zurück
Oberbach
Forschungsprojekt: Warum kehren immer weniger Rotmilane zurück?
Ist der Mensch schuld am Rückgang des Rotmilans? Das will ein internationales Projekt herausfinden. Auch in Rhön-Grabfeld sollen Vögel mit GPS-Sendern ausgestattet werden.
Der Rotmilan steht mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Vögel. Am Projekt Life Eurokite zum Schutz der großen Greifvögel ist auch der Landkreis Bad Kissingen beteiligt.
Foto: Archivfoto Heidi Witzmann | Der Rotmilan steht mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Vögel. Am Projekt Life Eurokite zum Schutz der großen Greifvögel ist auch der Landkreis Bad Kissingen beteiligt.
Bearbeitet von dpa Bearbeitet von Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:57 Uhr

Der Fund von drei toten Rotmilanen im Raum Hammelburg sorgte dieser Tage für Empörung in Naturschutz-Kreisen. Eine Vergiftung wird nicht ausgeschlossen. Die Ermittlung nach der Todesursache läuft noch.  Schließlich soll der vielfältige Einsatz für den Erhalt der Vogelart nicht durch illegale Machenschaften gefährdet werden.

Dabei ist gerade jetzt die Zeit, in der sich diese Vögel gut beobachten lassen. Mit dem Einzug des Frühlings sind sie auch am Himmel über der Rhön zu sehen. Die Rückkehrer aus dem Süden kann man am tief gegabelten Schwanz und ihrer eleganten Flugweise leicht erkennen. Leider werden es in den letzten Jahren deutschlandweit immer weniger, sodass die Art bereits auf der Vorwarnliste bedrohter Vögel steht.

Im Biosphärenreservat wurden daher zwischen 2014 und 2020 in einem großen Rotmilan-Projekt der Charaktervogel der Rhön und sein Lebensraum genauer untersucht. Mithilfe unterschiedlicher Maßnahmen sollten die Nahrungssituation in der immer monotoner werdenden Agrarlandschaft verbessert und die Verluste von Jungvögeln durch Fressfeinde wie Waschbären verringert werden. Im Projektzeitraum wurde auch das Vorkommen der Rotmilane beobachtet und ihre Lebensstätten erfasst. Bis 2020 wurden durchschnittlich 358 Revierpaare gezählt, womit die Rhön einen Schwerpunkt bei der Rotmilan-Population in Deutschland bildet. 

Illegale Tötungen

Ein zweites, europaweites  Großprojekt zur Erforschung des Rückgangs der Rotmilan-Population, in dem die Rhön wieder eine Rolle spielt, ist jetzt angelaufen. Hier steht nicht der Lebensraum, sondern das Problem illegaler Tötungen im Mittelpunkt. Um mehr über den Rückgang der Rotmilane herauszufinden, beteiligt sich der Landesbund für Vogelschutz (LBV) am internationalen und von der EU geförderten Projekt "Life Eurokite". Wie LBV-Projektleiter Torben Langer in einer Mitteilung dazu erläutert ist es "Ziel des Projektes, in vielen Ländern West-, Mittel- und Osteuropas die Gründe für nicht natürliche Todesursachen der Greifvogelart zu untersuchen."

Sehr unterschiedliche Populationstrends in Europa würden den Verdacht nahelegen, "dass der Rotmilan auch unter der illegalen Verfolgung und hier insbesondere unter Vergiftungen leidet", so Langer weiter.

Im Rahmen von Life Eurokite sollen in den kommenden Jahren europaweit mehrere Hunderte junger Rotmilane besendert werden, etwa 80 davon in sieben bayerischen Landkreisen, darunter auch in Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld sowie in Main-Spessart. Die Jungtiere werden im Nest beringt und mit GPS-Satellitensendern ausgestattet. Die ersten sollen einen solchen "Daten-Rucksack" bereits im Juni bekommen. Auf diese Weise werden Naturschützer und alle Interessierten live die Flugrouten der Greifvögel auf einer Karte im Internet mitverfolgen können. 

Der Rotmilan leidet unter anderem unter illegaler Verfolgung und Vergiftungen.
Foto: Archiv Marion Eckert | Der Rotmilan leidet unter anderem unter illegaler Verfolgung und Vergiftungen.

Anhand der Sender kann der LBV-Biologe in Zukunft alle Bewegungen der Vögel verfolgen, um so in Erfahrung zu bringen, ob und wo einer von ihnen umkommt - und das fast auf den Meter genau. "Dies wiederum ermöglicht es uns, den umgekommenen Rotmilan zeitnah aufzuspüren, ihn zu bergen, die Todesursache festzustellen und im Umfeld der Fundstelle auch Beweise für eventuelle illegale Handlungen sicherzustellen, also zum Beispiel Giftköder, Fallen oder ähnliches", sagt Torben Langer.

Gezielte Gegenmaßnahmen

Kommt dabei heraus, dass ein Vogel tatsächlich an menschlicher Einwirkung gestorben ist, sollen mit dem erworbenen Wissen in Zukunft gezielt Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, um so zum Schutz des Rotmilans in Bayern beizutragen.

Das Projekt sei ihm natürlich bekannt, so Daniel Scheffler, Kreisvorsitzender des LBV in Rhön-Grabfeld im Gespräch mit dieser Redaktion. Wann und wie es in der Rhön konkret umgesetzt wird, darüber habe er noch keine Informationen erhalten. Entsprechend möchte er sich mit einer Einschätzung noch zurückhalten. Auch Dieter Fünfstück, Kreisvorsitzender des LBV in Bad Kissingen, zeigt sich über Life Eurokite informiert. Er begrüßt die Ziele des Vorhabens, die Zugrouten der Rotmilane genauer zu erforschen und damit einen längst überfälligen Schritt gegen die illegale Greifvogeljagd in Südeuropa zu unternehmen.

Hintergrund zum Projekt

Life Eurokite wird über das Life Programm EU zur Förderung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen finanziert. Die Koordination für das Life Eurokite Projekt übernimmt die Mitteleuropäische Gesellschaft zur Erhaltung der Greifvögel (MEGEG).
Life Eurokite hat sich den grenzüberschreitenden Schutz des Rotmilans in Europa durch Reduzierung von Menschen verursachter Sterblichkeit zum Ziel gesetzt. Der Rotmilan brütet ausschließlich in Europa und ist durch illegale Verfolgung gefährdet. Innerhalb des Projektes will man mithilfe von Telemetrie von Menschen verursachten Tötungen der Tiere auf den Grund gehen und daran arbeiten, diese zu verhindern. Mehr zum Projekt unter www.life-eurokite.eu
Quelle: dpa
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Oberbach
Deutsche Presseagentur
Forschungsprojekte
Gegenmaßnahmen
Greifvögel
Illegale
Jungvögel
Naturschützer
Tiere und Tierwelt
Todesursachen
Vogelarten
Vogelschutz
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top