Wernarz
Flüchtlinge: Vier Unterkünfte schließen
Weil immer mehr Flüchtlinge ausziehen, werden erste Unterkünfte im Landkreis Bad Kissingen zu gemacht. Doch nicht jeder darf sich eine Wohnung suchen.
In vielen Flüchtlingsunterkünften trafen in diesem Jahr die Briefe des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ein. Etliche brachten gute Nachrichten für die Bewohner. Vor allem syrische Flüchtlinge dürfen bleiben, erst einmal, und sich in Deutschland eine Existenz aufbauen, so lange der Bürgerkrieg ihr Land nicht zur Ruhe kommen lässt. Manche Briefe aber sorgen für Tränen, nämlich dann, wenn der Asylantrag nicht bewilligt wurde und Menschen in ihre Heimat zurückgeschickt werden.
Nach und nach verlassen die anerkannten Asylbewerber die Unterkünfte. Im Landkreis Bad Kissingen sind aktuell nur noch 81,3 Prozent der Plätze, die für Flüchtlinge zur Verfügung stehen, belegt. Deshalb beginnt Stefan Seufert, Asylkoordinator am Landratsamt Bad Kissingen, damit, erste Unterkünfte zu schließen. Zum Ende des Jahres werden die dezentralen Einrichtungen in Wernarz (Bad Brückenau), Trimberg (Elfershausen) und Haard (Nüdlingen) geschlossen. Die Unterkunft in der Weihertorstraße in Hammelburg, die nur übergangsweise genutzt wurde, wird ebenfalls zum 31. Dezember aufgelöst.
"Sehr unerwartet", kam diese Entscheidung für Jürgen Treichel. Der Inhaber des "Weißen Ross" in Wernarz war der erste im Altlandkreis Bad Brückenau, der eine dezentrale Unterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung stellte. 23 von insgesamt 36 Plätzen sind belegt, für etwa die Hälfte der Bewohner ist das Asylverfahren abgeschlossen. Treichel lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und macht klar, dass es "Sache des Mieters sei", wenn die Appartements im ehemaligen Hotel nicht mehr benötigt würden. Von den Flüchtlingen aber sei die Entscheidung "mit Bestürzung" aufgenommen worden. "Die Leute würden gern bleiben", schildert Jürgen Treichel. Nun sollen die Menschen auf umliegende Unterkünfte - etwa nach Zeitlofs oder Riedenberg - verteilt werden, sagt Seufert. Die Gespräche dafür liefen im Moment an.
Von den sechs Gemeinschaftsunterkünften (GUs) im Landkreis steht für keine eine Schließung zur Debatte. Die Verträge seien zum Teil unbefristet, zum Teil befristet auf fünf oder zehn Jahre geschlossen worden, teilt Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, mit. "Die Tendenz geht eher dahin, dezentrale Unterkünfte aufzulösen." Bei der Verteilung der übrig gebliebenen Asylbewerber bevorzuge die Regierung eine Unterbringung in einer GU. Das ist im Sinne des Steuerzahlers, denn während GUs pauchal angemietet werden, erfolgt die Abrechnung dezentraler Unterkünfte im Landkreis Bad Kissingen zu 95 Prozent je nach Belegung, also pro Kopf.
Und dann sind da noch die Flüchtlinge, deren Asylanträge abgelehnt worden sind. Irakli Zhvania und seine Familie gehören zu ihnen. Noch leben sie im "Weißen Ross" in Wernarz. Zhvania möchte freiwillig ausreisen, um gegebenenfalls mit einem Arbeitsvisum wieder einreisen zu können , denn er hat in Wernarz Arbeit gefunden. Die Familie soll nun nach Zeitlofs verlegt werden - und ist davon gar nicht begeistert.
Was gesetzlich Recht und Ordnung hat, ist aus menschlicher Sicht nicht immer nachvollziehbar. Irakli Zhvania kann nicht verstehen, warum er mit seiner Familie nach Zeitlofs umziehen soll. In Wernarz bewohnt er ein eigenes Appartement. Es ist zwar nur 34 Quadratmeter groß, in Zeitlofs jedoch müssen sich bis zu acht Personen Bad und Küche teilen. Eine Verschlechterung, findet Zhvania. Zudem habe Tochter Kira nach zwei Jahren endlich ihre Zurückhaltung überwunden. Seine eigene Arbeitsstelle liegt nur ein paar Häuser entfernt. Seit Juni 2015 ist er beim Allgemeinen Baumdienst von Olaf de Vries in Wernarz vollzeitlich angestellt.
Der Asylantrag der Familie wurde nicht bewilligt. Doch bis die Papiere für Frau und Kind für die Ausreise nach Georgien beschafft sind, wird die Familie in Deutschland geduldet. Für diese Übergangszeit wollte sich Zhvania eine eigene Wohnung suchen, denn bisher zahlte er die Unterbringung im "Weißen Ross" selbst, 527 Euro - die Gebühren wurden im September angehoben - überweist er für die dreiköpfige Familie monatlich ans Landratsamt Bad Kissingen, Energiekosten inklusive.
Doch weil die Ausreise vor der Tür steht, darf Zhvania nicht umziehen. "Grundsätzlich sind ausreisepflichtige Asylbewerber, die geduldet sind, verpflichtet, in einer Unterkunft zu wohnen", stellt Johannes Hardenacke von der Pressestelle der Regierung von Unterfranken klar. Einen Antrag hat Zhvania zwar gestellt, an der vorliegenden Situation ändert das aber wenig. "Das Ziel ist nicht, den Aufenthalt in Deutschland zu verfestigen", begründet Hardenacke. "Das Ziel ist, eine zeitnahe Ausreise zu erreichen."
Zhvania muss also weiter die Gebühren für die Unterbringung zahlen, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Weil ihm die zu hoch sind, hat der Flüchtling jetzt seinerseits die Konsequenzen gezogen. Seit Dezember arbeitet er nur noch Teilzeit und liegt somit unter der Einkommensgrenze. So kommt wieder der Steuerzahler für die Kosten der Unterbringung auf. "Ärgerlich", sagt Arbeitgeber Olaf de Vries, denn er hätte genug Arbeit für den jungen Mann. Menschlich aber findet er es völlig verständlich.
Überblick über aktuelle Flüchtlingszahlen:
1165 Plätze stehen im Landkreis für Flüchtlinge zur Verfügung. Nicht alle davon sind noch voll belegt.
947 Flüchtlinge leben landkreisweit in sechs Gemeinschaftsunterkünften und 31 dezentralen Unterkünften.
341 Fehlbeleger verzeichnen Landratsamt und Regierung von Unterfranken im Landkreis. Das sind die Flüchtlinge, deren Asylantrag bearbeitet wurde, die aber noch keine Wohnung haben.
500 ausreisepflichtige Asylbewerber leben aktuell im Bezirk Unterfranken.
130 Abschiebungen aus Unterfranken registrierte die Regierung von Unterfranken in diesem Jahr.
Wohnungen weiterhin gesucht
Nach und nach verlassen die anerkannten Asylbewerber die Unterkünfte. Im Landkreis Bad Kissingen sind aktuell nur noch 81,3 Prozent der Plätze, die für Flüchtlinge zur Verfügung stehen, belegt. Deshalb beginnt Stefan Seufert, Asylkoordinator am Landratsamt Bad Kissingen, damit, erste Unterkünfte zu schließen. Zum Ende des Jahres werden die dezentralen Einrichtungen in Wernarz (Bad Brückenau), Trimberg (Elfershausen) und Haard (Nüdlingen) geschlossen. Die Unterkunft in der Weihertorstraße in Hammelburg, die nur übergangsweise genutzt wurde, wird ebenfalls zum 31. Dezember aufgelöst.
"Sehr unerwartet", kam diese Entscheidung für Jürgen Treichel. Der Inhaber des "Weißen Ross" in Wernarz war der erste im Altlandkreis Bad Brückenau, der eine dezentrale Unterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung stellte. 23 von insgesamt 36 Plätzen sind belegt, für etwa die Hälfte der Bewohner ist das Asylverfahren abgeschlossen. Treichel lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und macht klar, dass es "Sache des Mieters sei", wenn die Appartements im ehemaligen Hotel nicht mehr benötigt würden. Von den Flüchtlingen aber sei die Entscheidung "mit Bestürzung" aufgenommen worden. "Die Leute würden gern bleiben", schildert Jürgen Treichel. Nun sollen die Menschen auf umliegende Unterkünfte - etwa nach Zeitlofs oder Riedenberg - verteilt werden, sagt Seufert. Die Gespräche dafür liefen im Moment an.
GUs bleiben bestehen
Von den sechs Gemeinschaftsunterkünften (GUs) im Landkreis steht für keine eine Schließung zur Debatte. Die Verträge seien zum Teil unbefristet, zum Teil befristet auf fünf oder zehn Jahre geschlossen worden, teilt Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, mit. "Die Tendenz geht eher dahin, dezentrale Unterkünfte aufzulösen." Bei der Verteilung der übrig gebliebenen Asylbewerber bevorzuge die Regierung eine Unterbringung in einer GU. Das ist im Sinne des Steuerzahlers, denn während GUs pauchal angemietet werden, erfolgt die Abrechnung dezentraler Unterkünfte im Landkreis Bad Kissingen zu 95 Prozent je nach Belegung, also pro Kopf.Und dann sind da noch die Flüchtlinge, deren Asylanträge abgelehnt worden sind. Irakli Zhvania und seine Familie gehören zu ihnen. Noch leben sie im "Weißen Ross" in Wernarz. Zhvania möchte freiwillig ausreisen, um gegebenenfalls mit einem Arbeitsvisum wieder einreisen zu können , denn er hat in Wernarz Arbeit gefunden. Die Familie soll nun nach Zeitlofs verlegt werden - und ist davon gar nicht begeistert.
Was gesetzlich Recht und Ordnung hat, ist aus menschlicher Sicht nicht immer nachvollziehbar. Irakli Zhvania kann nicht verstehen, warum er mit seiner Familie nach Zeitlofs umziehen soll. In Wernarz bewohnt er ein eigenes Appartement. Es ist zwar nur 34 Quadratmeter groß, in Zeitlofs jedoch müssen sich bis zu acht Personen Bad und Küche teilen. Eine Verschlechterung, findet Zhvania. Zudem habe Tochter Kira nach zwei Jahren endlich ihre Zurückhaltung überwunden. Seine eigene Arbeitsstelle liegt nur ein paar Häuser entfernt. Seit Juni 2015 ist er beim Allgemeinen Baumdienst von Olaf de Vries in Wernarz vollzeitlich angestellt.
Abgelehnte Asylbewerber sollten in den Unterkünften bleiben
Der Asylantrag der Familie wurde nicht bewilligt. Doch bis die Papiere für Frau und Kind für die Ausreise nach Georgien beschafft sind, wird die Familie in Deutschland geduldet. Für diese Übergangszeit wollte sich Zhvania eine eigene Wohnung suchen, denn bisher zahlte er die Unterbringung im "Weißen Ross" selbst, 527 Euro - die Gebühren wurden im September angehoben - überweist er für die dreiköpfige Familie monatlich ans Landratsamt Bad Kissingen, Energiekosten inklusive. Doch weil die Ausreise vor der Tür steht, darf Zhvania nicht umziehen. "Grundsätzlich sind ausreisepflichtige Asylbewerber, die geduldet sind, verpflichtet, in einer Unterkunft zu wohnen", stellt Johannes Hardenacke von der Pressestelle der Regierung von Unterfranken klar. Einen Antrag hat Zhvania zwar gestellt, an der vorliegenden Situation ändert das aber wenig. "Das Ziel ist nicht, den Aufenthalt in Deutschland zu verfestigen", begründet Hardenacke. "Das Ziel ist, eine zeitnahe Ausreise zu erreichen."
Zhvania muss also weiter die Gebühren für die Unterbringung zahlen, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Weil ihm die zu hoch sind, hat der Flüchtling jetzt seinerseits die Konsequenzen gezogen. Seit Dezember arbeitet er nur noch Teilzeit und liegt somit unter der Einkommensgrenze. So kommt wieder der Steuerzahler für die Kosten der Unterbringung auf. "Ärgerlich", sagt Arbeitgeber Olaf de Vries, denn er hätte genug Arbeit für den jungen Mann. Menschlich aber findet er es völlig verständlich.
Überblick über aktuelle Flüchtlingszahlen:
1165 Plätze stehen im Landkreis für Flüchtlinge zur Verfügung. Nicht alle davon sind noch voll belegt.
947 Flüchtlinge leben landkreisweit in sechs Gemeinschaftsunterkünften und 31 dezentralen Unterkünften.
341 Fehlbeleger verzeichnen Landratsamt und Regierung von Unterfranken im Landkreis. Das sind die Flüchtlinge, deren Asylantrag bearbeitet wurde, die aber noch keine Wohnung haben.
500 ausreisepflichtige Asylbewerber leben aktuell im Bezirk Unterfranken.
130 Abschiebungen aus Unterfranken registrierte die Regierung von Unterfranken in diesem Jahr.
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