Es ist nicht leicht zu verstehen, warum Stadt und Freistaat Kurdirektor Gunter Sauer ausgerechnet jetzt von seinen Aufgaben entbinden. Daran hat am Donnerstag selbst eine Pressekonferenz von Staat und Stadt nicht viel geändert. Alexander Didczuhn, der zuständige Referatsleiter im bayerischen Finanzministerium, und Oberbürgermeister Kay Blankenburg berichteten da, Sauer werde mit Wirkung zum 31. März ausscheiden. Er sei bereits ab Donnerstag freigestellt. Zudem kündigten sie den 40-jährigen Frank Oette als seinen Nachfolger an. Bei Fragen nach den Gründen ihres Schrittes aber zierten sie sich.
Freistaat: Einhellige Entscheidung
Staat und Stadt seien in der Gesellschafterversammlung einstimmig zur Überzeugung gekommen, man brauche ein neues Gesicht, wenn man die Zukunft der Staatsbad GmbH „erfolgreich gestalten“ wolle, erklärte Didczuhn. Nachtreten werde er nicht.
Wo sie Defizite der jüngeren Vergangenheit sehen, ließen Didczuhn und Blankenburg sich nur indirekt über die Frage nach Schwerpunkten der „positiven Zukunftsgestaltung“ entlocken. Eine Aufgabe des Neuen werde sein, die wirtschaftliche Situation der Staatsbad GmbH zu verbessern. Dazu müssten „die schönen Events“ in Bad Kissingen besser verkauft, Gebäude stärker vermarktet, der Tagungsbereich erweitert sowie Kommunikation und Dialog zwischen Stadt und Kurhaltern ausgebaut werden.
Der Kurdirektor brauche starke Wahrnehmung als Repräsentant des Staatsbads. Darauf legt Blankenburg besonderen Wert. Auf Nachfrage gestand er auch zu, Kissingen könne auf Verbandsebene in der Branche wirkungsvoller vertreten sein.
Besonderes Augenmerk richten Stadt und Freistaat auf das Defizit. Didczuhn gestand in diesem Zusammenhang aber immerhin zu, der Freistaat strebe nicht an, absolut weniger Defizit zu haben. Wichtig sei vielmehr, die Einnahmen zu erhöhen.
Blankenburg: Langer Vorlauf
Eine kurzfristige Entscheidung war die Entpflichtung Sauers nicht. Das strich Blankenburg auf Nachfrage heraus. Der Vorgang habe eben eine Weile gedauert. Begonnen hätten die Überlegungen vor den Ereignissen der vergangenen Monate.
Auf Frank Oette gekommen sind Staat und Stadt durch einen so genannten Headhunter. Die mit der Präsentation geeigneter Kandidaten beauftragte Personalberatung lieferte offenbar eine Liste mit 48 Namen. Die, erzählte Didczuhn, sei auf eine engere Wahl von knapp zehn reduziert worden. Vier davon seien zu persönlichen Gesprächen gekommen. Oette habe sich dabei als der geeignetste empfohlen.
Der 40-Jährige ist seit gut drei Jahren Geschäftsführer der Staatsbad GmbH im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen. Er habe in Trier angewandte Tourismus-Geografie mit den Nebenfächern Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert. Weil er in Oeynhausen in ungekündigter Stellung tätig ist, machten Stadt und Staat noch am Mittwoch aus seinem Namen ein großes Geheimnis.
Als Kurdirektor nach Bad Kissingen kommen wird Oette laut Mitteilung der Stadt spätestens zum 1. Juli. Ob er, wie angestrebt, deutlich früher antreten kann, hängt von den Gesprächen mit seinem aktuellen Arbeitgeber ab.
Weil Sauer bereits freigestellt ist, wird eine Übergangslösung nötig. Die ist in Andrea Schallenkammer gefunden. Die Kurdirektorin von Bad Brückenau soll die Geschäftsführung in Kissingen so lange neben ihren angestammten Aufgaben kommissarisch wahrnehmen.
Wie berichtet, hat der Stadtrat am Mittwochabend nichtöffentlich über Sauer und Oette diskutiert und abgestimmt. Das Ja zu Oette erging einstimmig. Blankenburg bestätigte das. In Bezug auf das Nein zu Sauer wollte er nichts über Einstimmigkeit sagen. Ein Zeichen für Gegenstimmen?
Sauer verabschiedet sich
Gunter Sauer zeigte sich in einer Stellungnahme am Donnerstag ausdrücklich bemüht, ebenfalls nicht nachzutreten. Er habe sich stets „mit Herzblut“ für Kissingen, Bäderland Bayerische Rhön und die Interessen der Heilbäder und Kurorte engagiert, schreibt er. Nach acht Jahren verantwortlicher Tätigkeit verabschiede er sich nun als Geschäftsführer in Bad Kissingen. Den Einschnitt werte er als Zeichen für Wandel und als Chance zugleich. Mit anderen Tourismusbeteiligten habe er sich eingesetzt, um Kissingen modern zu erhalten. Aus seiner Sicht sei das durchaus gelungen. Nicht nur gestiegene Gäste- und Übernachtungszahlen zeigten das.
Kur in Zahlen
Bad Kissingen beschreibt sich selbst mit rund 1,5 Millionen Übernachtungen und mehr als 220 000 Gästeankünften pro Jahr als mit deutlichem Abstand größtes der fünf Staatsbäder in Bayern. Die Umwälzungen im Kur- und Gesundheitsmarkt und die Internationalisierung des Tourismusmarktes hätten in den vergangenen Jahren im deutschen Bäderwesen einen grundlegenden Strukturwandel ausgelöst, der noch nicht abgeschlossen ist. Im Zuge dieser Neustrukturierungen habe der Freistaat Bayern kontinuierlich seine Anteile an den Staatsbädern verringert oder sie zum Teil sogar völlig an die Kommunen abgegeben. An der Kissinger Staatsbad GmbH hält der Freistaat aktuell noch 60 Prozent, die Stadt Bad Kissingen 40 Prozent der Anteile. Die Gesellschaft habe rund 180 Mitarbeiter, die für das Marketing des Staatsbades, die Veranstaltungen für Gäste, Tagungen und Kongresse, die Park- und Gartenpflege sowie das Gebäudemanagement der historischen Kurgebäude in Kissingen zuständig sind.
Bad Oeynhausen nennt sich auch Staatsbad und verbucht etwa eine Million Übernachtungen pro Jahr.
wahrscheinlich gehen die wahren Gründe penetranten Kommentarschreibern schlichtweg nichts an!? Ich kann ausbleibendes Nachtreten und Stillschweigen mehr als nachvollziehen. Schließlich würden der Wahrheit umgehend weitere von Ihnen angemahnte Gerüchte folgen, u.a. auf dem Weg des eingangs erwähnten penetranten Kommentierens...