Wie der Druide Miraculix (aus Asterix und Obelix ) sieht Markus Weller nicht aus. Er trägt weder einen langen Bart noch Robe, geschweige denn besitzt er ein weises Alter oder braut Zaubertränke. Aber: Der 44-jährige Mottener gehört seit drei Jahren dem "Freundeskreis Druidenweg" an, lebt ein "naturspirituelles Leben". Was das heißt und wie es dazu kam.
" Druide sein bedeutet: ganzheitlich leben im Rhythmus der Natur", heißt es auf der Internetseite von Wellers Gruppe, www.druidenweg.de. Der Mottener, der als freiberuflicher Dozent für Pflege und Betreuung arbeitet, ergänzt: "Wir glauben an das Göttliche in der Natur und den Menschen als Teil der Natur." Das sei mehr eine spirituelle Strömung, weniger eine festgefügte Religion.
Wegen religiöser Enttäuschung: Franke wendet sich dem Druidentum zu
Es war eine religiöse Enttäuschung, die Wellers Weg zum Druidentum ebnete. Ursprünglich sah sich der Mottener im Katholizismus verankert. Er studierte Theologie. Obwohl er nie Priester werden wollte, konnte er sich eine Arbeit bei der Kirche gut vorstellen.
Doch dann merkte er, dass ihn die relativ strengen Regeln einengten; er war nicht mehr mit dem Herzen dabei. "Das ist eine hohle Spiritualität. Man macht viel, aber ohne Hintergrund."
Das Druidentum sei anders, viel freier. Es gebe keinen Teufel, keine Sünde oder einen "rechten Weg", der zum ewigen Leben führe. Man könne auf dem Weg dorthin bei dieser Denkrichtung nichts falsch machen, weil man das ewige Leben eh besitze. "Es ist ein spirituelles Modell ohne Verbote", sagt Weller.
Markus Weller: "Die Welt ist eins"
Welt, Mensch, Natur - alles das ist in den Augen eines Druiden miteinander verbunden. "Die Welt ist eins. Wir müssen uns aber auch ins Bewusstsein rufen, dass dann alles, was wir tun, Auswirkungen auf andere hat. Unsere Taten können also zurückschlagen auf das eigene Leben", behauptet der 44-Jährige.
Zu dem Naturglauben, den schon die Kelten vor 2000 Jahren praktizierten, kam der Mottener durch ein Buch über Weihrauch, der bekanntlich in der katholischen Kirche eine große Rolle spielt. Aber die Wurzeln liegen im Druidentum und genau das begann Weller zu interessieren. Er orientierte sich um; sein Theologie-Studium blieb ohne Abschluss.
In der Rhön finden sich viele Spuren der Kelten, zum Beispiel die Fliehburg auf der Mettermich oder in der Mottener Gegend das prähistorische Grab am Frauenstein. Solche "vorgeprägten" Stätten benötigen moderne Druiden laut Weller für ihre Rituale nicht. Dafür reichen ein Platz im Wald oder auf einer Wiese. "Wenn alles eins ist, ist es egal, wo wir feiern. Es muss nur naturnah sein."
Ritualleiter führt Stichwaffe mit sich: "Der Dolch symbolisiert Wissen und Weisheit"
Der Freundeskreis Druidenweg begeht acht Jahreskreisfeste, darunter die Sommer- und die Wintersonnenwende. Jedes Ritual beginnt mit einem Friedensgebet. Dann folgt eine Entspannungsübung, gedacht als Erdungsritual. Dritter Schritt ist das "Kreisziehen". Dabei schreitet der Keylam, der Erzdruide, einmal um die Gruppe herum, zieht eine gedankliche Linie (die muss nicht rund sein). Das wirkt ein wenig martialisch, weil der Ritualleiter eine Stichwaffe mit sich führt. "Der Dolch symbolisiert Wissen und Weisheit", erklärt Weller. "Durch das Kreisziehen wird die Welt eingeladen, in unsere Welt zu kommen." Sie ruhe gedanklich im Zentrum.
Dem Kreisziehen folgt ein Symbolritual, das sich am jeweils begangenen Jahreskreisfest orientiert. Bei Ostara - dem Frühlingsfest - geht es zum Beispiel um den Aufbruch, die Erneuerung bei Mensch und Natur.
Anschließend wird ein Dankopfer an Mutter Natur gebracht. "Dabei gießen wir Wein auf die Erde. Und unsere Ahnen bekommen Weihrauch", so der Mottener. Zum Abschluss wird der Kreis aufgelöst und der Natur gedankt. Ein Ritual dauert insgesamt eine gute Stunde.
Druiden seien ein "bunter Haufen"
Obwohl ja "das Böse" im Druidentum nicht existiert, wird diese Strömung oft mit Satanismus in Verbindung gebracht. Markus Weller weiß das - und lehnt es komplett ab. Er weiß auch um den "Herren aus Bischofsheim", von dem er sich und seine Gruppe distanziert. "Das hat mit Druidentum nichts zu tun. Dieses lebt aus der Toleranz heraus und begrüßt das Fremde. Es sagt: Lerne daraus!"
Auch Verschwörungstheoretiker scheint der Naturglauben manisch anzuziehen. Weller gibt zu, dass einige auch in die Gruppe strebten. "Wir lassen jedem seine Meinung; so tolerant sind wir. Aber wir dulden keine Beeinflussung. Missionierung ist bei uns fehl am Platze. Es geht um Spiritualität." Man habe auch schon Leute gebeten zu gehen.
Ansonsten sei der "Freundeskreis Druidenweg" ein "bunter Haufen". Einige Mitglieder hätten sich von der christlichen Kirche abgewandt; andere würden diesen Glauben nebenher weiter ausüben. Auch eine Buddhistin sei dabei. Die meisten der 15 Mitglieder seien zwischen 35 und 50 Jahre alt. Das jüngste ist Anfang 20; das älteste zählt 58 Lenze.
Nächstes Treffen ist das "Beltane" - das Fruchtbarkeitsfest
Alle Gruppenmitglieder stammen aus der Region Main-Rhön, aus Schweinfurt, Bad Kissingen, der Münnerstädter Ecke, den Haßbergen. Obwohl der Mottener Weller nahe an der bayerisch-hessischen Grenze wohnt, hat noch niemand aus dem Raum Fulda zum "Druidenweg" gefunden. Das kann sich ändern. Der 44-Jährige hat "erst vor Kurzem mit der Außenarbeit begonnen". Immer im Bewusstsein, dass viele, auch im Ort denken: Was sind denn das für Spinner?
Die Druiden treffen sich das nächste Mal am Sonntag, 15. Mai, ab 19 Uhr zum "Beltane" - dem Fruchtbarkeitsfest. Gefeiert wird laut Homepage "die Hochzeit der Sonne mit der Erde". Energie treffe auf Materie und erschaffe so neues Leben. "In einem druidischen Ritual wollen wir die Fruchtbarkeit von Mutter Erde feiern und um ein gutes Gedeihen aller Lebewesen bitten", heißt es.
Markus Weller wird sich dann doch in ein spezielles Gewand aus Naturfasern kleiden. "Ich finde das einfach schön, wenn man ein Ritual leitet." Weißen Bart und Zaubertrank lässt er aber weg. Wir sind ja nicht bei Asterix und Obelix.