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LKR Bad Kissingen
Pflegenotstand: Eine Chance für Geflüchtete?
Die Branche sucht händeringend Personal. Warum der Einstieg nicht einfach ist.
Viele ältere Menschen sind auf die ambulante Pflege angewiesen.       -  Viele ältere Menschen sind auf die ambulante Pflege angewiesen.
Foto: Tom Weller, dpa | Viele ältere Menschen sind auf die ambulante Pflege angewiesen.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 27.06.2024 10:30 Uhr

Der Pflegebranche fehlen akut Fachkräfte. Mit der demografisch bedingten Alterung der Bevölkerung verschärft sich die Lage auf lange Sicht weiter. Geflüchtete aus der Ukraine sowie anerkannte Asylbewerber können in der Branche Fuß fassen, allerdings nicht von heute auf morgen.

Für sie gelten die gleichen Voraussetzungen wie für jeden anderen Bewerber und Interessenten auch. Das heißt, an erster Stelle stehen die fachliche Qualifikation und die notwendigen Sprachkenntnisse.

"Arbeitgeber suchen händeringend nach Fachkräften"

Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit (Schweinfurt) sieht im Pflegebereich, sei es der Alten- wie auch der Krankenpflege , grundsätzlich gute Chancen für eine berufliche Basis. „Arbeitgeber suchen händeringend nach Fachkräften. Der pflegerische Bereich bietet gute Aufstiegschancen und auch Verdienstmöglichkeiten.“

Allerdings dämpft er etwaige Erwartungen, dass mit Geflüchteten oder Asylbewerbern dergrundsätzliche Fachkräftemangel behoben werden könne. „Eine persönliche Neigung, das Interesse und die notwendige Empathie für den Beruf und den Umgang mit pflegebedürftigen Menschen muss vorhanden sein.“

Es fehlen Sprachkurse

Geflüchtete aus der Ukraine haben zwar sofort Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland, doch scheitere dies zunächst häufig an den notwendigen Sprachkenntnissen.

Von rund 400 im Jobcenter Bad Kissingen arbeitssuchend gemeldeten Ukrainerinnen und Ukrainer (70 Prozent weiblich und 30 Prozent männlich) nehmen derzeit gut 200 an Sprachkursen teil.

Laut Stelzer gebe es nicht genug Sprachkurse, um die geflüchteten Menschen schnell mit der deutschen Sprache vertraut zu machen. „So ein Sprachkurs ist nicht in ein paar Wochen absolviert“, verweist Stelzer auf den Zeitfaktor. „Die meisten sind für einen beruflichen Einstieg noch gar nicht vorbereitet.“

Um das Sprachniveau für eine Umschulung zur Pflegefachkraft zu bekommen, seien erfahrungsgemäß meist zwei Jahre notwendig.

Qualifikationen werden unterstützt

40 Menschen aus der Ukraine seien bis Oktober in Helferbereich im Hotel- und Gaststättengewerbe, Einzelhandel, Baugewerbe und Gesundheitswesen vermittelt worden. Häufig beginne der Einstieg als Helfer, was sich aber mit zunehmenden Sprachkenntnissen und Qualifizierungen sehr schnell ändern könne. Die Agentur für Arbeit zahle Qualifizierungen, was für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber von Vorteil sei.

Gerade der Pflegebereich biete viele Vorteile. Es sei zwar ein anspruchsvoller und durchaus auch anstrengender Beruf, doch eine Pflegefachkraft finde überall in Deutschland einen Arbeitsplatz. Je nach persönlicher Situation könne häufig auch in Teilzeit gearbeitet werden.

Zu wenig Gehalt?

Als eine Ursache für den Fachkräftemangel in der Pflege werden unter anderem zu niedrige Gehälter angeführt. Stelzer hierzu: „Seit dem Jahr 2012 sind die Entgelte bis 2019 in der Krankenpflege weitgehend entsprechend der allgemeinen Lohnentwicklung gestiegen, in der Altenpflege waren die Steigerungen überdurchschnittlich. In den vergangenen zwei Jahren sind die Entgelte sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege im Gegensatz zur allgemeinen Lohnentwicklung überdurchschnittlich gewachsen.“

Caritas: Ausbildung ist möglich

Jutta Ort leitet die Flüchtlings- und Integrationsberatung des Caritasverbandes im Landkreis Bad Kissingen. Auch sie habe die Erfahrung gemacht, dass zu wenig Sprachkurse angeboten werden, denn ohne Sprachkenntnisse sei eine Ausbildung beziehungsweise Beschäftigung im pflegerischen Bereich nicht möglich.

Offen sei die Caritas für Geflüchtete und Asylbewerber. „Wir bilden auch aus, unter anderem in der Sozialstation. Doch allein mit Menschen aus der Ukraine oder Asylbewerbern lösen wir den Notstand nicht.“

Unterstützung wird gegeben

In den Helios-Kliniken arbeiten mehrere ukrainischstämmige Beschäftigte als Ärzte und Pflegefachkräfte, teilt Pressesprecher Markus Höppner mit. „Sie sind bereits länger bei uns tätig sind und wären bei der Integration von Pflegekräften aus der Ukraine gerne behilflich. Daher können wir uns gut vorstellen, auch weitere ukrainische Pflegekräfte einzustellen und bei der beruflichen Anerkennung zu unterstützen.“

Es wurde eine entsprechende Website eingerichtet, auf der sich interessierte Pflegekräfte aus der Ukraine über die Voraussetzungen und Möglichkeiten informieren, beraten lassen und bewerben können.

„Im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen und der Helios OrthoClinic Hammelburg liegen uns bislang keine Bewerbungen von Pflegekräften vor, wir würden dies aber sehr begrüßen.“

Internettipps:

Auf der Internetseite  der Helios-Kliniken finden Interessierte, die bereits eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger im Ausland erfolgreich abgeschlossen oder auch keine Ausbildung haben und in der Pflege tätig werden möchten, weiterführende Informationen.

Caritas Deutschland bietet umfassende Information, um Flüchtlinge in Pflegeberufe zu integrieren. 

Der Kontakt zur Flüchtlingsberatung  des Caritasverbandes Bad Kissingen.

 

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