lebensmittelvorrat. Der Raum kann genutzt werden, wenn die Hütte außerhalb der sommerlichen Wander- und der winterlichen Skitouren-Saison nicht bewirtschaftet ist.
Hätte er eine Hütte gehabt ...
Die Geschichte der Schutzhütten in den Alpen ist lang. Schon zu "Ötzis" Zeiten eroberten die Menschen den Alpenraum. Jäger und Hirten der Steinzeit schützten sich mit Hütten aus Steinen und Holz gegen das Wetter. Mit den Römern kamen Herbergen an den Alpenpässen dazu. Die im engeren Sinn touristische Erschließung der Alpen begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Städter das Hochgebirge als Erholungsraum entdeckten.
Wie die Wanderer in die Alpen kamen
Besondere Ereignisse haben dem Tourismus in den Alpen immer wieder neuen Schub gegeben. Ein Beispiel aus dem Bauerndorf Obergurgl im Ötztal (Österreich): Hier lebten 1910 nur noch 39 Menschen. 1931 landete der Ballonfahrer August Picard nach einem Höhenweltrekord auf einem Gletscher unweit des abgelegenen Dorfes und machte Obergurgl mit einem Schlag weltberühmt. Heute halten Hotels und Pensionen 4500 Betten vor; jedes Jahr übernachten hier 110 000 Gäste.
Als das Nürnberger Ehepaar Erika und Helmut Simon 1991 auf dem Grenzgrat zwischen Tirol und Südtirol eine mumifizierte Leiche fand, die zunächst nur für Archäologen interessant war, stießen sie eine beispiellosen Boom an: "Ötzi", der heute tiefgekühlt in einem Museum in Bozen liegt, wurde zur Marke für eine ganze Region, die Wege zur hochalpinen Fundstelle im Schatten der Finailspitze (3514 m) und des Similaun (3606 m) und die Hütten an den Wegen sind oft dicht bevölkert.
Ökologische Aspekte auf den Berghütten
An die Anfangszeit des Alpinismus erinnern heute nur noch wenige "Hütten". Die Ansprüche an die Berghotels sind gewachsen, nicht nur seitens der Gäste. Der ökologische Gedanke ist im Alpenverein fest verankert, und so investieren die Hüttenbetreiber heute nicht nur in den Komfort, sondern in Umweltschutz und Energieeffizienz. Im Brandenburger Haus betreibt der Hüttenwirt eine Kompost-Kläranlage, deren feste Rückstände wie der Abfall in großen Säcken per Helikopter ausgeflogen werden müssen.
Trotz des Aufwands, der für die Unterhaltung der Berg-Herbergen betrieben werden muss, hat der DAV den Preis für eine Übernachtung gedeckelt: Mehr als 18 Euro pro Nacht sollen Vereinsmitglieder nicht zahlen; Frühstück kostet extra. Das in der Regel einfache, aber üppige Bergsteigeressen mittags oder abends bekommt man mit DAV-Ausweis für 7,50 bis 8,50 Euro.
Berghütten in den Alpen: Zwischen Luxusherberge und Wandererlebnis
Was das Vergnügen einer Nächtigung über den Wolken wert ist, sieht man an den Preisen, die private Hütten in den Alpen verlangen. In der Schöne-Aussicht-Hütte hoch über dem Talschluss des Südtiroler Schnalstals etwa kostet das Bettenlager in der Hochsaison ab 66 Euro (mit Halbpension und der Option, in 2850 Metern Höhe in die Sauna zu gehen oder im Iglu zu schlafen).Zwischen Luxusherberge und Bergerlebnis, zwischen Gletschereinsamkeit und Massentourismus bieten die Wege zu den Hütten das ganze Spektrum dessen, was das schwierige Verhältnis zwischen Mensch und Alpen ausmacht. Offenkundiger als Romantik und Jodel-Folklore sind die Folgen menschlicher Eingriffe etwa für den Bau immer neuer Skipisten in immer größeren Höhen. Und die Auswirkungen des Klimawandels, der nicht nur die einzigartige Gletscherwelt schrumpfen lässt, sondern mit dem Tauen des Permafrosts so manchem Weg und mancher Hütte den Boden unter den Füßen wegzieht.
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