Der Vorsitzende des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (ULLV) Helmut Schmid besuchte den Kreisverband Münnerstadt . In seiner Rede informierte er über die Bayerische Schulpolitik im Lichte des neuen Koalitionsvertrages und die Meinung des BLLV dazu.
Als größtes Problem in der Schulpolitik werde der Lehrermangel wahrgenommen, gefolgt von der Arbeitsbelastung der Lehrkräfte. In Bayern seien zehn von 100 Lehrerstellen nicht oder nicht adäquat besetzt. Fünf Prozent seien Menschen, deren einzige Schulerfahrung ihre eigene sei.
In Unterfranken gebe es kaum Schulen, die in diesem Schuljahr noch keinen Unterrichtsausfall hatten. An vielen Schulen werde mit gekürzten Stundenplänen unterrichtet. Auch Verwaltungskräfte und Hausmeister müssten immer wieder Tätigkeiten übernehmen, für die sie nicht ausgebildet seien. Außerdem gebe es in Unterfranken zurzeit 500 Substitutionslehrkräfte, denen aber die Ausbildung fehlt. Auch die Eltern stellen immer höhere Erwartungen an die Schule.
Die Dienstherren in München würden zwar die immer größeren Belastungen sehen, aber weiter Forderungen bezüglich externer Evaluation, Alltagskompetenzen, Digitalisierung und mehr stellen. Der Lehrerberuf sei heute eine komplexe und aufreibende Aufgabe und für junge Leute nicht attraktiv. In absehbarer Zeit gebe es nur zwei Lehrämter mit halbwegs ordentlicher Perspektive: Grundschule und Gymnasium.
Wie wird die Koalition gegensteuern? Im Koalitionsvertrag sollen bis 2028 9000 neue Stellen im Schulbereich geschaffen werden. Neu ist, dass künftige Lehrkräfte ihr Studium in der Heimat absolvieren und anschließend auch dort unterrichten können. Der Koalitionsvertrag führt weiter aus, dass die Eingangsbesoldung A 13 für Grund- und Mittelschullehrkräfte bis 2028 umgesetzt werden soll. Schulleitungen werden bis 2028 um eine halbe Besoldungsstufe angehoben.
In den Schulen nimmt die Leistung der Viertklässler seit 2011 kontinuierlich ab. Dies gelte auch für andere Jahrgangsstufen. Mehr als fünf Prozent der bayerischen Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss. Der Zusammenhang zwischen Schulerfolg und sozialer Herkunft sei nirgendwo so signifikant wie in Bayern.
In der Grundschule sollen vor allem Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen vermittelt werden. Jetzt werde als neues Schulfach die Vermittlung von Alltagskompetenzen dazukommen. In der ersten Klasse soll eine dritte Sportstunde eingeführt werden. Der Koalitionsvertrag hält am gegliederten Schulsystem fest, die Durchlässigkeit soll weiter gefördert werden. Die digitale Schule und der digitale Unterricht sollen gefördert werden.
Helmut Schmid stellte Forderungen an die Koalition, die Verbesserungen der materiellen und immateriellen Rahmenbedingungen enthalten, eine Flexibilisierung der Lehrerbildung , eine Entlastung der Schulleitungen und eine Steigerung der Ausbildungskapazitäten für Fach- und Förderlehrer. Hoffnung macht Schmid in der Schulpolitik , dass es viele überzeugte, sehr gute und emphatische Lehrerinnen und Lehrer gebe. Sie dürften aber nicht kaputt gemacht werden. maa