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BAD KISSINGEN
Folk Club für Syrer, Afghanen und Ukrainer
Tolle Stimmung herrschte am Freitag beim English Folk Club in der Notunterkunft.
Foto: Isolde Krapf | Tolle Stimmung herrschte am Freitag beim English Folk Club in der Notunterkunft.
ikr
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:54 Uhr
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Musik verbindet Menschen, ja sogar Nationen. Das ist auch in Bad Kissingen so. Am 22. Januar sitzen Afghanen neben Syrern und Ukrainern auf einer Bank und interessieren sich dafür, was Engländer, Iren und Deutsche da vorn auf der improvisierten Bühne musikalisch zu bieten haben. Zwischendurch treten die Zuwanderer selbst mit Instrumenten auf. Und dann wird natürlich auch getanzt, gesungen und sehr viel gelacht. Es sind vor allem die glücklichen Gesichter, die deutlich machen, dass der Abend in der Notunterkunft eine rundum gelungen Sache ist.
Dennis Dennehy hatte sich die Sache zunächst etwas anders vorgestellt: Wie in seinem English Folk Club in Hausen sollte jeder mit seinem Instrument 15 Minuten lang auf der Bühne stehen, während das Publikum still zuhört – das war der Plan. Doch dann kommen die Bewohner so gut in Stimmung, dass es zunehmend schwierig wird, die Aufmerksamkeit auf die einzelnen Künstler zu lenken. Da wird immer wieder zwischendurch zu den Bongos getanzt, man unterhält sich, lacht, die Kinder wuseln durcheinander. Es herrscht eben eine super Stimmung.
Dennoch kommen die Auftritte beim Publikum an. Ob es Dennehy und Bruno Heinl sind, die mit Gitarre und Mundharmonika Folksongs zum Besten geben oder Jürgen Bauer auf der Trompete – der Beifall ist gleichermaßen stürmisch. Yousef und Zen wagen sich mit der orientalischen Oud (Kurzhalslaute) und dem Bongo (Röhrentrommel) auf die kleine Bühne. Auch dieser Rhythmus kommt an, man sieht die Zuschauer im Takt hin- und her gehen. Die kleine Judi versucht sich anschließend am Piano, bevor sich Jürgen Bauer mit seiner Posaune unter die Leute mischt. Und dann wird erst mal wieder ausgiebig getanzt.
Die Stimmung verselbstständigt sich. Doch die Organisatoren vom Folk Club lassen erst mal alles laufen, wie es kommt. Dann greifen sie doch ein und stellen die nächsten Interpreten vor: Khalid trägt eindrucksvoll ein arabisches Gedicht vor. Dann ist das Duo vom Schwarzen Adler in Burkardroth dran: Elmar Kirchner und Birgit Bert lassen mit Mandoline und Querflöte englische und deutsche Volkslieder hören. Angela Fronia spielt auf der Altflöte. Manuela und Andy singen Lieder zur Gitarre.
Wolfgang Meurer und Mohammed haben sich etwas Besonderes ausgedacht. Meurer, der Gedichte liebt, hat für diesen Abend Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ im Handgepäck.  Dann kommt er mit Mohammed ins Gespräch, der spontan beschließt, Hesses Zeilen ins Arabische zu übertragen. Gesagt, getan. Die Beiden treten so zu sagen in einen poetischen Dialog, indem der Eine einen Abschnitt auf Deutsch, der Andere eine Strophe auf Arabisch zum Besten gibt. Die Zuhörer sind begeistert, freuen sich ganz offensichtlich, dass sie etwas von der poetischen Kunst verstehen.
Folk- und Rock-Songs haben Horst und Yousef für das Publikum dabei, als sie mit Gitarre und Cajon (Kistentrommel) loslegen. Schließlich ist dann auch Abdol Sami dran, der begabte Sänger und Keyboarder. Und dann ist da noch Mohammad Alafif, der sich das Gitarrespielen selbst beibrachte und mit Leidenschaft in der Stimme sanfte englische Songs hören lässt. Der 33-Jährige kommt aus Syrien und ist studierter Chemie-Ingenieur. Er ist begeistert von diesem ereignisvollen Abend, wie er am Rand der Veranstaltung sagt. „Wenn alles zerstört ist, muss man sich eine neue Heimat suchen“, sagt er auf die Frage nach dem Beweggrund seines Hierseins. Dankbar sei er, dass Deutschland ihm „diese Chance bietet“. Er sei gerade dabei, intensiv Deutsch zu lernen. Später hofft er Arbeit zu finden. Deutschland habe ihn schon sehr frühzeitig interessiert, deshalb seien ihm Kant und Schlegel nicht ganz unbekannt. „Und wenn man Musik liebt wie ich, kennt man auch Stücke von Bach und Beethoven.“

 

 
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