Mehr als 33.000 Hektar Wald werden von Hammelburg aus betreut, die Forstverwaltungen des Juliusspitals und der Bayerischen Staatsforsten sowie der Bundesforstbetrieb Reußenberg verantworten einen jährlichen Holzeinschlag von durchschnittlich rund 200.000 Festmetern.
Den Löwenanteil nimmt dabei der Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten ein: Rund 16.000 Hektar Staatswald in den Landkreisen Bad Kissingen und Main-Spessart managen Betriebsleiter Daniel Zippert und sein Team aus rund 50 Mitarbeitern .
Daniel Zippert stammt aus der Nähe von Göttingen. Bereits als Referendar kam er erstmals in die Rhön: In Bad Brückenau sammelte der studierte Förster erste Erfahrungen. Danach ging es weiter nach Bayreuth und Waldsassen.
Seit November 2017 leitet der 50-Jährige den Forstbetrieb Hammelburg . „Die 41 Forstbetriebe sind sehr ähnlich aufgebaut“, berichtet Zippert über die Bayerischen Staatsforsten , die in ganz Bayern die rund 720.000 Hektar Wald des Freistaates Bayern betreuen.
Forstverwaltung 2005 ausgegliedert
Die Staatsforstverwaltung blicke in Bayern auf eine mehr als 270-jährige Geschichte zurück, sagt Zippert. Im Jahr 2005 sei die Forstverwaltung von den nach wie vor staatlichen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten getrennt worden. Die Bayerischen Staatsforsten sind eine Anstalt des öffentlichen Rechts, Vorsitzende des Aufsichtsrates ist die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber .
Der Zuständigkeitsbereich des Forstbetriebes Hammelburg teile sich in drei Schwerpunkte, nämlich die Gebiete der früheren Forstämter Gemünden im Südwesten, Mittelsinn im Westen und Hammelburg im Osten. In Südbayern gebe es Forstbetriebe mit bis zu 30.000 Hektar Waldfläche, allerdings im felsigen Hochgebirge mit erheblichen Einschränkungen bei der Bewirtschaftung.
Aufgeteilt in neun Reviere
Die neun Reviere des Forstbetriebes Hammelburg seien im Schnitt 1770 Hektar groß. Zippert führt vier Reviere, sein Stellvertreter Andreas Füller fünf. „Die einzelnen Revierleiter kümmern sich ums operative Geschäft, wir machen die Vorgaben“, beschreibt Zippert die Zuständigkeiten.
Neben den neun Revierleitern und den beiden Leitern gebe es im Forstbetrieb gut 20 Forstwirte und acht Mitarbeiter in der Verwaltung. Die Forstwirte würden zentral von einer Servicestelle aus geführt: „Die Revierleiter sagen, welche Arbeiten sie haben, dann werden die Forstwirte den Revieren zugeteilt.“ Die Revierleiter seien immer auch Ansprechpartner für die Bevölkerung vor Ort und die Kunden.
400 Biotope im Neuwirtshäuser Forst
Die Aufgaben des Forstbetriebes gehen laut Zippert weit über die Holzernte hinaus: Eine große Rolle spiele der Naturschutz. „Alleine im Neuwirtshäuser Forst betreuen wir rund 400 Biotope“, nennt Zippert als Beispiel. Dazu gehörten Teiche im Wald und ökologisch wertvolle Offenlandflächen.
Die Bayerischen Staatsforsten haben auch eine eigene Liegenschaftsverwaltung, die zum Beispiel Verträge für Steinbrüche oder Windparks aushandelt. Pflege, Pflanzungen und der Wegebau seien weitere Aufgaben.
Und selbst eine Unterkunft vermietet der Forstbetrieb Hammelburg : Das Stefanshaus nahe Frammersbach im Spessart ist ein ehemaliger Reviersitz, der als Ferienhaus vermietet wird. Zudem betreibt der Forstbetrieb einen Zeltplatz im Gemeindegebiet von Fellen.
Ein großes Thema sei auch die Jagd. „Unsere Revierleiter müssen selbst auch Jäger sein“, stellt Daniel Zippert klar. Vor allem im Neuwirtshäuser Forst müssten viele Flächen auch eingezäunt werden, weil vor allem das Rotwild dort Jungpflanzen anfresse und sogar von älteren Bäumen die Rinde abziehe.
Die Schäden seien groß: Viele jüngere Bäume gehen ein, wenn der Hirsch sie anfresse. Bei mehr als 100 Jahre alten Bäumen seien oft noch Schäden im Holz erkennbar. „Dann müssen wir die untersten zwei Meter der Stämme abschneiden, also eigentlich den dicksten Teil der Stämme“, berichtet Zippert.
1400 bis 1800 geschossene Tiere im Jahr
Der Forstbetrieb setze im Staatswald auf intensive Jagd, arbeite zusätzlich mit drei Jagdpächtern, rund hundert regelmäßigen Jagdgästen und bis zu 800 Jägern zusammen, die bis aus der Schweiz oder den USA ins Gebiet des Forstbetriebes anreisen.
Der Verwaltungsaufwand sei enorm, unter anderem müssten 1800 Hochsitze instandgehalten werden. 1400 bis 1800 Stück Wild verkaufe der Forstbetrieb pro Jahr an Wildbrett-Händler: jeweils mindestens 600 Rehe und Wildschweine sowie 200 bis 250 Hirsche im Jahr.
Ein großer Schock nicht nur für den Forstbetrieb Hammelburg , sondern die gesamten Bayerischen Staatsforsten sei ein tödlicher Unfall bei Waldarbeiten im Februar 2022 gewesen, berichtet Zippert: Zwischen Ruppertshütten und Frammersbach wurde ein 52-jähriger Forstarbeiter aus Gemünden bei Baumfällarbeiten von einem Baum am Kopf getroffen.
Der langjährige Mitarbeiter des Forstbetriebs Hammelburg sei sofort tot gewesen. Die Untersuchung habe ergeben, dass er nichts falsch gemacht habe: Beim Fällen eines Baumes seien durch die Erschütterung nacheinander zwei dürre Eichen umgefallen, eine davon habe den 52-Jährigen erschlagen.
„Seitdem gehen wir mit Totholz viel kritischer um“, nennt Betriebsleiter Zippert eine Konsequenz des Unfalls. Alle Mitarbeiter würden ermuntert, den Bereich um einen zu fällenden Baum noch besser zu untersuchen. Im Zweifelsfall werde lieber die Arbeit unterbrochen.
Zudem geht der Forstbetrieb im Rahmen eines Pilotprojektes neue Wege: Bislang hätten die Bayerischen Staatsforsten in ihren Betrieben keine eigenen Traktoren und Rückefahrzeuge. In den kommenden Monaten schafft der Betrieb Hammelburg nun jedoch einen Seilschlepper an, der gezielt der Unfallverhütung in gefährlichen Beständen dient.
Unfallverhütung als oberstes Ziel
„Wir haben das Konzept dazu gemeinsam mit unseren Leuten erarbeitet“, berichtet Zippert. Sicherheit sei schon immer wichtig gewesen, unter anderem erfolge bereits rund die Hälfte des Einschlags mit Maschinen. Wo das nicht möglich sei, vor allem an Hängen oder bei dicken Wertholzstämmen, gelte seit jeher der Grundsatz, dass Forstwirte immer im Team arbeiten und niemals alleine im Bestand unterwegs sind.
Auch eine gute Ausrüstung und Funkgeräte in abgelegenen Bereichen ohne Mobilfunkempfang seien selbstverständlich. „Wir tun alles dafür, dass sich ein solcher Unfall nicht wiederholt“, betont Zippert.